In ihrem zweiten Fortschrittsbericht stellen die Mitglieder des Forums Nachhaltigere Eiweißfuttermittel (FONEI) ihre Erfolge und Hürden für mehr Nachhaltigkeit in der Wertschöpfungskette Eiweißfuttermittel vom Acker bis zum Teller vor. Positive Entwicklungen zeigen sich beispielsweise bei der Rückverfolgbarkeit entwaldungsfrei importierten Sojas oder in regionalen Kooperationsprojekten zu heimischen Körnerleguminosen und Raps. Die größten Herausforderungen sehen die Mitglieder der Multi-Stakeholder-Plattform in der Ausweitung des Angebots und der Erschließung neuer Märkte.
Der Bericht zeigt für den Zeitraum 2022 bis 2023 das Engagement der FONEI-Mitglieder auf und gibt Impulse für die Weiterentwicklung des Eiweißfuttermittelmarktes. Die FONEI-Akteure haben sich verpflichtet dazu beizutragen, dass auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette schrittweise immer nachhaltiger agiert wird.
Erfolge vermeldet beispielsweise der Bundesfachverband Landwirtschaftlicher Trocknungswerke Deutschland e.V. (BLTD): Der Anteil von Luzerne an der Produktionsmenge von Trockengrün ist stabil auf ein Fünftel (19 Prozent) angestiegen. Vor drei Jahren lag er noch bei zehn bis 15 Prozent. Die Trocknung heimischer Eiweißpflanzen trägt dazu bei, unabhängiger unter anderem von Soja-Importen zu werden.
FONEI-Mitglieder berichten zudem über ihre Mitwirkung in Initiativen, die auf unterschiedliche Weise um mehr Nachhaltigkeit von Eiweißfuttermitteln bemüht sind. Hierzu zählen beispielsweise die Entwicklung des Zusatzmoduls „Sojaplus“ der QS Qualität und Sicherheit GmbH, das seit Anfang 2024 für QS-zertifizierte Futtermittelhersteller und -händler verpflichtend ist. Es bezieht bestimmte Nachhaltigkeitskriterien für den Anbau in den Soja-Ursprungsländern mit ein. Dazu gehören unter anderem die Bekennung zu einem Sojaanbau nach „guter landwirtschaftlicher Praxis“ oder die Verpflichtung, Gebiete, die als Naturschutzgebiet oder anderweitig gesetzlich gesichert sind, zu schützen und diese gegebenenfalls in ihren früheren Zustand zurückzuversetzen.
In einem weiteren Kooperationsprojekt wirken FONEI-Mitglieder an der Weiterentwicklung und Umsetzung der „Accountability Framework Initiative“ (AFi) mit – einem Fahrplan, um Entwaldung, Ökosystemumwandlung und Menschenrechtsverletzungen aus Rohstofflieferketten auszuschließen.
Nach Einschätzung der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) ist die Schaffung und Weiterentwicklung der Absatzmärkte eine wesentliche Grundlage für die positive Entwicklung der Anbauflächen bei Öl- und Eiweißpflanzen in Deutschland. Hier kommt – insbesondere für die Körnerleguminosen – neben der zunehmenden Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen für die Humanernährung dem Absatz im Futtermittelbereich eine Schlüsselrolle zu. Im Kalenderjahr 2023 wurden nach vorläufigen Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung 223 358 t Körnerleguminosen, darunter Futtererbsen, Ackerbohnen, Süßlupinen und sonstige Hülsenfrüchte, zu Mischfutter verarbeitet. Dies entspricht einem Anteil von 1,1 % an der Mischfutterherstellung.
Eine weitere Herausforderung ist, Nachhaltigkeit messbar, vergleichbar und transparent zu machen, sodass für das nachhaltiger erzeugte Eiweißfuttermittel ein entsprechend höherer Preis erzielt werden kann. Die FONEI-Akteure diskutierten hierzu beispielsweise die Methoden des Life Cycle Assessments und True Cost Accounting, die ökologische und soziale Folgekosten einer Produktion berücksichtigen. Aus Sicht der FONEI-Mitglieder sollten das ökonomische Risiko und der Mehraufwand besonders nachhaltig erzeugter sowie zertifizierter Produkte entlang der gesamten Wertschöpfungskette verteilt und sichtbar werden.
Den Mitgliedern ist grundsätzlich die Verbesserung der Rahmenbedingungen wichtig: Sie fordern eine förderpolitische Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit heimisch erzeugter Eiweißfuttermittel, insbesondere der Hülsenfrüchte.
BLE
Im FONEI sind 51 Unternehmen, Verbände, Organisationen, wissenschaftliche Einrichtungen und Behörden aus den Bereichen Landwirtschaft, Umweltschutz, Beratung, Futtermittel- und Lebensmittelproduktion sowie Lebensmittelhandel vertreten. Davon sind 28 Akteure reguläre Mitglieder und 23 assoziierte Mitglieder. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) betreut das FONEI in der Eiweißpflanzenstrategie (EPS) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Weitere Informationen und der aktuelle Fortschrittsbericht sind verfügbar unter www.eiweissforum.de.