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Neue Strategien gegen Schädlinge im Bio-Kernobstanbau

19.09.2022

In einem fünfjährigen Verbundprojekt haben Forscherteams gemeinsam mit Fachleuten aus Praxis und Beratung neue Strategien zur Regulierung verschiedener Schädlinge im ökologischen Kernobstbau untersucht. Dabei konnten sie vor allem für den Fruchtschalenwickler und die Pfennigminiermotte wirksame Maßnahmen erarbeiten. Für die Apfelsägewespe und die Rotbeinige Baumwanze gibt es dagegen nach wie vor keine vollständigen Lösungen zur Regulierung.

Die Studie wurde von Forscherinnen und Forschern der Universität Hohenheim, dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) - Rheinpfalz und dem Öko-Obstbau Norddeutschland Versuchs- und Beratungsring e.V. durchgeführt und über das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) gefördert. Das Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL) wird finanziert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

Für die zwei wichtigsten Schalenwicklerarten, die sich in Nord- und Süddeutschland massiv ausgebreitet haben, zeigte eine Kombinationsstrategie mit zwei biologischen Präparaten eine sehr gute Wirkung in den Untersuchungen. Dabei wurde der Pheromon-Lockstoff Isomateâ CLR MAX TT zusammen mit einem spezifischen Virus gegen den Schädling über das Mittel Capexâ eingesetzt, das eine zusätzliche Reduktion hoher Anfangspopulationen ermöglicht. Wegen der guten Wirksamkeit wurde das Verfahren bereits im Projektverlauf sehr erfolgreich in die Praxis eingeführt. Für das Produkte Isomateâ CLR MAX TT wurde aufgrund des hohen Schaderregerdrucks in den Jahren 2020 und 2021 eine Notfallzulassung erteilt.

Auch für die Bekämpfung der Pfennigminiermotte ergeben sich aus den Studienergebnissen konkrete Empfehlungen für die Praxis. Hier bewährte sich das Mittel NeemAzalâ TS, dessen Wirkstoff aus Blütenextrakten des Neembaums gewonnen wird. Bei korrekter Anwendung erzielten die Forschenden damit eine gute Reduktion der ersten Generation und eine noch höhere Wirksamkeit bei der zweiten Generation.

Entscheidend für den Erfolg der Maßnahme ist aus Sicht der Fachleute der Zeitpunkt der Anwendung. Optimal ist es, das Mittel möglichst kurz vor dem Schlupf der Larven auszubringen. Eine zweite Behandlung ist sinnvoll, wenn der Schlupf der Larven der ersten Generation länger als 14 Tage dauert oder wenn es nach der ersten Spritzung zu einer weiteren starken Schlupfperiode kommt. Verschiedene Schlupfwespenarten spielen bei der Regulierung der Pfennigminiermotte ebenfalls eine wichtige Rolle. Sie wurden durch die Behandlung nicht beeinträchtigt und konnten sich im Versuchszeitraum in den Obstanlagen etablieren.

Zur Regulierung der Sägewespe wurden in den Versuchen verschiedene Nematodenarten als natürliche Gegenspieler in den Anlagen ausgebracht. Die Nematoden konnten sich dabei länger im Boden etablieren, weshalb die Behandlung nicht direkt vor dem Schlupf des Schädlings erfolgen muss. Allerdings war die Ausbringung aufgrund sehr hoher notwendiger Wassermengen sehr aufwändig und nur bedingt praxistauglich. Der Einsatz der Nematoden blieb aber weitgehend ohne Wirkung. Ein Grund könnte sein, dass die Wespen in den Versuchsjahren noch vor dem Absterben durch die Nematoden genügend Eier ablegen konnten.

Die Rotbeinige Baumwanze tritt seit dem Jahr 2019 vermehrt im Bodenseegebiet auf und verursacht hier massive Schäden an den Früchten. Behandlungen mit biologischen Mitteln wie Spruzit® NEU oder einer Mischung aus Neudosan® Neu und Trifolio-S-forte zeigten in Freilandversuchen keine ausreichende Wirkung. Dennoch sehen die Forschenden insbesondere die Wirkstoff-Mischung als möglichen Baustein einer nützlingsschonenden Regulierungsstrategie. Ein weiterer Baustein könnte zukünftig der Einsatz des Eiparasitoiden Trissolcus cultratus sein. Wie diese Schlupfwespenart als Nützling optimal eingesetzt werden kann, wird derzeit in einem Folgeprojekt untersucht.


BÖL/BLE

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