Vom 11. bis zum 13. Juni kamen nach DLG-Angaben rund 17 000 Fachbesucherinnen und -besucher aus dem In- und Ausland auf die Flächen des landwirtschaftlichen Gutes Brockhoff bei Erwitte/Kreis Soest, um die zahlreichen Ausstellungen und Diskussionsforen der DLG Feldtage 2024 zu besuchen. Viele fanden auch ihren Weg zum Treffpunkt Ökolandbau und damit zu den Demoparzellen der Landwirtschaftskammer NRW und der Bioverbände.
Das Beraterteam für den ökologischen Land- und Gartenbau bei der Landwirtschaftskammer NRW hatte in den Monaten zuvor unter anderem vier Fruchtfolgen ausgearbeitet und angepflanzt, die sich bis Mitte Juni den vorangegangenen Witterungsverhältnissen zum Trotz ziemlich prächtig entwickelt hatten. „Die Natur gleicht die unpassenden Witterungsbedingungen irgendwann wieder aus und bringt die Kulturen auf den entsprechenden Entwicklungsstand. Wenn man mit Geduld und Augenmaß abwartet, gibt es auch nach verschobener Einsaat, nach Umbrüchen und Neuansaaten noch ein passables Pflanzenwachstum. Das hat mir meine langjährige Erfahrung als Ackerbauberater schon häufiger gezeigt - so auch dieses Jahr wieder“, meinte Franz-Theo Lintzen vom Ökoteam der Landwirtschaftskammer.
Eine ausführliche Darstellung der Fruchtfolgeversuche wird Mitte der kommenden Woche auf dieser Seite zu finden sein.
Das Projekt der Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau stellte an seinem Stand die Vielfalt der bundesweit gut 300 Betriebe vor. 32 davon liegen in Nordrhein-Westfalen. Standdienst hatten auch Hannes-Peter Dietrich und Juliane Stange mit Söhnchen Karl, die den Ökohof Kuhhorst in Berlin-Brandenburg nach Demeter-Richtlinien bewirtschaften.
Auch die Bio-Anbauverbände waren mit Demoparzellen zu Sorten und Anbaumethoden vertreten.
Der Biolandbetrieb Hof Sonnenschein aus Aurich in Niedersachsen wird seit 2018 ökologisch bewirtschaftet und ist sowohl Mitglied im Netzwerk der Leitbetriebe Pflanzenbau, als auch bei den Demonstrationsbetrieben Ökologischer Landbau. Nadja und Hermann Poppen mit Sohn Hilko können sich vorstellen, 2025 eine Bewerbung zum „Bundeswettbewerb Ökologischer Landbau“ loszuschicken.
Das Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau gehört zu den Zugpferden der Ackerbaustrategie der Bundesregierung. Auch an diesem Stand waren Mitglieder aus der landwirtschaftlichen Praxis vertreten, die bei ihren Berufskollegen die Werbetrommel für das Netzwerk rührten. Als Treffpunkt nutzten den Stand Martin und Franziska Ernst (hinten) aus Hildesheim, Katy Spanjer (rechts) aus Aschersleben und Patrick Mund (Mitte), der einen Betrieb in Hameln bewirtschaftet. Carola Herckelrath (links) ist eine der Ansprechpartnerinnen für das Netzwerk im Büro in Bonn.
Digitale Technik war auf den Feldtagen an allen Ecken und Enden zu sehen. Besonders spannend ist der Einsatz von Drohnen, unter anderem zur Ausbringung von Saatgut zum Beispiel auf nicht befahrbaren Flächen. Der Tank - hier eine Drohne mit einem Fassungsvermögen von 50 l für Saatgut und 40 l für Pflanzenschutzmittel – lässt sich aber auch für Pflanzenschutzmittel umrüsten. Wichtig: Es dürfen ausschließlich biologische PSM ausgebracht werden. Daher hat sich die Firma Schmidt Solutions - hier mit einer Drohne auf einer Ausstellungsplattform ihres Mitbewerbers Baumeister Drohnenservice - auf die Ausbringung von Mitteln im Weinbau spezialisiert. Eine Tankfüllung sei in weniger als zehn Minuten ausgebracht, so die Firmenvertreter. Der (Bio)Weinbau in Steillagen hat nur mithilfe dieser digitalen Technik überhaupt Überlebenschancen, sind sich Experten sicher.
Die Perspektiven des Ökolandbaus waren das Thema auf einer Podiumsdiskussion an der DLG-Plaza am Vormittag des 12. Juni. Das Ziel der Bundesregierung, bis zum Jahr 2030 auf 30 % der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland ökologisch zu wirtschaften, hält die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL), Silvia Bender, für durchaus ambitioniert. „Es sprechen viele Gründe, wie der Klimawandel und Artenschwund, dafür, das Ziel weiter zu verfolgen“, sagte Bender. „Mit unserer BioStrategie2030 haben wir einen Masterplan erarbeitet, um gute Rahmenbedingungen für den Ökolandbau zu schaffen.“ Der Ökolandbau etabliere ein nachhaltiges Wirtschaften in der Fläche. So sei die Hacktechnik auch im konventionellen Anbau mittlerweile Mainstream.
Bender bestätigte die Marktanalyse von Dr. Achim Schaffner, Experte für Ökolandbau im DLG-Fachzentrum Landwirtschaft, der auf Dellen beim Absatz von Bioprodukten in den vergangenen Jahren verwies. Geopolitische Krisen sowie die Verteuerung von Nahrungsmitteln hätten den Bio-Boom ausgebremst. „Dennoch liegen ökologisch angebaute Nahrungsmittel aus der Region weiterhin in der Gunst der Verbraucher“, meinte die Staatssekretärin. Als einen ausbaufähigen Absatzkanal von Ökoprodukten bezeichnete Bender die Außer-Haus-Verpflegung. „Hier finden die Verbraucher immer noch nicht die Produkte, die sie suchen. In jeder Kaserne sollten Biogerichte einen Anteil von 30 % haben“, formulierte Bender ihre Vision. Sie hält dafür den Aufbau von Wertschöpfungsketten für wichtig. Entsprechende Zusammenschlüsse finanziert das BMEL mit dem Förderprogramm Ökologischer Landbau.
Quelle: DLG
Die Projekte KleeLuzPlus und LeguNet, an denen auch das Ökoteam der Landwirtschaftskammer beteiligt ist, hatten ebenfalls Versuchsparzellen im Angebot.
Meike Siebel,
Landwirtschaftskammer NRW
Hannah Fischer, Landwirtschaftskammer NRW, und Kirstin Surmann, Öko-Modellregion Niederrhein, präsentierten die Hintergründe, Aufgaben und Erfolge der fünf nordrhein-westfälischen Öko-Modellregionen.