„Wir Menschen sind nicht alleine auf dieser Welt, sondern müssen verantwortlich leben und handeln. Kinder mit diesem Gedanken vertraut zu machen ist Teil der kosmischen Erziehung, wie sie in der Montessori-Pädagogik gelehrt wird. Dass diese Aktion hier an unserer Schule startet, freut mich also ganz besonders.“ „Diese Aktion“ ist das Digitale Lernprojekt „Hallo Bauer, wie geht denn Bio?“ für Schulen in NRW, das am 23. Juni Premiere an Schloss Hagerhof feiern konnte, zu der Schulleiter Dr. Sven Neufert neben einigen Medienvertretern auch Peter Schmidt von der Landesvereinigung Ökologischer Landbau e.V. (LÖL) in seiner Schule in Bad Honnef willkommen hieß. „Pädagogen und Umweltfachleute wünschen sich gleichermaßen, dass die Digitalisierung an Schulen und die Bildung in nachhaltiger Entwicklung enger verzahnt werden. Das könnte mit dem Pilotprojekt „Hallo Bauer, wie geht denn Bio?“, das die LÖL entwickelt hat, zukünftig gelingen“, so Peter Schmidt.
Seit 20 Jahren gibt es an der Montessorischule Schloss Hagerhof ein Landwirtschaftspraktikum, währenddessen Kinder der Jahrgangsstufe 8 für zwei Wochen auf landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Betrieben „hospitieren“. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten dabei Antworten auf die Frage: „Wie kommt das Essen auf den Tisch?“ „Da gab es in der Vergangenheit immer mal wieder den einen oder anderen schockhaften Moment im Kuhstall oder in der Apfelplantage, wenn die Kinder feststellten, dass Kühe Dreck machen oder Äpfel auch mal Würmer haben“, wusste Schuldirektor Neufert zu berichten. „Das kennen sie vom Convenience Food so nicht.“
Auch sonst engagieren sich Schüler und Lehrer an Schloss Hagerhof im Umwelt- und Naturbereich: Es gibt die Umwelt- und die Garten-AG und die Schüler haben ein Bienenhotel gebaut - alles unter der Prämisse, die Erfordernisse des eigenen Lebens mit einem Mehr an Biodiversität in Einklang zu bringen. Bad Honnef als Kommune bietet dafür mit Projekten wie „Bad Honnef lernt Nachhaltigkeit“ beste - auch finanzielle -Rahmenbedingungen.
Keine 20, aber immerhin gute drei Jahre nutzt Schloss Hagerhof die digitalen Medien für den Unterricht. Die Schülerinnen und Schüler sind mit eigenen i-Pads ausgestattet, als Tafeln dienen interaktive Boards. Somit sei das Digitale Lernprojekt nicht das erste hybride Projekt, das an Schloss Hagerhof läuft. „Als erste beteiligte Schule in NRW können wir jetzt aber deutlicher machen, welche Lernerfolge in der Nachhaltigkeitsbildung über dieses digitale Lernprojekt zu erzielen sind“, zeigte sich Martin Lehnert, Biologielehrer und Projektleiter an der Schule, sehr zufrieden mit dem Start in seiner Klasse 7a. Seit einigen Wochen befassen sich seine Schülerinnen und Schüler im Biologieunterricht mit den Themen nachhaltige Landwirtschaft und ökologischer Landbau. Selbstständig haben sie sich mit digitalem Unterrichtsstoff versorgt. Nach dieser Vorbereitung in der 7. Klasse starten die Kinder dann eine Woche nach den Sommerferien ins reguläre landwirtschaftliche Praktikum der Jahrgangsstufe 8.
„Wir haben außerdem einen Bio-Betrieb aus NRW ausgewählt, über den die Klasse online Daten und Fakten gesammelt und einiges an Wissen angehäuft hat“, so Lehnert weiter. Dieser Landwirt ist Klaus Bird vom Hof Frohnenbruch in Kamp-Lintfort. Den wiederum hat Peter Schmidt von der LÖL vermittelt - so schließt sich der Projekt-Kreis. „Wir brauchen natürlich Landwirte, die digital genauso fit und affin sind wie die Schüler und die Lust auf digitale Kommunikation mit den Schulklassen haben“, meinte Schmidt, der selber einen Biobetrieb im Bergischen Land bewirtschaftet. „Wir Landwirte wissen: Die Stadt fängt direkt vor den Hoftoren an. Und über digitale Medien schaffen wir es, Kinder in der Stadt zu erreichen, die eben noch nicht auf einem Hof waren.“ Schmidt zeigte sich überzeugt, dass von der Ökolandwirtschaft in NRW nicht nur landwirtschaftliche Innovationen ausgehen. Die Ökolandwirte würden sich vielmehr auch gesellschaftlichen Anforderungen, wie der Nachhaltigkeitsbildung, stellen. „Das auf dem digitalen Wege zu machen, ist sehr kreativ und zukunftsorientiert. Den Besuch auf einem Bauernhof ersetzt das Chatten mit dem Landwirt aber nicht, denn: Bei einer Videoschalte kommt man nicht wirklich ins Schwitzen!“, meinte der Vertreter der LÖL augenzwinkernd.
Biolehrer Martin Lehnert und Schulleiter Dr. Neufert halten das Digitale Lernprojekt für einen sehr interessanten Ansatz für Schüler/innen und Lehrer/innen gleichermaßen, den Schloss Hagerhof ganz sicher in den kommenden Jahren weiterverfolgen möchte. Und auch Peter Schmidt als Projekt-Mitentwickler wird daran arbeiten, dass immer mehr Schulen sagen: Das will ich auch! Sieben weitere Schulen machen schon NRW-weit mit, Start ist nach den Sommerferien.
Meike Siebel,
Landwirtschaftskammer NRW
Das Projekt „Hallo Bauer, wie geht denn Bio?“ läuft im Rahmen der Aktionstage Ökolandbau NRW 2021, die vom 28. August bis 12. September sattfinden sollen. Initiator der Aktionstage sind die Landesvereinigung Ökologischer Landbau NRW e.V., die Landwirtschaftskammer NRW und das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV). Die Kampagne wird vom MULNV gefördert.