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Agroforst schlägt Wurzeln am Niederrhein

26.03.2024

Das Team des Agroforst Reallabors, angesiedelt im Forschungsschwerpunkt Nachhaltige Ernährungssysteme an der Hochschule Rhein-Waal, hat seit Anfang 2023 zahlreiche Aktivitäten initiiert, darunter die Gründung eines Netzwerks aus landwirtschaftlichen Betrieben mit bereits etablierten Agroforstsystemen und solchen in Planung. 

Agroforstsysteme zeichnen sich durch ein Mehr an Gemeinwohl- und Ökosystemdienstleistungen aus: höhere Kultur- und Artenvielfalt, Erosions- und Wasserschutz, Schattenspender für erhöhtes Tierwohl, Windbruch, Kohlenstoffspeicherung, begünstigtes Mikroklima und hierdurch höhere Flächenerträge – gleichzeitig sind sie komplexer in der Bewirtschaftung und erfordern von Landnutzern entsprechendes Know-how.

Das Reallabor baut zum einen auf dem Engagement und der Pionierarbeit niederrheinischer Landwirte und Landwirtinnen auf und knüpft zum anderen an die bisherige Forschungs- und Lehrtätigkeit im Bereich der Agroforstwirtschaft an der Hochschule Rhein-Waal an. Die partizipative Methodik des Reallabors ermöglicht es verschiedenen Interessengruppen, in realen Umgebungen zusammenzuarbeiten und gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln, die den regionalen Anforderungen gerecht werden.

Zahlreiche Fragestellungen

Fragestellungen aus der landwirtschaftlichen Praxis bilden somit den Antrieb der Forschung im Agroforst Reallabor. Dabei werden zunächst sowohl pflanzenbauliche, tierwissenschaftliche als auch sozioökonomische Fragestellungen bearbeitet. Je nach Bedarf können diese um technische, ökologische oder weitere Fragen erweitert werden. Im Rahmen des Projekts werden unterschiedlichste Betriebe und Agroforstsysteme wissenschaftlich begleitet, zum Beispiel Obst- und Nuss-Agroforstsysteme mit dem Ertragsziel Baumfrüchte, Baumweidesysteme mit Tierhaltung, moderne intensiv bewirtschaftete Agroforstsysteme oder auch Streuobstwiesen als traditionelle und extensive Form der Agroforstwirtschaft.

Da die Blumen- und Pflanzenbranche am Niederrhein stark vertreten ist, werden zudem Möglichkeiten zur Umsetzung von Agroforst im Topfpflanzenbau eruiert. Der regionale Projekt-Fokus ermöglicht einen engen Austausch mit den Akteuren vor Ort. Gemeinsam werden die ortsspezifischen Gegebenheiten und Potenziale der Agroforstwirtschaft am Niederrhein ausgelotet.

Stimmen aus der Praxis: Warum Agroforstwirtschaft am Niederrhein?

„Um den Hof fit zu machen für die nächsten Generationen, ist es sinnvoll sich schon jetzt Gedanken zu machen, wie Landwirtschaft in Zukunft funktionieren kann. Um Agroforst kommt man da quasi nicht mehr drum herum und es ist ja total sinnvoll, die Fläche mehrfach zu nutzen und die Zeit, bis unsere Nussbäume Erträge liefern, auch auszunutzen.“  Pia Haartz, Agroforstwirtin auf Hof Birgel am Niederrhein.


„Agroforstsysteme ermöglichen uns die Effekte von Heckenstrukturen - Schatten für Tiere, Windbruch, Habitat für Nützlinge, Diversifizierung der Kulturen - in den Ackerbau zu integrieren, ohne den Ackerstatus dauerhaft zu verlieren oder die effiziente Bearbeitung zu beeinträchtigen.“  Hendrik van Aken, Agroforstwirt in der Landschäferei Berkhöfel in Bedburg-Hau. 

Trockentoleranz im Blick

Zur Untersuchung der Trockentoleranz verschiedener Apfel-Unterlagen wird 2024 ein Experiment im Tropischen Gewächshaus der Hochschule Rhein-Waal durchgeführt. Dieses wurde auf Grundlage regionaler und überregionaler Fragen aus der Praxis und Forschung designt. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen einer trockentoleranteren und damit besser an den Klimawandel angepassten Anlage von Obstplantagen, Streuobstwiesen und modernen Agroforstsystemen dienlich sein.

Neben der Forschung ist das Zusammenbringen lokaler Akteure und Akteurinnen in wesentliches Ziel, allen voran die am Thema interessierten landwirtschaftlichen Betriebe. Regelmäßige, themengebundene Veranstaltungen tragen zum Erfahrungsaustausch und zur Vernetzung bei. So war Agroforst-Experte Burkhard Kayser im Herbst 2023 für einen Workshop zur Planung von Agroforstsystemen an der Hochschule Rhein-Waal zu Gast. Die konkreten Vorhaben der Betriebe des Reallabor-Netzwerks wurden gemeinsam diskutiert und bearbeitet.

Auf dem Campus der Hochschule Rhein-Waal ist ein Campus-Agroforstsystem im Kleinformat unter Einbindung von Studierenden, Praktikantinnen und Praktikanten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entstanden. Im vergangenen Sommer wurden unter anderem trockenheitstolerante Feldkulturen, wie Kichererbse und Sorghum, unter Sanddorn angebaut. Derzeit finden sich auf einer weiteren Fläche verschiedene fruchttragende Baum- und Straucharten in Kombination mit annuellen Winterkulturen. Das Campus-Agroforstsystem ist unter anderem auch Bestandteil der vielfältigen Schaugärten, die regelmäßig für die Öffentlichkeit, zum Beispiel im Rahmen von Veranstaltungen, zugänglich sind.

Weitere Infos und Veranstaltungen

Neben den landwirtschaftlichen Betrieben sind weitere regionale und überregionale Akteure und Akteurinnen Teil des Netzwerks, darunter die Landwirtschaftskammer NRW mit dem Versuchs- und Bildungszentrum Haus Riswick, die Stadt Kleve, der Permakultur-Niederrhein e.V., LIKK e.V., sowie der bundesweit tätige Deutsche Fachverband für Agroforstwirtschaft e.V. (DeFAF e.V.). Auch 2024 wird es Veranstaltungen geben, so zum Beispiel Anfang Juni eine Agroforst-Sommerwoche an der Hochschule Rhein-Waal.

Den Veranstaltungskalender und weitere Projekt-Infos finden Sie unter https://transform-hsrw.org/projekt/agroforst-reallabor/.


Anna-Lea Ortmann, Agroforst Reallabor – TransRegINT

Weitere Informationen

Hintergrund des Projektes

Das Agroforst Reallabor ist Teil des Projekts TransRegINT. Mit dem Projekt TransRegINT - Transformation der Region Niederrhein: Innovation, Nachhaltigkeit, Teilhabe hat sich die Hochschule Rhein-Waal zum Ziel gesetzt, nachhaltigen Wandel in der Region wissenschaftsbasiert mitzugestalten. Gefördert wird das Projekt über das Programm Innovative Hochschule vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Diese Förderinitiative unterstützt Hochschulen dabei, aus Erkenntnissen der Forschung kreative Lösungen für die drängenden Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Bis Ende 2027 wird TransRegINT mit Fördergeldern in Höhe von knapp 10 Mio. € unterstützt. Dies ermöglicht es, Lösungen zu erarbeiten, um die Zukunft in der Region im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu gestalten.

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