Bundesprogramm Ökologischer Landbau
Eine Vorkeimung des Kartoffelpflanzguts ist nachweislich eine gute Maßnahme zur Er-tragssicherung im Ökologischen Landbau. Je nach Pflanzverfahren bzw. –technik brechen aber bei der Pflanzung oft Keime bzw. Triebe ab. Versuchshypothese ist, dass trotz einer Reduzierung der Keime durch die Pflanztechnik der Vorteil der Vorkeimung erhalten bleibt.
Der vorliegende Versuch soll folgende Versuchsfragen klären: 1. Welche Auswirkung hat ein Abbruch von Keimen bei vorgekeimten Kartoffeln auf den Ertrag und die Ertragsbildung der Kartoffeln? 2. Kann das Vorkeimen auch bei Keimabbruch noch einen ökonomischen Vorteil bringen?
2010
Die tatsächlich vorhandenen Keime an den Knollen lagen mit 47 % bis 69 % i.d.R. über den angestrebten 50 % Keimabbruch. Entsprechend waren auch die Anzahlen tatsächlich vorhandener Triebe mit 51 % bis 67 % höher als geplant. Der Ertrag der Sorte Belana lag über alle Varianten und Jahre mit im Mittel 273 dt/ha unter dem der Sorte Laura mit 339 dt/ha. Bei der Variante nicht vorgekeimt erzielte die Sorte Belana im Mittel der drei Jahre 244 dt/ha und die Sorte Laura 310 dt/ha. Sowohl in der Variante vorgekeimt (295 dt/ha Belana und 363 dt/ha Laura) als auch in der Va-riante Keimabbruch (279 dt/ha Belana und 345 dt/ha Laura) konnten beide Sorten im Mittel der drei Jahre deutlich höhere Erträge realisieren als bei der Variante nicht vorgekeimt, wobei durch den Keimabbruch etwas Ertrag verloren ging. Die entsprechenden Mehrerträge durch das Vorkeimen auch bei Keimabbruch lagen zwischen 23 dt/ha und 72 dt/ha bei der Sorte Belana und zwischen 1 dt/ha und 84 dt/ha bei der Sorte Laura (Tab. 1). Bei der Sorte Belana konnte dieser Mehrertrag fast in allen Jahren auch statistisch abgesichert werden, so dass nur im Jahr 2008 bei der Variante Keimabbruch mit 8 % Mehrertrag gegenüber der Variante nicht vorgekeimt nicht zu sichern waren. Die Sorte Laura zeigt im Jahr 2010 keine statistisch zu sichernden Unterschiede in den Versuchsvarianten und erzielt bei Keimabbruch sogar den höchsten Ertrag. Die insgesamt guten Erträge in allen drei Jahren lagen zum einen vermutlich daran, dass kaum oder nur spät die gefürchtete Phytophthora auftrat. Diese führte in früheren Versuchen der LWK NRW bei nicht vorgekeimten Kartoffeln zu deutlichen Ertragsverlusten. Zudem wurde am Standort Auweiler bewässert, was insbesondere im heißen und trockenen Sommer des Jahres 2010 von Vorteil war. Somit kommt der Vorteil des Vorkeimens in diesen Jahren nicht deutlich hervor, da auch die nicht vorgekeimten Kartoffeln gute Erträge erbringen konnten insbesondere die Sorte Laura im Jahr 2010. Um so erstaunlicher ist es, dass auch in diesen nicht-Krautfäule-Jahren das Vorkeimen auch mit Keimabbruch häufig einen deutlichen Ertragsvorteil bringt. Überdies konnte das Vorkeimen bei der Sorte Belana im Jahr 2010 deutlich dichtere Bestände erzeugen, da das überall verwendete schlechte Pflanzgut (Befall mit Rhizoctonia und Erwinia) nur bei der Variante nicht vorgekeimt zu Fehlstellen im Bestand führte. Der fast genauso hohe Ertrag in der Variante Keimabbruch im Vergleich zu der Variante vorgekeimt ist offenbar u.a. dadurch zu erklären, dass die Pflanzen in der Lage sind, die abgebrochenen Keime zu kompensieren, indem sie neue Keime austreiben oder mehr Triebe pro Keim bilden. So war letztlich die Anzahl Stängel pro Pflanze im Feld bei Keimabbruch kaum reduziert und erreicht noch 78 % bis 94 % oder sogar 106 % der Anzahl Stängel der vorgekeimten Variante.