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Kick-Off für den Niederrhein

17.06.2022

Am 14. Juni wurde auf Haus Riswick der offizielle Startschuss für die Projektarbeit der Öko-Modellregion Niederrhein gegeben. Damit kann der Austausch zu Themenschwerpunkten in der Region nun richtig Fahrt aufnehmen.

Eine gut gefüllte Aula zeigte am Dienstag vergangener Woche die große Resonanz auf die Einladung zu der Auftaktveranstaltung, mit der die Arbeit in der und für die Öko-Modellregion (ÖMR) Niederrhein in den kommenden Wochen und Monaten starten kann. Dr. Franz-Josef Stork, Landwirtschaftskammer NRW, freute sich als Gastgeber darüber, dass die verschiedenen Akteure, wie Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, Vertreter aus Handwerk und Forschung, Verarbeiter und Händler und viele mehr, so zahlreich in Riswick erschienen waren und es mit eben diesen engagierten Akteurinnen und Akteuren weitergehen könne. „Der Standort Haus Riswick mit der Öko-Schule und dem ökologischen Versuchswesen ist eng mit dem Ökolandbau in der Region verbunden und wird dabei alle Beteiligten unterstützen, über Ausbildung und Beratung noch mehr Betriebe vom Ökolandbau zu überzeugen“, versprach der Leiter des Versuchs- und Bildungszentrums Landwirtschaft.

Monika Berg, Referatsleitung Ökologischer Landbau im MULNV, überbrachte die Grüße aus dem Ministerium und zeigte sich beeindruckt von den rund 120 Gästen, die nach Riswick angereist waren. „Wenn Unternehmer einen ganzen Tag investieren, um sich über die Möglichkeiten eines Engagements in der neuen Öko-Modellregion zu informieren und erste Kontakte zu knüpfen, bedeutet das sehr viel!“ Die Referatsleiterin betonte, wie breit die Akteurinnen und Akteure - Städte, Kirchen, Unternehmen, Landwirte, Gastronomie, um nur einige zu nennen - in der Region aufgestellt seien. „Das Konzept beruht auf starken Partnern, die angesichts der derzeitigen Probleme weltweit umso stärker zusammenarbeiten müssen. Die aktuellen Herausforderungen sollten nicht dazu führen, aufzugeben, sondern im Gegenteil: Jetzt geht es erst recht darum, die Menschen vom Wert des ökologischen Landbaus und regionaler Wertschöpfungsketten zu überzeugen, ihre Zustimmungsbereitschaft zu erhöhen und mit in die Arbeit der Öko-Modellregionen einzubeziehen!“, appellierte sie. Das Land NRW und ihr Ministerium würden weiterhin die Verbände und die Landwirtschaftskammer NRW dabei unterstützen, Betriebe zu beraten und die Vermarktung ökologischer Produkte zu fördern.


Langer Atem gefragt

Die Öko-Modellregionen sind keine neue Erfindung. Das machte Rachel Fischer, Koordinatorin der ÖMR bei der Landwirtschaftskammer NRW, deutlich. „In Baden-Württemberg heißen sie Musterregionen, in Hessen gibt es ein beinahe flächendeckendes Öko-Modellregionen-Land, Bayern hat seit gut acht Jahren einen bunten Teppich aus 27 staatlich anerkannten ÖMRs, Niedersachsen zählt immerhin sieben solcher Regionen. Und seit 2021 sind nun auch endlich Sachsen und NRW mit dabei“, gab Rachel Fischer einen Überblick. Die Zielsetzung sei bei allen ähnlich: Der Ausbau des Absatzes ökologischer Produkte in der Region, die Unterstützung regionaler Wertschöpfungsketten und Netzwerke und letzten Endes die Stärkung des ökologischen Landbaus in NRW.

Doch was trägt zu einer erfolgreichen Öko-Modellregion bei? Das konnte Dr. Maike Hamacher den Interessierten am Niederrhein erklären. Hamacher ist seit zwei Jahren Projektmanagerin in der ÖMR Rhön-Grabfeld in Nordbayern. Nachdem der Freistaat zunächst das Projekt „Bioregio 2020“ ausgeschrieben und darin die Förderung von 20 % Biolandbau in Bayern proklamiert hatte, wird das Projekt nun unter dem leicht, aber richtungsweisend abgeänderten Namen „Bioregio 2030“ fortgeschrieben mit dem Ziel, bis zum Jahr 2030 30 % Ökolandbau in Bayern erreicht zu haben. Die 27 staatlich anerkannten Öko-Modellregionen sind ein Mittel, dieses Ziel zu erreichen.

„In der ÖMR Rhön-Grabfeld bringen wir zwei sehr verschiedene Naturräume unter einen Hut: Die grünlanddominierte Rhön im Norden und das sehr trockene Grabfeld im Süden. Und obwohl damit auch zwei grundsätzlich verschiedene Bewirtschaftungsweisen - Grünlandwirtschaft und Ackerbau - einhergehen, konnte in den fünf Jahren seit Bestehen der ÖMR Rhön-Grabfeld der Anteil der ökologischen Betriebe auf 15 % verdoppelt und er Flächenanteil auf 18 % erhöht werden“, so die Referentin aus Unterfranken. Dafür sei aber eine langfristige Zusammenarbeit des Managements mit allen Akteuren, „von den Erzeugern bis auf den Teller“, enorm wichtig. „Übrigens auch beim Management, denn nur, wenn man sich über mehrere Jahre mit einer Region und ihren Menschen, Produkten und Bedürfnissen auseinandersetzt, kann man auch zielgerichtet etwas bewegen!“, ist sich die Projektmanagerin sicher.

Das Projektmanagement der ÖMR ist, zusammen mit Gartenbau, Regionalmanagement, Arten- und Klimaschutz, im Landkreis Rhön-Grabfeld im Sachgebiet „Nachhaltige Regionalentwicklung" angesiedelt. Mit den Kolleginnen und Kollegen pflegt Hamacher einen engen Austausch, die Interessen bilden oftmals Schnittmengen. Und in einem gemeinsamen Netzwerk aus den insgesamt 27 Managerinnen und Managern der bayerischen Öko-Modellregionen bearbeitet Maike Hamacher die vier Handlungsfelder Erzeugung, Verarbeitung, Vermarktung und Bildung. „Da nicht allein auf weiter Flur zu kämpfen ist ganz wichtig für die Motivation“, betonte Dr. Hamacher, die sehr wohl weiß, dass es bei allen Projekten immer wieder einen langen Atem braucht.

Zum gefragten Ansprechpartner werden

Das beinahe wichtigste Element ihrer Arbeit sei die lückenlose Öffentlichkeitsarbeit für die Region, die sich nicht nur in dem Siegel für die „Dachmarke Rhön“ erschöpft. „Im Bereich regionales Marketing und Vermarktung ist diese schon vor der ÖMR geschaffene Dachmarke Rhön ein wichtiger Netzwerkpartner, sodass wir diesen Wiedererkennungseffekt mit nutzen können. Ich erkläre aber gleichzeitig immer und immer wieder jedem, der es wissen möchte, was das Wesen unserer Öko-Modellregion ist und was wir bewirken möchten. Und ich merke, dass ich dadurch als Ansprechpartnerin anerkannt werde und schon beinahe eine Art Fangemeinde aufgebaut habe. Wenn es immer mehr Vermittler der Projektideen gibt, ist schon viel erreicht“, so Hamacher. Als Beispiele solcher Projekte nannte die Referentin die „Bio-Heumilch Rhön-Vogelsberg“, ein Landesgrenzen-übergreifendes Marketing-Projekt, die Frischeküche am Rhön-Gymnasium oder die Bio-Brotbox-Aktion, bei der die Öko-Modellregion I-Dötzchen zu Schuljahresbeginn mit einem nachhaltigen Bio-Frühstück überrascht. „Wir informieren die Öffentlichkeit über einen Newsletter oder Presseartikel regelmäßig über diese Aktionen, was allseits großes Interesse weckt.“

Eine ganz gezielte Verbraucherinformation gebe es auch zu Logistik und Strukturen zwischen Erzeuger- und Nachfrage-Seite. „Wir sind bemüht, die Produkte der Biobetriebe, die weit in der Region verstreut liegen, zu bündeln, um so auch ein gebündeltes Angebot für deren Vermarktung zu haben. Damit wiederum können wir die Verfügbarkeit der Biolebensmittel stärken und am Ende die Nachfrage steigern“, machte Dr. Maike Hamacher aufgrund ihrer zweijährigen Erfahrung den anwesenden Niederrheinern Mut.

Weitere Infos zur ÖMR Rhön-Grabefld gibt es unter https://www.oekomodellregionen.bayern/rhoen-grabfeld


Es gibt viel zu tun

In ihrem Vortrag zu den konkreten Zielsetzungen und Pilotprojekten in den ersten drei Jahren der Öko-Modellregion Niederrhein machte Kirstin Surman, frisch gebackene Öko-Modellregionen-Managerin, die ihren Sitz passender Weise in der Wirtschaftsförderung des Kreises Wesel hat, deutlich, dass es jede Menge zu tun gebe. „Der Niederrhein liegt mit 3 % ökologisch bewirtschafteter Fläche weit unter dem Durchschnitt in NRW und allein für eine Verdoppelung auf 6 % in den nächsten Jahren müssen wir uns alle ziemlich anstrengen“, prophezeite sie. Gleichzeitig betonte Surmann, dass es am Niederrhein ja schon zahlreiche gut vernetzte Erzeuger und verarbeitende Unternehmen gebe. „Landwirtschaft und Gartenbau bieten in der Praxis mehr als 6 000 Menschen Arbeit, zusammen mit dem vor- und nachgelagerten Bereich sind es sogar gut 14 000 Arbeitsplätze, die wir erhalten und noch attraktiver machen möchten. Landwirte, Gärtnereien und deren Marktpartner haben dabei häufig dieselben Interessen wie die Verbände, Vereine und weitere Organisationen, sie verfolgen dieselben Ziele für den ländlichen Raum. Mit den Projektarbeiten in der ÖMR können wir diesen Zielen nun ein ganzes Stück näherkommen“, frohlockte Kirsten Surmann. Von Vorteil sei die tolle Lage der niederrheinischen Betriebe, die zum Beispiel das Ruhrgebiet, die Ballungsräume Düsseldorf und Köln sowie die BeNeLux-Länder als Absatzmärkte schon erschlossen hätten.

Jetzt gehe es darum, den Mehrwert regionaler (Bio)Produkte bei diesen und noch mehr Verbrauchern zu kommunizieren. „Dazu werden auch wir eine Dachmarke entwickeln und den Wiedererkennungswert unserer Produkte erhöhen“, kündigte die ÖMR-Managerin an.


Themensammlungen aus dem Plenum

Um einen Überblick über die ganz konkreten Fragen und Interessen der anwesenden potenziellen Akteure und Akteurinnen zu bekommen, wurden deren Themen gesammelt. Aus diesen werden in nächster Zeit Projekte entwickelt, erste Arbeitsgemeinschaften gegründet und konkrete Arbeiten angestoßen:

  • Klimagerechtigkeit in der Region umsetzen
  • Welche Wertschöpfungsketten können realisiert werden?
  • Standardausschreibungstext für Großküchen, insbesondere in Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen erarbeiten
  • Mobile Schlachtereien/Käsereien etablieren
  • Zuerst in Kreis- und Landeskantinen mit bereits vorhanden Bioprodukten aus der Region starten
  • Planungssicherheit für landwirtschaftlichen Betriebe
  • Gesunde Ernährung an den Schulen
  • Kooperation und Austausch mit anderen ÖMR, deren Leuchtturmprojekte eventuell auch für den Niederrhein übernehmen
  • Image der Landwirtschaft im Blick haben und aufbessern
  • Gründer- und Start-up-Kultur etablieren
  • Verbrauchkommunikation/Dachmarke schaffen

ÖMR können der Region dienen

Zu guter Letzt waren es die Landrätin des Kreises Kleve, Silke Gorißen, und Landrat Ingo Brohl aus dem Kreis Wesel, die die Projektarbeit in der Öko-Modellregion offiziell eröffneten. Beide Kreispolitiker zeigten sich gewiss: „Die Öko-Modellregionen werden der ganzen Region Niederrhein dienen, da sie die großen Themen der Landwirtschaft insgesamt anpacken. Wir werden diese Arbeit breit unterstützen!“ Ingo Brohl meinte, er sehe nicht nur die Notwendigkeit, dies zu tun. „Ich habe auch persönlich großen Spaß daran, mich bei der Förderung unserer niederrheinischen Kulturlandschaft einzubringen und sie als das prägende Bild der Region zu stärken“, versprach er.


Meike Siebel,

Landwirtschaftskammer NRW

 

Weitere Informationen

Kontakt

Kirstin Surmann

Kreis Wesel

Reeser Landstr. 31 
46483 Wesel

Telefon: +49 281 2074015

Fax: +49 2812074022

Email: kirstin.surmann@kreis-wesel.de


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