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Energiewende, Agrarwende - AgriPV?

28.09.2023

Sowohl die EU-Agrarpolitik als auch die Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Nutzungssysteme stellen steigende Ansprüche an Landwirtinnen und Landwirte. Gleichzeitig kann diese Situation erhebliche Potenziale für die Landwirtschaft eröffnen, wenn man sie erkennt und ausschöpft. Dass die Photovoltaik eine dieser Optionen ist, Agrarwende, Ressourcenschutz und die Anpassung an den Klimawandel zu vereinen, wurde auf einer Tagung der FiBL Projekte GmbH deutlich.

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL, hatte Mitte September zu einem Online-Seminar über Agri-Photovoltaik im (Öko)Landbau eingeladen. Die Referenten, Prof. Dr. Klaus Müller vom Leibnitz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung, kurz ZALF, und Bernhard Strohmayer vom Bundesverband Neue Energiewirtschaft, bne, stellten ihre Thesen zur Photovoltaik auf Acker und Grünland sowie deren Ausgestaltungsoptionen, Chancen und Herausforderungen sowohl für die Landwirtschaft, als auch für die Kommunen dar. Im Folgenden soll auf die Ausführungen zur Photovoltaik auf landwirtschaftlichen Nutzflächen näher eingegangen werden.

Potenziale für die Agrarwende

Die derzeitige Ausgangslage sei gekennzeichnet durch die Energiewende - Klimaneutralität bis 2045 inklusive landwirtschaftlicher Sektor -, die Agrarwende mit ihrem Kostensenkungswettbewerb am Weltmarkt sowie dem notwendigen Biodiversitätsschutz, durch den Strukturwandel, der sich in einen Innovationswettbewerb statt in einen Kostensenkungswettbewerb umkehren müsse, sowie die Anpassung an den Klimawandel und die damit einhergehende Ernährungssicherung unter extremen Wetterbedingungen. „Am Ende steht die Akzeptanz durch die Bevölkerung, also ein gesellschaftlicher Konsens, in dem die Landwirtschaft als Problemlöserin gesehen wird anstatt nur als Problemverursacherin“, nannte Prof. Dr. Klaus Müller die wesentlichen Punkte. Die aktuelle Ausgangslage in der Landwirtschaft, und zwar der konventionellen und ökologischen gleichermaßen, lasse sich in anderen Worten auf diese Nenner bringen: Flächenverlust, Kostendruck, negative Auswirkungen des Klimawandels, schwierige EU-Rahmenbedingungen und ein Imageproblem.

„Hier kann die Agri-PV als Option, als Chance ergriffen werden, hier können Energiewende und Landwirtschaft unter einen Hut gebracht werden!“, meinte Klaus Müller. So biete eine PV-Anlage, die nicht als Freiflächenanlage gebaut, sondern über einer landwirtschaftlich oder gartenbaulich genutzten Fläche stehe, die Möglichkeit der strukturellen Weiterentwicklung eines Betriebes und damit letztenendes zusätzlicher Einnahmen für Landwirte. Dem oft kritisch gemeinten Argument, dass bei Agri-PV-Anlagen mehr Fläche als bei Freiflächen verbraucht werde, setzte der Wissenschaftler entgegen, dass durch den leicht erhöhten Flächenverbrauch gleichzeitig ein Mehrwert derselben entstehe und diese doppelt nutzbar seien. „Die Einnahmen aus einer Kultur, sei es Obst oder eine Marktfrucht, lassen sich durch die Einnahmen aus der Stromproduktion stabilisieren und diversifizieren, der Betrieb wird unabhängiger von Fördergeldern“, brachte Müller als Pluspunkt an. Ebenso werde man unabhängiger von den Klimafolgen, es werde Verdunstung reduziert, Extremwetterereignisse seien abzuferdern, mit dem aufgefangenen Regen habe man mehr Bewässerungsoptionen, was die Grund- und Trinkwasserbelastung reduziere - Müller sprach hier von einem „Ressourcenschutz für die Agrarlandschaftsnutzung“.

Agri-PV als Baustein für Kulturlandschaften von Morgen


Gesellschaftlicher Interessensausgleich

Derzeit würden große PV-Anlagen unabhängig von der Förderung durch das EEG entstehen, überall in der Kulturlandschaft. „Es geht also nicht mehr darum, ob Agri-PV-Anlagen entstehen, sondern nur noch um das Wie und Wo sowie um die Akzeptanz durch die Bevölkerung“, zeigte sich Müller überzeugt.

Nach seiner Vorstellung müssten möglichst viel Agri-PV- die klassischen Freiflächenanlagen ablösen. „Dazu muss die Forschung aber natürlich noch bessere landwirtschaftliche Nutzungsoptionen entwickeln, damit die Landwirte nicht die Beeinträchtigungen durch die PV-Anlagen, sondern deren Synergieeffekte erkennen“, gab Müller zu bedenken. Dazu gehöre auch, den Biodiversitätsschutz und die Einbindung der Anlagen ins Landschaftsbild zu optimieren.

Doch wie kann das Vorhaben „mehr Agri-PV“ zum gesellschaftlichen Interessensausgleich beitragen? „Wenn sich nicht nur die Landwirtinnen und Landwirte, sondern parallel dazu auch große Stakeholder, wie Umwelt-, Kommunalverbände und Genehmigungsbehörden von Anfang an einbinden lassen und nicht zuletzt die lokale Bevölkerung bei der Planung gehört und berücksichtigt, vielleicht über Teilhabeoptionen beteiligt wird, sollte das Akzeptanzproblem sukzessive verschwinden“, war sich Prof. Dr. Müller sicher und versprach, dass die Forschung weiter an praktikablen und effizienten Lösungen arbeiten werde.


Meike Siebel,

Landwirtschaftskammer NRW

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