Eine Impfung verbessert Tier- und Umweltschutz in der Fleischproduktion. Das ist das Ergebnis der "Feldstudie zur Impfung gegen Ebergeruch (FINGER)".
Die meisten für die Mast bestimmten männlichen Ferkel werden chirurgisch kastriert. Ohne diesen Eingriff kann das Fleisch einen unangenehmen Geruch entwickeln und ist dann kaum verkäuflich. Eine mögliche Alternative ist die Immunkastration. Dabei wird den Tieren ein Impfstoff verabreicht, der die Bildung von Geschlechtshormonen zeitweise unterdrückt. In dem Projekt „Feldstudie zur Impfung gegen Ebergeruch (FINGER)“ haben Forschende der Universitäten Göttingen und Kiel sowie des Max Rubner-Instituts in Kulmbach unter anderem die Umweltbilanzen immunkastrierter und chirurgisch kastrierter Schweine sowie unkastrierter Eber verglichen, die Tiergesundheit sowie die Produktqualität bewertet und die Handelswertermittlung überprüft. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Immunkastration keine relevanten Nachteile für die Qualität der Erzeugnisse hat und mehr Tier- und Umweltschutz in der Fleischproduktion gewährleistet. Zum Projektabschluss wurden die Ergebnisse in Kiel im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern aus Landwirtschaft, Fleischverarbeitung und Lebensmittelhandel vorgestellt und diskutiert.
In der gemeinsamen „Kieler Erklärung“ erkennen wichtige Beteiligte der Branche die Ergebnisse des Projekts an, insbesondere die wissenschaftlich bestätigte Gleichwertigkeit der Fleisch- und Fettqualität von immunkastrierten männlichen Schweinen im Vergleich zu weiblichen Schweinen und die daraus resultierende Eignung ihrer Schlachtkörper für die weitere Verarbeitung. „Wir sind stolz darauf, mit unserer Forschung einen Beitrag zur Verbesserung von Tier- und Umweltschutz zu leisten“, erklärt Prof. Dr. Daniel Mörlein aus der Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Göttingen. „Unser Projekt liefert Fakten, um die oft emotional geführte Diskussion rund um Praktiken der Fleischerzeugung zu versachlichen.“
Die Forschenden aus Göttingen führten zur Beurteilung der Fleisch- und Fettqualität chemisch-physikalische und sensorische Untersuchungen durch und ließen Personen verschiedene Fleischprodukte testen. „Die Ergebnisse belegen, dass die Immunkastration die Qualität der Erzeugnisse nicht vermindert“, so Mörlein. „Angesichts der Vorteile in Bezug auf den Tierschutz und die Umweltbilanz kann die Immunkastration daher als Alternative zur chirurgischen Kastration empfohlen werden.“
Obwohl die Impfung mit dem Impfstoff Improvac® weltweit seit über 20 Jahren angewendet wird und eine Vielzahl von wissenschaftlichen Veröffentlichungen dazu vorliegen, sind die praktischen Erfahrungen in Deutschland sehr begrenzt. Bisher fehlen praxisnahe Studien, die mögliche Folgen der Immunkastration an umfangreichen Daten mit verschiedenen Schweinerassen, Fütterungstechniken und Futterrationen untersuchen. Gleiches gilt für die Klassifizierungs- und Abrechnungssysteme. Wegen dieser Unsicherheit hat die Impfung in Deutschland bisher keine Marktrelevanz erlangt.
Das Projekt wurde im Rahmen des Bundesprogramms Nutztierhaltung vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert.
Quelle: Wissenschaftskommunikation der Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Göttingen
Kontakt:
Prof. Dr. Daniel Mörlein
Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutztierwissenschaften
Abteilung Produktqualität tierischer Erzeugnisse
Telefon: 0 551/ 39 -25 601; E-Mail: daniel.moerlein@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/91413.html