Seit Mitte Januar vermarkten die Milchviehhalter die ersten 28-Tage-Kälber. Dabei bestätigen sich alle Befürchtungen, die der landwirtschaftliche Berufsstand geäußert hat – aber seitens der Politik nicht gehört wurden.
Bislang liefen die „Montags-Kälber-Touren“ meist so ab: Für die angemeldeten Kälber hinterließ der Landwirt für den Kälbervermarkter an bekannter Stelle die „Rinderpässe“. Der holte zügig - meist alleine - ab und wollte auf den Landwirt nicht warten, der schon irgendwo an der Fahrmiete oder bereits auf dem Feld unterwegs war. Die 28-Tage-Kälber sind jetzt nicht nur 15 bis 20 kg schwerer, sondern sie können jetzt auch (schneller) laufen. Alleine ein Kalb auf den PKW-Anhänger zu schieben, ist nicht mehr ganz so einfach. Der Landwirt sollte jetzt helfen - zumindest so lange, bis sich alles eingespielt hat. Fest steht: Mit der Berufsgenossenschaft hat sich der Verordnungsgeber nicht abgesprochen.
An den Sammelstellen läuft es im wahrsten Sinne des Wortes besser. Die älteren Kälber bewegen sich problemloser in Gruppen bei der Verladung, als das vorher die 14-Tage-Tiere getan haben.
Sicher ist, dass bei der Geburt ohnehin leichtgewichtige Kälber nach 28 Tagen relativ noch leichter sind als ihre frohwüchsigen Kollegen. Die finanzielle Maßregelung für die leichten Kälber wird vergleichsweise höher ausfallen.
Mehr noch als bisher wird das Gewicht statt der Genetik beim Erlös eine Rolle spielen. Von der Kälbernotierung in KW 4 waren die Milchviehhalter enttäuscht. Für ein 60 kg HF-Bullenkalb deutete sich ein Preis von 120/130 € an. Für Kälber mit einem Geweicht von 55 kg plus zeigte sich ein Abschlag von rund 20 €, darunter, bei 50 kg plus, ein Abschlag von 30 €. Insgesamt waren die Kälber leichter als erwartet - so die Preismelder.
Preislich mag noch etwas kommen, wenn homogene Gruppen schwerer Kälber an den Markt kommen. Denn das Angebot insgesamt war am Montag besagter Woche noch gering, die Kälberpässe aber alle da.
Sicher ist: Die Frage „Was wiegt das gute Tier?“ wird zukünftig eine größere Rolle spielen. Eine Waage in der Nähe der Kälberboxen dürfte da von Vorteil sein. Denn die Ausstattung der Kälbertransportfahrzeuge, die oft PKW-Anhänger sind, mit transportablen Waagen ist oftmals kaum möglich, die Gewichtsfeststellung gewinnt aber stark an Bedeutung.
Vieles ist noch unklar. Sicher ist aber: Eine Kälberaufzucht „mit Links“ wird mehr als früher finanziell abgestraft werden.
Dr. Frank Greshake,
Landwirtschaftskammer NRW