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Kampagnenstart: "Was ist es Dir wert?"

03.11.2022

Bio-Betriebe ackern seit Jahrzehnten für eine nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft. Angesichts multipler Krisen – Klima, Corona, Ukraine-Krieg – stehen aber auch sie vor Problemen. Dürre, Inflation, Energiepreise und Fachkräftemangel bedrohen ihre Produktion. Die Regionalwert AGs stellen deshalb in einer Kampagne die Frage, was den Menschen nachhaltig erzeugte Lebensmittel wert sind. Sie fordern sie auf, gerade jetzt regionale Bio-Lebensmittel zu kaufen. Denn nur mit ausreichender Nachfrage kann die Transformation gelingen. 

Multiple Krisen gefährden derzeit die Existenzgrundlage vieler regionaler Bio-Betriebe. Unternehmen von der Erzeugung über die Weiterverarbeitung bis hin zum Handel verzeichnen Umsatzrückgänge von 20 bis 30 % im Vergleich zu 2019. Besonders zu schaffen macht den Betrieben der Anstieg der Energiepreise in Verbindung mit starken Schwankungen des Einkaufverhaltens und Ernteausfällen. „Allein die hohen Energiepreise führen zu doppelten Problemen“, meint Stefan Gothe, Geschäftsführer der Regionalwert Impuls GmbH, dem Dachverband der Regionalwert AGs. „Einerseits steigen die Produktionskosten der Betriebe. Andererseits greifen Verbraucherinnen und Verbraucher vermehrt zu günstigeren Bio-Produkten, beispielsweise aus dem Discounter. Dadurch kommt bei den Erzeugern aber häufig nicht einmal das an, was sie zur Kostendeckung brauchen - von Investitionen ganz zu schweigen.“ Dieses Minusgeschäft sei nicht mehr lange zu überbrücken und werde Betriebe zwingen, aufzugeben, so Gothe weiter.

Regionale Bio-Erzeugnisse tendenziell preisstabiler

Das Paradoxe: „Konventionelle Lebensmittel und Discounter-Bio-Produkte steigen teilweise massiv im Preis, während regionale Bio-Erzeugnisse tendenziell preisstabiler sind. Regionale Bio-Erzeugnisse sind im Vergleich also häufig sogar erschwinglicher geworden“, sagt Stefan Gothe. Dennoch griffen Verbraucher und Verbraucherinnen zu vermeintlich günstigeren Alternativen, in der Annahme, regionales Bio sei teuer.

Die Folgen des Klimawandels

In diesem Jahr schlagen zudem die Folgen des Klimawandels spürbar zu. Geschäftsführer Gothe dazu: „Dürren und andere Extremwetterlagen zerstören die Ernten. Wer diesen Sommer auf den Weiden und Feldern war, konnte deutlich sehen: Hitze und Wassermangel sorgten für ausgetrocknete, harte Böden und braune Flächen, und das zum fünften Mal in Folge laut Aussage der Regionalwert-Landwirte.“

Regionaler Bioeinkauf

„Die Umsätze zu steigern ist aktuell am wichtigsten für die Betriebe. Denn der Verkauf der eigenen Produkte ist die schnellste und gesündeste Finanzierung für Leistungen mit gesellschaftlichem Mehrwert“, ist Stefan Gothe überzeugt. Der regelmäßige Kauf regionaler Bio-Produkte stärke die Wertschöpfung vor Ort und sei damit eine Investition in die regionale Daseinsvorsorge. „Das Geld sorgt für Umwelt-, Tier- und Naturschutz, für Vielfalt und faire Bezahlung. Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, auf regionale Erzeugnisse zu achten, um Strukturen zu erhalten und den Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit und Ernährungssouveränität zu ermöglichen.“

Nachhaltigkeit der Biolandwirtschaft

Die Regionalwert AGs sind überzeugt: Jedes ökologische Produkt, das verantwortungsvoll in der Region erzeugt wird, trägt besondere Nachhaltigkeitsleistungen in sich, auch wenn diese nicht sofort sichtbar sind. Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Klima und Wasser, Tierwohl, Fachwissen, Gleichstellung, faire Beschäftigungsverhältnisse, regionale Wirtschaftskreisläufe, Vernetzung – „Das sind alles Leistungen, die über unsere lebenswerte Zukunft entscheiden und damit hohen Wert haben“, so Geschäftsführer Stefan Gothe.

Regionalwert Impuls GmbH/Stefan Gothe


 

„Dein Einkauf bewirkt mehr, als Du denkst!“

Am 2. November stellten Stefan und Dorle Gothe von der Regionalwert Impuls GmbH den Kampagnenstart vor. Das „Setting“ bildete der Hanfer Hof im Hanfbachtal nahe Hennef, auf dem Bernd Schmitz seit 2005 Biolandwirtschaft betreibt. Mit Biomilch, die er an die Uppländer Molkerei liefert, Rindfleisch und Gemüse aus einer SoLaWi sichert Schmitz sein eigenes Familieneinkommen sowie das seiner sechs Arbeitskräfte. „Wir haben als recht kleiner Betrieb sechs sozialversicherungspflichtige Angestellte. Daher bin ich in doppelter Hinsicht sehr interessiert daran, wie sich unser Betrieb für die Zukunft wirtschaftliche sicher aufstellen lässt“, nannte Bernd Schmitz einen Grund dafür, warum er sich darüber freute, dass der Kampagnen-Startschuss auf seinem Demeter-Betrieb in Hennef fiel. Zumal Schmitz mit seinem Hanfer Hof seit 2016 und damit ein Gründungsmitglied der Regionalwert AG Rheinland ist und in dieser Kooperation unter anderem das gemeinsame Projekt der Verarbeitung seiner Milch zu Käse angestoßen hat.

Die hohen Energiepreise bei stagnierenden Milchpreisen sowie die aktuelle Kaufzurückhaltung bei Bioprodukten würden auch Bernd Schmitz und sein Team deutlich merken. „Der Preisdruck bei der Milch ist enorm, der Absatz geht stark zurück und auch auf den Getreidemärkten herrscht große Spannung. Ich bin deshalb sehr froh über unsere Beziehung zu der DSL-Vollkornbäckerei in Hennef, mit der wir schon jahrelang gut zusammenarbeiten. Regionaler geht’s nicht!“, betonte der Biolandwirt.

Die lückenlose regionale Wertschöpfung spiegele sich auch in der Konstanz der Preise wieder. „Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wissen nicht, dass regionale Bioprodukte preisstabiler sind als konventionelle, weil sie eben viel weniger stark den Schwankungen auf den Märkten ausgesetzt sind. Genau darauf müssen wir die Kundschaft aufmerksam machen. Wir brauchen die Kunden, um Strukturen innerhalb der Wertschöpfungsketten zu erhalten und für die Zukunft zu sichern“, appellierten Landwirt Schmitz sowie Stefan und Dorle Gothe einhellig.

Deren Kampagne „Was ist es Dir wert?“ soll die Biolandwirte sowie das verarbeitende Handwerk dabei unterstützen, Verbraucherinnen und Verbraucher - vor allem diejenigen, die sich Biolebensmittel leisten können - dazu zu ermuntern, sich über deren Nachhaltigkeit auf der ganzen Linie zu informieren und begreifbar zu machen, dass ihr Einkauf wahrhaftig mehr bewirkt, als sie denken. „Dazu wird es in Kürze noch eine Plakataktion geben“, versprachen Dorle und Stefan Gothe. Die Kampagne soll mindestens bis zur Biofach 2023 Mitte Februar 2023 laufen und, wenn nötig, gerne noch darüber hinaus.


Meike Siebel,

Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Kampagnenstart Anfang November

Um auf die Probleme aufmerksam zu machen und Lösungsideen zu zeigen, starten die Regionalwert AGs aus den Regionen Rheinland, Münsterland, Bremen/Weser-Ems, Berlin, Bodensee-Oberschwaben, Hamburg und Freiburg Anfang November eine Kampagne. Unter dem Titel „Was ist es dir wert?“ richten sich Landwirt/innen, Gründer/innen, Händler/innen, Weiterverarbeiter und Aktionär/innen aus den Netzwerken der Regionalwert AGs mit kurzen Video-Botschaften direkt an die Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie bringen auf den Punkt, wie die aktuelle Situation in ihrem Betrieb ist und welche Unterstützung sie jetzt brauchen.

Informationen und Links

Mehr Infos zu den Regionalwert AGs in Deutschland sowie die Idee dahinter finden Sie unter https://regionalwert-impuls.de/regionalwert-ags/.

Die Kampagne mit Zitaten aus der Praxis ist unter https://wasistesdirwert.bio/ anzuklicken.


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