Aktueller Inhalt:

Neue Bäume für die Region

16.11.2023

Neue Bäume für die Region – Ein Besuch in der Forstbaumschule Selders in Hünxe-Drevenack


Im September lud Agrobusiness Niederrhein Interessierte zu einer Besichtigung der Forstbaumschule Selders in Hünxe-Drevenack ein. Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland und den Niederlanden tauschten sich über Forst, Klimawandel und das Konzept der Agroforstwirtschaft aus, bei dem Elemente aus Landwirtschaft und Forst auf einer Fläche miteinander verknüpft werden.

Kathrin Poetschki von Agrobusiness Niederrhein e.V. begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer und stellte zu Beginn kurz die Arbeit des Vereins sowie ihre Rolle im deutsch-niederländischen Interreg-Projekt Agropole vor. Im Anschluss übernahm Felix Klein-Bösing, Betriebsleiter und Inhaber der Forstbaumschule Selders, das Wort und erläuterte bei einem Rundgang die Aufgaben und Herausforderungen einer Forstbaumschule.

Die 25 ha der Forstbaumschule Selders teilen sich auf neun Felder auf, die Felix Klein-Bösing gemeinsam mit seiner Frau Yvonne und sechs weiteren Festangestellten und einigen Saisonarbeitskräften bewirtschaftet. Der Standort bietet gute Voraussetzungen für eine Forstbaumschule. Zum einen ist die Region zwischen Lippe und Rhein seltener von starken Wetterausschlägen betroffen, sodass ein eher milder und beständiger „Wetterkosmos“, wie Klein-Bösing es beschreibt, zu guten Anbaubedingungen führt. Zum anderen ermöglichen die sandigen Böden, dass die verkaufsfertigen Pflanzen gut ausgepflanzt gerodet werden können.

Bäume für ganz NRW

Selders vermarktet seine Forstkulturen NRW-weit. "Der Grund für die Beschränkung auf NRW liegt darin, dass bei Forstkulturen darauf geachtet werden muss, dass nur heimische Pflanzen ausgepflanzt werden. Nur so gelingt eine optimale Anpassung an das lokale Ökosystem mit seinen ortsspezifischen Gegebenheiten, wie Wetterbedingungen und die bestehende Flora und Fauna. Je nach Herkunft der Elternpflanzen weisen die Bäume später einen unterschiedlichen Wuchs auf, der an den Ursprungsstandort angepasst ist. Auch der Zeitpunkt der Blüte variiert je nach Herkunft“, erklärte Klein-Bösing. Das Saatgut muss aus anerkannten Beständen kommen. Um Kunden aus anderen Teilen Deutschlands zu bedienen, müsste die Forstbaumschule also auch entsprechend Saatgut aus diesen Gegenden beziehen und aussäen. Klein-Bösing fokussiert sich jedoch auf Arten aus und für NRW.

Rund die Hälfte seiner Kunden ist selber Baumschulkollegen, die die Pflanzen teils in ihren Baumschulen noch weiter aufziehen, teils aber auch direkt für den Einsatz im Garten- und Landschaftsbau nutzen. Klein-Bösing fährt dazu regelmäßig nach Willich und Meckenheim zur Baumschulbörse, wo er auf seine Kunden trifft. Die andere Hälfte seiner Ware geht direkt an den Forst.

Trends und Wirklichkeit

Eine Herausforderung für Klein-Bösing ist die stets unsichere Prognose hinsichtlich der zu erwartenden Nachfrage. „Man produziert eigentlich immer ins Blaue hinein. Zwar gibt es immer mal wieder Trends, aber unsere Produkte haben eine lange Vorlaufzeit, sodass der Trend schon wieder vorüber sein kann, bis wir unsere Ware verkaufsfertig haben. Somit müssen wir uns oft auf unsere Erfahrungen und unser Bauchgefühl verlassen“, so der 42-jährige Betriebsleiter.

Bedrohte Arten im Anbau

Viele Baumarten sind angesichts des Klimawandels und den daraus resultierenden Folgen, wie Trockenheit, Hitze, Starkregen und Sturm, aber auch von neuen Krankheiten und Schädlingen bedroht. Spitzahorn, Stieleiche, Roteiche, Ulme, Tanne und Walnuss sind derzeit beliebt, besonders wegen ihrer tiefen Wurzeln, die ein Überdauern von Trockenphasen ermöglichen. 

Die Samen, die Klein-Bösing auf seinen Flächen ausbringt, werden teils mit Netzen und Schüttgeräten von den Elternbäumen entnommen, teils aber auch klassisch mit der Harke und mit viel Handarbeit gesammelt. "Wichtig bei der Lagerung ist, dass das Saatgut gut durchlüftet ist, um Schimmel zu vermeiden", erläuterte der Betriebsleiter. Rund 10 bis 15 t Saatgut sät die Forstbaumschule Selders jährlich aus – eine ganze Menge, wenn man das geringe Gewicht eines einzelnen Saatkorns bedenkt. Von jedem Saatgut, das ausgesät wird, wird eine Keimprobe im Labor gemacht und ein offizielles Herkunftszeugnis mit Register und Stammnummer des jeweiligen Landes ausgestellt. Das ist wichtig, um die Qualität und die Regionalität bzw. Herkunft nachweisen zu können.

Jede Menge Handarbeit

Der wichtigste Faktor für das Wachstum der Bäume in der Forstbaumschule ist die passende Menge Regenwasser. „Die ist noch entscheidender als die Düngung“, so Klein-Bösing. Viele Aufgaben in der Baumschule erfordern noch Handarbeit: Teils wird von Hand gesät, Unkraut gejätet und Saatgut im Lager umgeschichtet zur Belüftung und Trocknung. Aber auch Maschinen kommen zum Einsatz. Beispielsweise wird mithilfe eines Traktors ein Anbaugerät durch den Boden unter den Baumkulturen hindurchgezogen, der die Wurzeln auf die gewünschte Länge kappt. So sind alle Wurzeln vor dem Verschulen oder Umpflanzen auf eine Länge gekürzt und können am neuen Standort gerade in die Tiefe wachsen, wodurch ein optimales Wurzelwachstum und eine gute Versorgung mit Wasser und Nährstoffen gewährleistet werden.

Vogelscheuchen & Co. als Helfer

Eine Herausforderung sind für Klein-Bösing auch Tiere, vor allem Vögel und Schalenwild, die sein Saatgut oder die Jungpflanzen fressen und beschädigen. Zäune, Netze, Vogelscheuchen bis hin zu Schaufensterpuppen, die mehrmals täglich versetzt werden, um den Eindruck zu erwecken, dass auf dem Feld gearbeitet wird – der Betriebsleiter muss sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um seine Kulturen zu schützen.


Quelle: Agrobusiness Niederrhein

Weitere Informationen

Agropole Innovates

Die Veranstaltung fand im Rahmen des deutsch-niederländischen Projekts „Agropole Innovates“ statt, das Akteure des Agrobusiness grenzüberschreitend vernetzt und durch den Austausch sowie vier konkrete Modellprojekte die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Branche im Grenzgebiet fördert. Das Projekt wird durch das Interreg VI-Programm Deutschland-Nederland unterstützt.

Abonnieren Sie den Ökolandbau NRW-Newsletter





Die obenstehende Einwilligungserklärung kann jederzeit formlos gegenüber dem Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Stadttor 1, 40219 Düsseldorf, (E-Mail: Poststelle@mlv.nrw.de) widerrufen werden: Die von Ihnen auf dieser Seite angegebenen personenbezogenen Daten (zum Beispiel Name, E-Mail-Adresse, Anschrift usw.) werden vertraulich und nur zur Versendung der von Ihnen abonnierten Newsletter des Ministeriums per E-Mail verwendet. Ihre Daten werden ausschließlich auf dem Server des Landesbetriebs Information und Technik NRW gespeichert. Das Abonnement kann von Ihnen auf dieser Seite jederzeit mit sofortiger Wirkung beendet werden. Ihre Daten werden dann unverzüglich gelöscht.