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Neue Dimension der Hanfextraktion

07.09.2023

Noch mehr rausholen – das war das Ziel der Gründer des Unternehmens txe plus GmbH: Daniel Weissenberger und sein Team erkannten die steigende Nachfrage nach hochwertigen Hanfölen für hanfbasierte Life-Science-Produkte wie auch der Pharmaindustrie (medizinisches Cannabis) und die dank der Liberalisierungsdiskussion steigende Anbaubereitschaft der Landwirte. Allerdings erwies sich die effektive Extraktion häufig als das Nadelöhr der Branche.

Auf Einladung des Vereins NaRoTec e.V. auf Haus Düsse stellte das High-Tech-Unternehmen aus Berlin jüngst in Marl-Sinsen seine mobile Extraktionsanlage vor. Die Unterbringung der Anlage in einem transportfähigen Seecontainer soll künftig die Verarbeitung frischen Hanfes vor Ort beim Landwirt ermöglichen. Bisher ist die Extraktion aus getrocknetem, fein gemahlenen Hanf üblich. Bei Verwendung von erntefrischem Hanf erhöht sich aber die Ausbeute deutlich. Außerdem bietet die Verarbeitung vor Ort den Vorteil, dass der Anbauer sieht, wie viel Öl sein Hanf ergibt.

„Wir wollen mit den Landwirten zusammen ein Netzwerk gründen, um Kunden zu beliefern“, erläutert Weissenberger. Die txe plus GmbH tritt nur als Lohnunternehmer auf, der Landwirt erhält das extrahierte Öl in sterilen Kanistern und kann diese direkt an die Pharma- und Kosmetikindustrie liefern. „Letztlich ermöglichen wir unseren Auftraggebern aus dem Inhalt ihres Sackanhängers ein hochwertiges Zwischenprodukt herzustellen und sich dadurch weiter vorne auf der Wertschöpfungsstufe zu positionieren“, so der Entwicklungschef.

Ausgeklügelte Technologie

Nach eigener Aussage setzt die Firma txe plus neue Maßstäbe in der Branche: „Unsere einzigartige Technologie kombiniert neueste Erkenntnisse aus Forschung und Technik, um höchste Effizienz und Qualität zu gewährleisten“, betont Weissenberger. Die Anlage ist nicht nur für die Extraktion von Hanf geeignet, sondern auch für andere Biomasse, wie Kamille, Rosenblätter, Oliven, Hopfendolden oder Schwarzkümmel.

Das Verfahren kommt ohne thermische Zersetzung während des Extraktionsprozesses aus, was zu einer qualitativ höheren Ausbeute führt. Jede Pflanzenart und jede Hanfsorte in Abhängigkeit von ihrem CBD- beziehungsweise THC-Gehalt benötigt je nach gewünschter Ölqualität ein eigenes Rezept bezüglich der verwendeten Lösungsmittel Wasser, Glycerin oder Ethanol, Drücke, Temperaturen, Fließgeschwindigkeiten und Energiebedarfe. Diese Variabilität erlaubt das neue Verfahren; Rezepturen werden ständig weiterentwickelt. Die Extraktion verläuft mit Hilfe zweier Produktvorbereitungstanks für den Rohstoff kontinuierlich innerhalb der Anlage 24/7 in einem sterilen, geschlossenen System, das den höchsten Hygienestandards und der Reinheit des Endprodukts, wie es die Pharmaindustrie sowie die gesetzlichen Vorgaben fordern, entspricht.


Alles, was recht ist

Die Extraktions-Dienstleister setzen darauf, dass Hanfanbau und –konsum in Deutschland und anderen Ländern liberalisiert werden. „Unsere Kunden sind unter anderem landwirtschaftliche Anbaubetriebe, die über alle notwendigen Lizenzen zur Produktion von Cannabis verfügen, sowie auf Abnehmerseite Produkthersteller und Pharmaunternehmen wie auch Produzenten von Duftölen, Aromen oder Kräuterextrakten“, teilt das Unternehmen mit. Bisher muss man in Deutschland für den Anbau von medizinischem Cannabis von der Cannabisagentur eine Genehmigung haben, die man nach einem Ausschreibungsverfahren erhalten kann. Selbst der Anbau von Nutzhanf mit geringen THC-Gehalten ist reglementiert und muss bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gemeldet werden. Bei den rechtlichen Fragen sollten sich die Interessenten an die Beratung der Landwirtschaftskammer wenden.

Prozedere vor Ort

Mit interessierten Landwirten klärt txe plus zunächst die Notwendigkeit von Lizenzen und Genehmigungen, die örtlichen Gegebenheiten bezüglich Infrastruktur sowie Eigenschaften der zu extrahierenden Biomasse. Diese wird vorab im Labor auf ihre Zusammensetzung getestet. Für einen optimalen Extraktionsprozess bedarf es einer abgestimmten Aussaat-, Ernte- und Produktionsplanung, die der Dienstleister gemeinsam mit den Landwirten macht. „Mit Abschluss der Prüfungen und Festlegung aller Parameter werden Extraktionszeitraum, die Leistungen und wechselseitigen Pflichten vertraglich fixiert“, so Weissenberger.

Das Extraktionsteam reist dann ab 2024 zur Ernte mit der mobilen Anlage in einem 20 t schweren Seecontainer an. Eineinhalb Tage dauert der Aufbau, der einen festen, waagrechten Untergrund und idealerweise einen Witterungsschutz erfordert. Gebraucht wird außerdem ein Wasseranschluss oder Wassercontainer sowie ein Stromanschluss mit 600 kW, alternativ kann txe plus auch auf sein 500 kVA-Dieselaggregat zurückgreifen. Die für die Extraktion benötigten Hilfsmittel bringen die zwei Anlagenbetreuer mit. Die Anlage läuft rund um die Uhr und macht einen gewissen Lärm, was hinsichtlich des Nachbarschaftsfriedens berücksichtigt werden sollte. Nach Ende der Extraktion dauert der Abbau inklusive vollautomatischer Reinigung der gesamten Anlage ebenfalls eineinhalb Tage.

Eine wirtschaftlich sinnvolle Losgröße liegt bei mindestens 5 t Biomasse. Mit dem aktuellen Entwicklungsstand kann txe plus bis zu 1 000 kg Biomasse pro Tag verarbeiten. Folgegenerationen zielen darauf, die Verarbeitungskapazität mindestens zu verdoppeln. Im Falle des Hanfs sind vor allem die Blüten interessant und auch die Blätter können mitverarbeitet werden, die Stängel eher nicht.

Trockene Biomasse wird vom Landwirt auf 1,5 mm gemahlen. Frische Biomasse wird gehäckselt, feucht gemahlen und optimaler Weise sofort extrahiert. Ein Zusatzstoff ermöglicht es, sie unter Luftabschluss bis zu drei Wochen zu lagern. Die restliche Biomasse, die nach der Extraktion die Anlage verlässt, kann vom Landwirt der Biogasanlage zugeführt oder anderweitig weiterverarbeitet werden, beispielsweise zu Pellets für die Dämmstoffindustrie.

Und wie hoch ist die Ausbeute? „Als Daumenregel kann man sagen, dass bei einer Konzentration von beispielsweise 3 % CBD (Sorte Finola) aus einem Kilogramm getrocknetem Hanf 30 Gramm in Öl gelöstem CBD Full Spektrum Öl extrahiert werden kann. Nachdem getrocknete Ware eine Restfeuchte von ca. 15 % aufweist, entsprechen 1 kg Trockenmasse ungefähr 6 kg nasser Biomasse, die wiederum 30 Gramm in Öl gelöstem Full Spektrum Öl ergeben. Die nasse Biomasse hingegen hat bei der Finola einen 3,6 % CBD-Anteil. Entsprechend höher wäre die Ausbeute“, so der Entwicklungschef.


Sabine Aldenhoff/ LZ Rheinland

Weitere Informationen

Kontakt

Bei Interessen wenden Sie sich an das Team der txe plus GmbH: https://www.txe-plus.de/team/

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