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Projekt Säure+ im Feld

09.08.2023

Um Wirtschaftsdünger effizient zu nutzen und Verluste bei der Ausbringung zu minimieren, ist die Ansäuerung von flüssigen Wirtschaftsdüngern in Deutschland bislang noch wenig verbreitet. Insbesondere bei der Ausbringung in wachsenden Beständen verschiedener Kulturen und im Grünland, wo eine Einarbeitung nicht möglich ist, bringt dieses Verfahren Vorteile.

In Gülle und Gärresten liegen Ammoniak und Ammonium in einem temperatur- und pH-Wert-abhängigen Verhältnis zueinander vor, wobei sich dieses mit zunehmenden Temperaturen und pH-Wert hin zum Ammoniak verschiebt. Da die Lösung nur eine geringe Aufnahmekapazität für Ammoniak vorweist, verflüchtigt sich der Großteil. Demgegenüber führt eine pH-Wert-Senkung durch das Hinzufügen von Säure zu einem erhöhten Ammoniumanteil, wodurch eine größere Menge des im Wirtschaftsdüngers enthaltenen Gesamtstickstoffs den Böden und Pflanzen zugeführt wird.

Um den flüssigen Wirtschaftsdünger anzusäuern, wird Schwefelsäure kurz vor der Ausbringung dem Güllestrom zudosiert und über den Exaktverteiler auf die Schläuche verteilt. Der pH-Wert der Gülle wird kontinuierlich gemessen und durch die Säurezufuhr über die Steuerung und die Pumpeinheit automatisch oder nach festem Ziel-pH-Wert reguliert.

In Versuchen wie auch in der Praxis hat sich gezeigt, dass eine pH-Wert Absenkung auf etwa 6 bis 6,5 erstrebenswert ist. Je nach stofflicher Zusammensetzung werden dafür bei Rinder- und Schweinegülle rund 1 bis 3 l/m3, bei Gärresten 3 bis 6 l/m3 Schwefelsäure benötigt. So können zwischen 10 bis 20 kg N je ha eingespart und die Ammoniakemissionen um bis zu 70% reduziert werden - in Abhängigkeit des erzielten pH-Wertes. Zusätzlich werden 0,6 kg S je verwendeten Liter Säure gedüngt.

Bei Gärresten mit starker Pufferkapazität ist die Absenkung des pH-Wertes oft schwierig und bedarf unwirtschaftlich hoher Mengen von Säure. Allerdings sollte dies im Einzelfall geprüft werden. Mit einem geeigneten Wirtschaftsdünger ist der Einsatz also bei der Ausbringung im wachsenden Bestand sowie bei engen Ausbringfenstern unter emissionsfördernden Bedingungen zu empfehlen. Verschiedene offizielle Versuche zeigten, dass durch die erhöhte Wirksamkeit so im Winterweizen und Grasland Mehrerträge von etwa 2 bis 4 dt/ha erreicht werden können.

Herausforderung Säurelogistik

Die Ansäuerung von flüssigen Wirtschaftsdünger können landwirtschaftliche Betriebe über eine eigene Investition oder über Lohnunternehmen in Anspruch nehmen. In NRW sind bereits vier Lohnunternehmer ausgestattet. Bei der eignen Investition muss bedacht werden, dass Schwefelsäure als Gefahrgut gilt und damit zusätzliche Kosten für die „Säurelogistik“, wie zum Beispiel Sicherheitsauflagen oder der Erwerb eines Gefahrgutscheins, entstehen. Die Säurelogistik findet idealerweise über den Erwerb von 15 bis 20 doppelwandigen IBCs statt, sodass ganze Tanklastzüge mit Schwefelsäure abgenommen werden können. Dann ist der Literpreis deutlich günstiger, was für die Rentabilität des Verfahrens entscheidend ist.

Bei der Inanspruchnahme eines Lohnunternehmens bedarf es keiner Säurelogistik, da diese in der Regel vom Lohnunternehmen übernommen wird. Für die Ansäuerung wird ein Festpreis für das SyreN-System pro Hektar und die Säuremenge nach Bedarf angerechnet. Da eine zusätzliche mineralische Schwefeldüngung eingespart werden kann, ergeben sich durchschnittlich Mehrkosten von 20 bis 50 €/ha.

Ministeriell gefördert

In Dänemark wird aufgrund strengerer Düngeregelungen rund ein Viertel der landesweit ausgebrachten Güllemenge angesäuert. Um auch in Deutschland den Nutzen sowie die sichere Anwendung dieser Technik unter verschiedenen Anbaubedingungen zu prüfen, fördert das BMEL das Modell- und Demonstrationsvorhaben „Säure+ im Feld“. Aktuelle Informationen werden auf der Projektseite veröffentlicht.


Linda Lurz, Landwirtschaftskammer NRW

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