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Solidarische Landwirtschaft - ein Lösungsweg?

06.02.2024

Zahlreiche Privatpersonen tragen gemeinsam die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs und erhalten im Gegenzug dessen Ernteerträge. Das ist das Modell der „Solidarischen Landwirtschaft“ (Solawi).

Ein transdisziplinäres Team des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ), der Universität Siegen und des Netzwerks Solidarische Landwirtschaft begleitet landwirtschaftliche Betriebe in vier Projektregionen, die auf Solawi umstellen wollen, und analysiert, welche Rolle das Modell in strukturschwachen Räumen spielen könnte. Eine Veranstaltungsreihe, die in den Projektregionen ab dem 15. Februar startet, soll umstellungsinteressierte Betriebe unterstützen.

Zehnmal mehr Betriebe in zehn Jahren

In Deutschland hat sich die Zahl der Betriebe, die nach dem Solawi-Modell wirtschaften, in den vergangenen zehn Jahren verzehnfacht. Noch ist die Solidarische Landwirtschaft mit inzwischen über 500 Betrieben bundesweit ein Nischenphänomen. Allerdings geben jährlich tausende Landwirtschaftsbetriebe auf, weil sie sich nicht mehr wirtschaftlich rentabel führen lassen oder keine Nachfolger finden. Könnte eine teilweise oder vollständige Umstellung auf Solidarische Landwirtschaft ein Weg sein, dies zu verhindern? Lassen sich bestehende Betriebe durch die Vorfinanzierung wirtschaftlich langfristig stabilisieren? Und ließen sich der soziale Zusammenhalt aufgrund der direkten Verbindung mit und zwischen Verbraucherinnen und Verbrauchern stärken und gleichzeitig Kapazitäten für einen ökologischeren Anbau schaffen?

Diesen Fragen geht ein gemeinsam vom UFZ und der Universität Siegen geführtes Team im Projekt „SolaRegio“ nach, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund 1,2 Mio. € fördert. „Das Konzept Solawi wird bislang in der Landwirtschaft nicht ausreichend berücksichtigt. Es fehlen vielfach die entsprechenden Kompetenzen für eine fundierte Beratung“, sagt der UFZ-Agrarökologe Dr. Lukas Egli.

In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Solidarische Landwirtschaft und weiteren Praxisakteuren, wie den Landwirtschaftsbehörden und Landwirtschaftskammern, sollen diese Kompetenzen deshalb gestärkt werden. In vier Regionen - in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen - bringen die Forscher und Forscherinnen wichtige Akteure zusammen, um hemmende und begünstigende Faktoren bei der Umstellung auf Solidarische Landwirtschaft zu identifizieren.

Welche Hürden gibt es?

Zentrale Hürden sind unter anderem fehlendes Wissen und zu wenige Beratungskompetenzen zum Thema Solawi. Aus betrieblicher Perspektive erschweren darüber hinaus Spezialisierung und zu große Betriebsgrößen die Umstellung, da eine Direktvermarktung über das Solawi-Modell vielfältigeren Anbau und tendenziell kleinere Betriebsstrukturen voraussetzt. Nichtsdestotrotz kooperieren in manchen Regionen bereits mehrere spezialisierte Betriebe, um die Solawi-Mitglieder ganzheitlich mit Obst und Gemüse sowie Milch-, Getreide- und Fleischprodukten zu versorgen, und es existieren Solawi-Betriebe, die bis zu 2 000 Haushalte versorgen.

In einem nächsten Schritt wird das Projektteam Maßnahmen entwickeln, um mögliche Umstellungshürden abzubauen. Zudem wird es analysieren, ob die Verbreitung von Solawi strukturschwache Regionen revitalisieren kann. „Solawi ist eine Möglichkeit, die für unsere Gesellschaft in so vielfältiger Weise wichtigen kleinbäuerlichen Betriebe zu erhalten. Dadurch werden Arbeitsplätze nicht nur gesichert, sondern auch durch die meist arbeitsintensivere Bewirtschaftung zusätzlich geschaffen“, sagt Marius Rommel, Nachhaltigkeitsökonom an der Universität Siegen. Gleichzeitig stärken Solawis das soziale und kulturelle Leben vor Ort.

Info-Transfer an die Landwirte

Ab dem 15. Februar finden Informationsveranstaltungen in den vier Projektregionen statt, die deren regionale Besonderheiten etwa in Bezug auf Betriebsstrukturen, Produktionszweige oder vorhandenes Wissen aufgreifen. Sie richten sich in erster Linie an Landwirtinnen und Landwirte sowie an Organisationen in der Landwirtschaft und im Ernährungsbereich, aber auch an Verbraucherinnen und Verbraucher. „Wir hoffen, über diese Veranstaltungen Landwirtinnen und Landwirte gewinnen zu können, sich intensiver mit der Solidarischen Landwirtschaft auseinanderzusetzen, auch als Perspektive für den eigenen Betrieb“, sagt UFZ-Forscher Lukas Egli. Diejenigen, die sich dafür entscheiden, werden dann vom Solawi-Netzwerk, den jeweiligen Landwirtschaftskammern und -behörden sowie den Forscherinnen und Forschern beim Umstellungsprozess begleitet.


Dr. Lukas Egli,
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH

Weitere Informationen

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Am 5. März laden das Netzwerk Solidarische Landwirtschaft, die Landwirtschaftskammer NRW und die Öko-Modellregion Bergisches RheinLand von 19.00 bis 21.15 Uhr in den Ratssaal der Gemeinde Engelskirchen ein. Im Fokus der Podiumsdiskussion steht, wie Solawi auch bei Milchviehbetrieben funktionieren kann. Das detaillierte Programm finden Sie im Internet unter solidarische-landwirtschaft.org. Die Teilnahme ist auch online möglich.

Auskünfte erteilen auch Dr. Lukas Egli, UFZ-Department Landschaftsökologie, Email: lukas.egli@ufz.de, und Marius Rommel, Plurale Ökonomik, Universität Siegen, Email: Marius.Rommel@uni-siegen.de.

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