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Sonnige Aussichten nach dem Kohlezeitalter

06.09.2023

Nur wenige hundert Meter entfernt von der Bruchkante zum Tagebau Hambach und in Sichtweite des gleichnamigen Forstes entsteht derzeit ein Projekt, mit dessen Erkenntnissen man sich für „die Zukunft danach“ wappnen möchte: Eine Agri-PV-Anlage soll zeigen, dass die Ressourcenwende ebenso wichtig ist wie die Energiewende - vor allem in einer Region, in der die Erschließung der endlichen Ressource Braunkohle bald Geschichte ist.

Am 24. August fand sich eine Besuchergruppe zu einem Rundgang über die Fläche der Agri-PV-Anlage bei Morschenich zusammen. Der Besuch der Anlage war das erste Event der neuen Veranstaltungsreihe „Strukturwandelsafari“ der Zukunftsagentur Rheinisches Revier, bei der erste Projekte besichtigt und vorgestellt werden, die den Strukturwandel sichtbar machen. „Die Zukunftsagentur Rheinisches Revier und Agrobusiness Niederrhein haben gemeinsam zu dieser Besichtigung eingeladen, um künftig verstärkt Synergieeffekte nutzen zu können“, erläuterte Dr. Anke Schirocki, Agrobusiness Niederrhein. Die bio-ökonomischen Themen seien am Niederrhein und im Rheinischen Revier sehr ähnlich. „BioökonomieRevier ist aus dem Strukturwandel im Rheinischen Revier heraus entstanden und hat zum Ziel, in der Region sämtliche Akteure zu vernetzen“, ergänzte Nicole Krüttgen von der Zukunftsagentur den regionalen Bezug.


Doppelter Nutzen

Die Agri-PV-Anlage in Morschenich ist die erste ihrer Art im Rheinischen Revier und wird vom Forschungszentrum Jülich betrieben. Ziel der Agri-PV Anlage ist es, landwirtschaftliche Fläche gleichzeitig zur Gewinnung von Solarstrom und zur Produktion von Lebensmitteln zu nutzen.

Am 24. August führte Projektleiter Dr. Matthias Meier-Grüll über die Anlage. „Wir haben diesen Standort für die PV-Anlage gewählt, weil die Flächen unbestellt und unbewachsen waren. So können wir verschiedene Verfahren testen, ohne eine PV-Anlage über bestehende Kulturen stülpen zu müssen“, erklärte der Wissenschaftler die Ausgangslage. Auf dem insgesamt 2 ha großen Stück gibt es zwei Anlagentypen: „In der einen Anlage sind feste Module in Südausrichtung verbaut. In die Zwischenräume zwischen den Gerüstsäulen sind Plexiglasplatten eingezogen, sodass die Anlage beinahe den Charakter eines Gewächshauses hat. Das bringt Vorteile gegenüber offenen Systemen, wie zum Beispiel die Möglichkeit einer früheren Aussaat der Kulturen. Außerdem lassen sich hier noch Hagelschutznetze einziehen“, stellte Dr. Meier diese Südanlage vor. Künftig soll auch das Regenwasser aufgefangen und für die Pflanzenbewässerung verfügbar gemacht werden, was Einsparungen dieser immer knapper werdenden Ressource von bis zu 40 % möglich machen würde.

Die zweite Anlage wiederum zeichne sich durch flexible Trackermodule in Ost-West-Ausrichtung aus, die sich kippen lassen und so verschiedene Beschattungsgrade ermöglichen. „Die Trackeranlage ist unsere Experimentieranlage, mit der wir vor allem testen möchten, wie sich das Pflanzenwachstum unter einer Agri-PV-Anlage in Abhängigkeit der Beschattung entwickelt“, fasste Meier zusammen. Die Pflanzen könnten von der Beschattung zum Beispiel durch geringere Verdunstungsraten profitieren. Und auch hier stehe das Wassermanagement ganz weit oben, das Regenwasser wird hier bereits aufgefangen und zur Bewässerung genutzt.

In beiden Anlagensystemen hofft man außerdem auf einen positiven Effekt auf die Biodiversität: In den neuen Strukturen sollen sich Tiere ansiedeln, Nistkästen für Vögel zum Beispiel hängen an einigen Streben.


Angepasste Kulturführung nötig

Im optimalen Fall sei eine landwirtschaftliche Fläche mit Agri-Photovoltaik doppelt nutzbar: Durch den Stromertrag und den Ertrag aus der Kultur könnte das 1,2- bis 1,5-Fache von der Fläche heruntergeholt werden. Doch können alle landwirtschaftlichen Kulturen von einer Agri-PV-Anlage profitieren? „In erster Linie prädestiniert sind gartenbauliche oder Sonderkulturen, wie Beerenobst, Salat, Gemüse. Hier ist auch die Kulturpflege unter Solarmodulen vergleichsweise praktikabel, was im Ackerbau mit Drusch- oder Hackfrüchten eine deutlich größere Herausforderung ist, allein schon der Größe der Erntetechnik wegen“, gab Dr. Matthias Meier den Bedenken einiger Teilnehmer statt. Und die guten, ackerfähigen Böden der Köln-Aachener Bucht seien nunmal vor allem mit Weizen, Kartoffeln und Zuckerrüben bestellt. „Auch diese Realitäten sind natürlich forschungsrelevant. Wir müssen also geeignete Nutzpflanzen für verschiedene Agri-PV-Anlagen der Zukunft identifizieren.“

Wer mehr zum Projekt BioökonomieRevier erfahren möchte, kann sich auf der Website von "BioökonomieRevier" durch die Details klicken.


Meike Siebel,

Landwirtschaftskammer NRW

 

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