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Stabilere Erträge im Öko-Landbau

19.01.2024

Die Diskussionen um die Erträge im ökologischen Landbau kochen immer wieder hoch: Kritische Stimmen sagen dem Öko-Landbau eine zu geringe Produktivität nach – gemessen an den Erträgen. Sie heben hervor, dass mit ausschließlich ökologischer Landwirtschaft die Welt nicht ernährt werden könne. Schließlich wachse die Weltbevölkerung stetig, so dass die niedrigeren Bio-Erträge nicht ausreichen würden.

Demgegenüber stehen jedoch die geringeren Ertragsschwankungen im Öko-Landbau als im konventionellen Anbau. Die humusaufbauende, extensivere Bio-Bewirtschaftung kommt besser mit Klimaschwankungen zurecht – was in Zeiten zunehmender Extremwetterereignisse immer wichtiger wird. Wie weit gehen die ökologischen und konventionellen Erträge auseinander? Im Folgenden werden die Erträge bei Getreide, Kartoffeln und Unterglasgemüse in beiden Produktionsweisen genauer unter die Lupe genommen.

Bio-Erträge: Mehr Getreide auf kleinerer Fläche

Insgesamt ernteten die Bio-Landwirtinnen und -Landwirte in Deutschland im Jahr 2023 laut der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) rund 1,41 Mio. t Bio-Getreide inklusive Mais. Damit überragt die diesjährige Bio-Erntemenge die des Vorjahres um knapp 2 %. Da die Bio-Getreidefläche gegenüber dem Vorjahr um gut 3 000 ha auf geschätzte 409 000 ha geschrumpft ist, kommt das Mengenplus primär durch höhere Flächenerträge und durch Verschiebungen in den Anbauplänen zustande. Diese sind zudem für einen Teil der Ertragserhöhungen verantwortlich. So konnten bei der Ernte von Bio-Getreide (ohne Mais) 2022 durchschnittlich rund 32,0 dt/ha und 2023 durchschnittlich etwa 32,8 dt/ha geerntet werden.

Trotzdem ist der Unterschied nach wie vor enorm. So ernteten Bio-Landwirtinnen und -Landwirte nur halb so viel auf einem Hektar wie konventionell wirtschaftende Betriebe, die in der Regel intensiv düngen. Nicht nur die Düngung beeinflusst die Erträge, auch die größeren Anteile von ertragsschwächeren Kulturen, wie Hafer und Roggen, verringern die Bio-Erntemengen. Hinzu kommen ungünstige Witterungsbedingungen angesichts der Klimakrise. Das schmälert die Erträge in beiden Segmenten und die Landwirtschaft ist auf Strategien angewiesen, sich gegen diese Anbaurisiken zu rüsten – die ökologische Landwirtschaft kann eine Lösung sein.


 

Rekorderträge von Bio-Kartoffeln

Nicht immer fallen die Erträge in der Bio-Landwirtschaft kleiner aus als bei den konventionell wirtschaftenden Betrieben. So haben das Dürrejahr 2018 und der heiße und trockene Sommer 2022 die Kartoffelernte in Deutschland erheblich eingeschränkt. Anders sah es hingegen bei Bio-Kartoffeln aus. Die Landwirtinnen und Landwirte haben auf die zunehmende Trockenheit mit zusätzlicher Bewässerung reagiert.

So konnten im Jahr 2022 sogar Rekorderträge von durchschnittlich 30 t/ha eingefahren werden. Im konventionellen Anbau konnten bundesweit rund 38 t/ha geerntet werden. Das entspricht allerdings einem Rückgang von 12 % zum Vorjahr, auch das mehrjährige Mittel wird um 8 % unterschritten. Hinsichtlich der Bewässerung gibt es jedoch einen gravierenden Haken: Es kann und darf nicht in allen Regionen bewässert werden. Die Wasserentnahme für die Bewässerung ist in Deutschland gesetzlich geregelt.

Während also beim Bio-Getreide pro Hektar etwas mehr eingefahren wurde, sind die Getreideerträge im konventionellen Anbau leicht zurückgegangen. Damit hat sich der Ertragsunterschied bei vielen Arten leicht verkleinert, beim Hafer liegen die Erträge sogar gleich auf.


 

Bio-Fruchtgemüse bringt niedrigere Erträge

Die Ertragsunterschiede von Bio-Gemüse im Vergleich zur konventionellen Produktion sind im Unterglasanbau von Bio-Fruchtgemüse besonders hoch. So wachsen Bio-Tomaten und Bio-Gurken in Erde, während konventionelle Pflanzen meist in Substraten gezogen werden und damit deutlich mehr Nährstoffe zur Verfügung haben.

Die kleinsten Ertragsunterschiede finden sich bei Feldsalat, Kopfsalat und Radies. Hier erreichte der Ertragsunterschied im Durchschnitt der Jahre 2012 bis 2022 keine 25 %. Bei Bio-Paprika wird hingegen im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre gerade mal 43 % der konventionellen Erträge erreicht.

 

Wie sind die geringeren Erträge im Öko-Landbau zu bewerten?

Dass die ökologische Landwirtschaft niedrigere Erträge einfährt als die konventionelle Landwirtschaft, ist im Prinzip nichts Neues. Ein klarer Vorteil liegt in den deutlich stabileren Erträgen unter ungünstigen Witterungsbedingungen, die sich durch die Klimakrise höchstwahrscheinlich weiter intensivieren: 2023 war das wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen im Jahre 1881.

Darüber hinaus minimiert die ökologische Landwirtschaft Umweltbelastungen, Biodiversitätsverluste sowie einen übermäßigen Energieinput. Zudem wurden in Systemvergleichen bisher fast ausschließlich die Erträge einzelner Fruchtarten verglichen. Hierbei zeigten sich oftmals bei der Hauptkultur deutlich geringere Erträge als in konventionellen Systemen, bei anderen Fruchtarten wie Leguminosen jedoch nur geringe Ertragsunterschiede. Zudem ist in vielen Studien bislang unberücksichtigt, dass in ökologischen Milchvieh-Gemischtbetrieben auf Fruchtfolgeebene ähnlich hohe Trockenmasse und Energieerträge wie in konventionellen Betrieben erreicht werden können. Reine Marktfruchtbetriebe sind demgegenüber benachteiligt.


Neben der Steigerung der gesamtbetrieblichen Leistungen ist die nachhaltige Ertragssteigerung der Fruchtarten und Sorten zur Verringerung der Ertragslücke, dem sogenannten „yield gap“, im Vergleich zu den konventionell angebauten Kulturpflanzen eine Herausforderung im Öko-Landbau. Hierzu gibt es verschiedene Ansätze:

  • Züchtung leistungsfähiger, an die Bedingungen des ökologischen Landbaus adaptierter Sorten
  • die Optimierung von Anbauverfahren durch technische Innovationen
  • die optimierte Nährstoffversorgung durch die Schließung betrieblicher und überbetrieblicher Nährstoffkreisläufe, zum Beispiel Nährstoffrecycling, Minderung von Nährstoffverlusten
  • die Gesunderhaltung der Kulturpflanzen durch resiliente beziehungsweise resistente Sorten
  • die Optimierung der Anwendung von Pflanzenbehandlungsmitteln
  • die Entwicklung neuer Wirkstoffe zur Regulierung von Pflanzenkrankheiten
  • ein verbesserter biologischer Pflanzenschutz.

Generell könnte der höhere Flächenbedarf durch einen nachhaltigeren Ernährungsstil bis zu einem gewissen Grad kompensiert werden, denn insbesondere der Konsum tierischer Produkte steigert den Flächenbedarf enorm. Aber nicht nur die Flächen für den Futteranbau stehen in Konkurrenz zu jenen, die für die pflanzliche Ernährung der Menschen zur Verfügung stehen könnten. Auch der Anbau von Energiepflanzen benötigt derzeit mehr Fläche als ökologisch bewirtschaftet wird.

Quelle: www.oekolandbau.de/ BLE

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