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Gülle und Co. effizient verteilen

22.03.2021

Im Vorlauf der DLG-Feldtage 2021 gab ein Online-Seminar Auskunft zum Stand der Technik bei der verlustarmen Ausbringung von Gülle und Gärresten. „Die neue Düngeverordnung stellt die Landwirtschaft vor große Herausforderungen“, führte Dr. Frank Lorenz, LUFA Nord-West und DLG-Ausschuss Pflanzenernährung, in die Brisanz des Themas ein. Was neue Messmethoden und Ausbringungsverfahren bieten können, um den hohen Anforderungen an Dokumentation der Nährstoffstoffströme und Stickstoffeffizienz gerecht zu werden, war Ausgangspunkt für zwei Vorträge, die sich dieser Themen annahmen.

Welches Ausbringverfahren?

Neue Hinweise aus aktuellen Feldversuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachen zur Applikationstechnik in Wintergetreide stellte Kai-Hendrik Howind, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, vor. „In der Düngeverordnung vorgegebene Mindestanrechenbarkeiten für die Wirkung von Stickstoff in organischen Düngemitteln müssten eigentlich kulturartspezifisch ausgelegt sein“, machte er zum Einstieg deutlich. Er wies darauf hin, dass Stickstoff nur unter warmen und feuchten Bedingungen im Boden aus Humus mineralisiert und daher für frühe Kulturen wie Raps weniger pflanzenverfügbar werde. Und er machte auch deutlich, dass die im vergangenen Jahr weiter angehobene Mindestanrechenbarkeiten gemäß Düngeverordnung (DüV) einen Gesamtwirkungsgrad von 70 bis 80 % erforderlich machten. „Das ist in der Praxis nur schwer zu erreichen!“ Erwartungsgemäß zeigte sich, dass Schlitzen effizienter abschneidet als eine Ausbringung per Schleppschlauch oder Schleppschuh, die beide unter idealen Bedingungen, direkt am Boden, zum Einsatz kamen. „Weniger Oberfläche ist offensichtlich mehr“, erklärte Kai-Hendrik Howind das bessere Abschneiden beim Schlitzen mit seinen geringeren Ausgasungen. Aber die Effekte des mechanischen Bodeneigriffs beim Schlitzen ließen sich nicht über einen Kamm scheren: „Es passt nicht überall“, räumte er ein. Insgesamt bescheinigte er dem Verfahren eine sehr gute Emissionsminderung.

Gülle ansäuern?

Als neues Verfahren wurde die Ansäuerung der organischen Düngemittel in Kombination mit Schleppschlauch- und Schleppschuhverfahren getestet. Schwefelsäure, in einem Tank im Frontanabau mitgeführt, wurde während der Gülleausbringung zudosiert. Der ausgebrachte Schwefel ist pflanzenverfügbar, vorrangig ging es aber darum, den pH-Wert des organischen Düngemittels abzusenken und damit gasförmige Ammoniakverluste zu minimieren. "Hohe pH-Werte von bis zu 8, insbesondere von Gärresten, lassen große Anteile des Ammoniumstickstoffs als gasförmigen Ammoniak in die Atmosphäre entweichen und setzten so die Stickstoffeffizienz des organischen Düngemittels stark herab", erklärte der Referent.  Für die Feldversuche wurde der pH-Wert des organischen Düngemittels mithilfe der zugesetzten Schwefelsäure auf 6 abgesenkt. Insbesondere unter trockenwarmen Frühjahrsbedingungen folgten daraus erheblich verbesserte Stickstoffverfügbarkeiten. „Sauer macht lustig“, fasste der Referent der Landwirtschaftskammer Niedersachsen die vielversprechenden Ergebnisse zusammen. Witterung, Kultur und Düngemittel spielten als Faktoren allerdings immer zusammen und er forderte dazu auf, den äußeren Bedingungen mehr Aufmerksamkeit zu geben.

Inhaltsstoffe analysieren

"Die Technik der Nah-Infrarot-Spektroskopie, NIRS, liefert Nährstoffanalysen in Echtzeit auf Basis des Reflektionsverhaltens", wie Dr. Henning Müller, Kotte Landtechnik und Mitglied der Normengruppe Landtechnik, ausführte. N-P-K-Gehalte der organischen Düngemittel lägen sofort und dokumentiert vor und liessen sich digital weiter nutzen. Gemessen werde an vorab homogenisiertem Material, entweder bei der Fassbefüllung oder während der Gülleausbringung, wo sich allerdings noch Grenzen zeigten. Die Qualitätssicherung der Messungen liege in der Verantwortung der Sensorhersteller, stellte der Referent klar. „Und Messergebnisse sind immer so gut wie die dahinter liegenden Kalibrationsdatenbanken.“  Das sei ein Grund, warum Laboruntersuchungen auch zukünftig nicht verzichtbar seien. Die neue Messtechnik NIRS sei auf genaue Analysen und große Datensätze für ihre zugrundegelegten Kalibrationsmodelle angewiesen, die einer regelmäßigen Aktualisierung bedürften. Noch gebe es dabei offene Fragen, wie etwa zur Kontrolle und manipulationsfreien Dokumentation. „Eine sehr komplexe Situation“, so Dr. Henning Müller, der ein Standpunktpapier des Normenausschusses ankündigte, um diesbezüglich mehr Klarheit zu bringen.

"Auch für eine praxisgerechte Nähstoffmessung in Echtzeit gibt es weitere Aufgabenfelder, die von den Herstellern angegangen werden", so der Referent der Normengruppe Landtechnik. Darunter spielten Baugröße und Kosten der Sensoren eine große Rolle sowie eine praxisgerechte Priorisierung stationärer oder mobiler Systeme.

Christiane Aumüller-Gruber

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