Angst vor Matsche hat sie nicht. Peter Schmidt, Betriebsleiter des Klosterhofs Bünghausen in Gummersbach und Vorstandsmitglied des Biokreis-Erzeugerrings NRW, hatte Mona Neubaur, Landesvorsitzende und Spitzenkandidatin zur Landtagswahl von Bündnis 90/Die Grünen NRW, Anfang Februar auf seinen Hof eingeladen. „Zukünftiges Spitzenpersonal der NRW-Politik muss wissen, wie Landwirtschaft in steilen Mittelgebirgen funktioniert“, so Schmidt. Mit dabei war auch Sabine Grützmacher, die den oberbergischen Kreis im Bundestag in der Hauptstadt vertritt.
Der Einladung war Mona Neubaur spontan gefolgt. Schnell war ein Termin gefunden und schon bei ihrer Ankunft wurde deutlich: Die Politikerin wollte mehr wissen. Gemeinsam ging es zuerst mit dem Trecker auf die Flächen. Schon in der Fahrerkabine kamen einige zentrale Themen – nicht nur, aber auch – der Bergischen Bio-Landwirtschaft zur Sprache. Schnell war klar: Auf steinig-steilen Flächen ist Landwirtschaft ohne Weidetierhaltung kaum denkbar. Und dass die Schafe auf einigen steilen Flächen des Klosterhofes kaum halbwegs sicher vor dem Wolf zu schützen sind wurde ebenfalls deutlich. „Springt der Wolf oben ab, ist der Zaun schnell zu niedrig“, machte Biolandwirt Schmidt deutlich.
Im Stall ging es dann nicht nur zu den Kühen und Schafen, sondern auch zu den nächsten schwierigen Themen. „Wie sollen sich Mittelgebirgsbauern auf reinen Grünlandbetrieben entwickeln können, wenn sie keine Chance haben, irgendwo eine Ackerfläche einzurichten, um vielleicht Gemüse anzubauen oder Getreide als Hühnerfutter?“, richtete sich Peter Schmidt stellvertretend für seine Berufskollegen und -kolleginnen an die Grünenpolitikerin. Den Bio-Bauern würden zudem die regionalen Verarbeitungsstrukturen fehlen, um heimische Produkte auch wirklich vor der eigenen Haustür verarbeiten zu lassen.
Außerdem, auch das war Biokreis-Vorstandsmitglied Peter Schmidt wichtig, verlange der Klimawandel neues Denken, neue Lösungen. „Aus Schneewintern werden aktuell Regenzeiten. Gleichzeitig hat die Dünge-Verordnung dafür gesorgt, dass selbst der ökologisch von vielen gelobte Mist mit langen Sperrfristen, in denen die Bauern den Mist nicht ausfahren dürfen, belegt wird. Das Ergebnis ist, dass wir den Mist jetzt nicht mehr auf die Flächen bekommen“, nannte Schmidt ein aktuelles Beispiel.
„Wir müssen tatsächlich viele Themen neu denken, wir müssen viel stärker die regionalen Voraussetzungen beachten“, bestätigte denn auch Mona Neubaur. Ob Wolf, Klimawandel, regionale Versorgung oder neue Perspektiven für die Landwirtschaft - eine Landwirtschaft in Klimawandelzeiten brauche neue Lösungen. „Und mehr Flächenschutz“, betonte Mona Neubaur. „Der Flächenverbrauch muss radikal gesenkt werden.“
Peter Schmidt machte dies an Zahlen nochmals deutlich: „Im letzten Dürresommer 2020 hatten wir nur ein Ernteergebnis von 45 % - ich glaube, vielen ist gar nicht bewusst, wie notwendig wir jeden Quadratmeter Boden künftig für die Versorgung unserer Bevölkerung mit guten Nahrungsmitteln benötigen." Mona Neubaur sei diese Notwendigkeit bewusst – „aber der Besuch hier hat mir nochmals deutlich gemacht, um wieviel mehr wir uns um Landwirtschaft, Klimaschutz und eine gute Ernährung kümmern müssen.“ Dafür müssten Landes- und Bundesebene gemeinsam arbeiten und auch auf der EU-Ebene aktiv sein.
So ist es für die Landwirte im Bergischen sicher von Vorteil, dass sich Sabine Grützmacher verstärkt um die Gemeinsame Agrarpolitik der EU mit kümmert.
Zum Abschied wurde es fern aller schwierigen Themen noch besonders persönlich: Mona Neubaur und Sabine Grützmacher wählten sich je ein Patenlamm aus. Beide erwarten sich einen regelmäßigen Patenschaftsbericht - der Kontakt zum Klosterhof also bleibt, wobei es sicherlich auch künftig das eine oder andere schwierige Thema zu besprechen geben wird.
Mehr Infos über den Klosterhof Brünghausen finden Sie hier: www.klosterbauer.de
Peter Schmidt,
Klosterhof Brünghausen/Biokreis NRW