Die EU-Kommission rechnet nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine mit Ausfällen im globalen Getreidehandel. Die Infrastruktur für die Erfassung von Getreide, für die Lagerung und für die Erteilung von Ausfuhrlizenzen ist in der Ukraine seit dem Überfall der russischen Truppen ausgebremst.
Die Nutzung der Exporthäfen ist zurzeit nicht möglich. Aktuell stellt sich die Frage, ob die ukrainischen Landwirte überhaupt zur Aussaat im Frühjahr in der Lage sind. Schon jetzt fehlen Saatgut, Düngemittel und Treibstoffe. Die Ukraine und Russland bestreiten 30 % der weltweiten Weizenausfuhren, 32 % der Gerstenausfuhren und 50 % der Exporte von Sonnenblumenöl. Trotz Handelsrestriktionen ist Russland im Agrarhandel der sechstgrößte Handelspartner der Europäischen Union. Kurz- bis mittelfristig werden die Zukaufpreise für Futter- und Düngemittel für die deutschen Landwirte sehr hoch bleiben.
Außerdem stammen mehr als zwei Drittel des europäisch erzeugten Sojas aus Russland und der Ukraine. Deswegen dürfte der Krieg in der Ukraine auch die heimische Versorgung mit Sojaschrot beeinträchtigen. Zuletzt sind die Preise für Raps- und Sojaschrot schon deutlich gestiegen, denn neben fehlenden Lieferungen aus der Schwarzmeerregion werden auch in Südamerika die Sojabohnenernten nach bisher vorliegenden Informationen nur unterdurchschnittlich ausfallen und wirken somit preistreibend.
Heiner Wurm,
Landwirtschaftskammer NRW