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Zweinutzungshuhn statt (Gen)Technik

27.04.2022

Seit diesem Jahr ist das Töten von Eintagsküken in Deutschland gesetzlich verboten. Die Umsetzung des Kükentötungsverbots gestaltet sich allerdings schwierig. Steigende Energie- und Futtermittelpreise und Versorgungslücken sowie eine geringe Nachfrage nach Eiern und Geflügelfleisch machen es den Legehennenbetrieben schwer, die Bruderhahnaufzucht als Alternative zum Töten der männlichen Küken zu etablieren.

Gleichzeitig arbeiten Biotechnologie-Unternehmen an Lösungen, die der Geflügelindustrie ein Umdenken ersparen sollen. Anstatt die Tötung der männlichen Küken zu beenden, wird sie mit der In-Ovo-Selektion immer weiter vorverlagert und ein neues, sich noch nicht im Einsatz befindendes Verfahren bewirkt nun durch eine gentechnische Veränderung der Elterntiere, dass die männlichen Hühner-Embryonen aufgrund eines tödlichen Gens bereits im Ei absterben.

Nicht nur die technische Lösung

Gerade in Krisenzeiten ist es von größter Wichtigkeit, sich auf die eigenen Werte und Leitprinzipien zu konzentrieren und daher plädieren die Brudertier Initiative Deutschland (BID) und die Ökologische Tierzucht (ÖTZ) in dieser Situation nachdrücklich dafür, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen und vor allem in der Biobranche das Zweinutzungshuhn und die Aufzucht der Bruderhähne als einzige Alternativen zum Kükentöten auszubauen. Dafür ist nach Ansicht von Inga Günther, Geschäftsführerin der ÖTZ, vor allem der politische Wille notwendig, die (Bio-)Landwirte bei dem Kraftakt zu unterstützen, die Eier- und Geflügelfleischerzeugung von einem industriellen System der Hochleistung zu einem ethisch vertretbaren, Tier, Mensch und Umwelt achtenden Teil einer nachhaltigen Landwirtschaft zu machen.

„Es ist jetzt besonders wichtig, nicht auf technische Lösungen zu setzen, die lediglich die Symptome bekämpfen, sondern die Chance auf einen echten Wandel zu nutzen“, so Inga Günther. Ganz praktisch heißt das für sie: „Die Bundesregierung sollte schnell und unkompliziert den rechtlichen Rahmen und Gelder zur Verfügung stellen, um Fütterungssysteme zu entwickeln, die auf Resteverwertung und den Kreislaufgedanken setzen und so nicht nur der Umwelt und dem Klima zugutekommen, sondern auch dem Huhn selbst als Allesfresser und Resteverwerter.“

Reststoffverwerter Zweinutzungshuhn

Gerade die Zweinutzungshühner der ÖTZ kommen besonders gut mit Reststoffen aus der Lebensmittelerzeugung zurecht. Eine weitere Forderung von ÖTZ und BID ist, dass gegenüber technischen Methoden, die männliche Embryonen bereits im Brutei aussortieren, klar abgrenzbar sein muss, welche Eier mit Bruderhahnaufzucht erzeugt wurden. Die Bezeichnung „Ohne Kükentöten“ darf also nicht für Produkte mit Eiern aus In-Ovo-Selektion genutzt werden. Die Verbraucher und Verbraucherinnen dürfen nicht in die Irre geführt werden. Noch wichtiger wird dies, sobald neue gentechnische Verfahren eingesetzt werden. Laut dem Verein Testbiotech könnten Eier und Legehennen, die von transgenen Hühnern abstammen, in der EU ohne Zulassungsverfahren und ohne Kennzeichnung auf den Markt gelangen. Dies geht aus einem Schreiben der EU-Kommission an das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vom Juli 2021 hervor. Das Schreiben wurde durch eine Anfrage der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Brudertier Initiative Deutschland e.V. bekannt. Da Gentechnik in Lebensmitteln von der Mehrheit der deutschen Verbraucher und Verbraucherinnen abgelehnt wird, ist eine Kennzeichnung aber von größter Wichtigkeit.


 

ÖTZ und BID

Die Ökologische Tierzucht gGmbH ist der im März 2015 gegründete gemeinnützige Träger für eine eigenständige, ökologische Tierzucht. Als Gesellschafter gehen die beiden Bio-Verbände Bioland und Demeter dafür eine Kooperation ein. Das wichtigste Ziel der Ökologische Tierzucht gGmbH ist es, die Züchtung von Zweinutzungstieren voranzubringen, die für den Ökolandbau angepasst sind, sowie die Betriebe bei der Haltung und Vermarktung der Zweinutzungstiere und ihrer Produkte zu unterstützen. Der gemeinnützige Träger sieht sich als Alternative zu Konzernstrukturen – Züchtung wird als Kooperationsprojekt mit Bäuerinnen und Bauern betrieben.

Aus der 2013 gegründeten Bruderhahn Initiative Deutschland e.V. hat sich 2020 die Brudertier Initiative Deutschland e.V. (weiterhin kurz BID) entwickelt, um neben dem erfolgreichen Bruderhahn-Konzept weitere ethische Fragestellungen in der Bio-Tierhaltung zu bearbeiten.

Mehr Infos finden Sie unter www.brudertier.bio, www.oekotierzucht.de und www.das-oekohuhn.de.

Brudertier Initiative Deutschland e.V. und Ökologische Tierzucht gemeinnützige GmbH

Weitere Informationen

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