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Die Märkte zur Jahreswende

29.12.2023

Im seinem Jahresgutachten prognostiziert der Sachverständigenrat für 2023 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von minus 0,4 %. Die Krisen der Vorjahre wirken in Deutschland deutlich stärker nach als in anderen europäischen Ländern. Insbesondere die gestiegenen Energiepreise und der hohe Anteil der energieintensiven Industriezweige lasten auf der aktuellen Entwicklung.

Für 2024 rechnet der Sachverständigenrat mit einer leichten Erholung des BIP um 0,7 %. Das IFO Institut aus München kommt in seiner Herbstprognose zu ähnlichen Ergebnissen, sieht die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes 2024 mit plus 1,4 % aber etwas positiver. Noch nicht absehbar ist zurzeit, welche Auswirkungen sich für die Wirtschaft aus der unklaren Haushaltslage des Bundes ergeben werden. Sollten staatliche Ausgaben und Fördermaßnahmen im Rahmen der Konsolidierung deutlich zurückgefahren werden, könnten sich die Wachstumsprognosen auch ins Gegenteil entwickeln. Die Kaufkraft der privaten Haushalte wird aufgrund der sinkenden Inflation und höherer Einkommen wieder steigen. Das IFO-Institut rechnet mit einem Zuwachs von etwa 1,8 % im kommenden Jahr.

Höhere Preise werden auch das Jahr 2024 weiter begleiten. Das IFO-Institut rechnet ebenso wie der Sachverständigenrat mit einer Inflation von etwa 2,6 % im kommenden Jahr. Dabei soll die Kerninflation, also der Anstieg der Verbraucherpreise ohne Energiekosten, langsamer zurückgehen und mit etwa 3,1 % über der Gesamtinflationsrate liegen. Hier wirken sich die höheren Tarifabschlüsse in allen Branchen kostensteigernd aus.

Die Nahrungsmittelpreise werden sich dagegen 2024 dem allgemeinen Niveau weiter anpassen. Die Entwicklung der Energiepreise wird nicht zuletzt auch von der weiteren Entwicklung der Nahost-Krise abhängen.


Stefan Leuer/ Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

FB 54 – Markt, Qualitätsmanagement

Ökomarkt im Auf und Ab des Konsumklimas

Die Nachfrage nach Ökolebensmitteln erholt sich grundsätzlich und allmählich wieder, allerdings in den verschiedenen Vermarktungswegen auf unterschiedliche Weise. Auch im Jahr 2023, ähnlich wie bereits 2022, wurden Umsatzanteile tendenziell vom spezialisierten Fachhandel – also von Bio-Supermärkten, Biohof- und Bioläden – auf Lebensmitteleinzelhändler (LEH) und Discounter umgeschichtet.

Insgesamt werden aktuell rund zwei Drittel des Gesamtumsatzes mit Ökolebensmitteln über diese Vermarktungskanäle erzielt. Gewinner dieser Entwicklung sind dabei vor allem die günstigen Handelsmarken, während sich die in der Regel hochpreisigen Herstellermarken und generell die teureren Produkte derzeit nur schwer am Markt durchsetzen können. Die Gründe für diese Entwicklung liegen auf der Hand: Die Inflation mit ihren negativen Auswirkungen auf das Konsumklima, die eher pessimistischen Konjunkturerwartungen und die damit einhergehenden Sparneigungen der privaten Haushalte belasten nach wie vor den Handel.

Leichtes Plus für den Fachhandel

Allerdings wird aktuell eine Wiederbelebung des Geschäfts mit Gütern des täglichen Bedarfs gemessen, übrigens auch im Fachhandel: So stabilisierte sich etwa Branchenbeobachtern zufolge auch der Naturkostfachhandel in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 mit einem Plus von 3,2 %. Im LEH liegen die Werte sogar im oberen einstelligen Bereich. Die Anzeichen für eine Verstetigung dieses verhaltenen Aufwärtstrends mehren sich. Das ist erwähnenswert, weil mancherorts der hartnäckig wiederkehrende Abgesang auf den Ökolandbau und den Handel mit Ökolebensmitteln erneut eingesetzt hatte.

Erzeugerpreise im Blick

Die spannende Frage ist also nicht, ob Bio unter diesen schwierigen Bedingungen eine Zukunft hat. Das ist mit einem eindeutigen „Ja“ zu beantworten. Viel relevanter ist die Frage, was geschieht, wenn sich die tatsächliche finanzielle Situation der Haushalte oder auch nur die gefühlte Lage weiter entspannt. Können die Herstellermarken oder der Naturkost-Fachhandel dann die zu „Billig-Bio“ abgewanderten Käuferschichten zurückgewinnen, oder sind diese Haushalte für sie dann größtenteils und dauerhaft verloren? Das ist auch deshalb von Bedeutung, weil über diese Vermarktungswege das Verständnis und die Durchsetzbarkeit von fairen und vor allem kostendeckenden Preisen für die Erzeugerbetriebe in Landwirtschaft und Gartenbau tendenziell höher sein dürften als im LEH oder im Discount. Denn genau darin besteht die eigentliche Herausforderung für die Zukunft: Entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis hin zu den Konsumentinnen und Konsumenten muss klar sein, dass die so oft beschworene regionale Produktion von Lebensmitteln - und hier besonders die in Ökoqualität - nur über auskömmliche Erzeugerpreise zu haben ist. Das gilt im Übrigen für alle Vermarktungswege in gleicher Weise.


Georg Pohl,

Landwirtschaftskammer NRW

Wie sich die Agrarmärkte im einzelnen entwickelt haben und was die Experten der Landwirtschaftskammer NRW für das Jahr 2024 prognostizieren, lesen Sie in der umfangreichen Zusammenfassung in den Ausgaben 51/52 der LZ Rheinland und des Landwirtschaftlichen Wochenblattes Westfalen-Lippe.

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