Die Genossenschaft der Ökobauern e.G. in Lippetal-Lippborg gehört zu den Pionieren in NRW, wenn es darum geht, als Partner für die Landwirte mit dem Handel ins Geschäft zu kommen. So verspricht die Genossenschaft nicht dauerhaft bessere Preise für die Bioerzeugnisse, aber dafür eine solide Basis und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Und die hat Tradition.
1994/95 hat sich eine Handvoll ökologisch wirtschaftender Landwirte zusammengeschlossen, um ihre Produkte - vor allem Kartoffeln und Gemüse - im Markt zu platzieren. Damals ging es noch nicht um eine Lieferbeziehung zum konventionellen Lebessmitteleinzelhandel (LEH); der Absatz lief hauptsächlich über den Naturkosthandel. Lediglich die Firma Teegut war Mitte der 90er-Jahre ihren Mitbewerbern einen Schritt voraus und aktiver als andere darum bemüht, auch Bioprodukte in ihren Märkten zu verkaufen. Bis zum Jahr 2000 schwankte die Vermarktung der Genossenschaft stetig zwischen Naturkosthandel, LEH und Industrie, bis dann 2000 der ganz große Schub kam: „Damals ist Aldi als erster Discounter in das Angebot von Bioerzeugnissen eingestiegen und hat dem ganzen Marktgeschehen einen riesen Anstoß versetzt“, berichtet Klaus Rauhaus, Geschäftsführer seit 2017 und unter anderem zuständig für den Wareneinkauf und -verkauf bei der Genossenschaft der Ökobauern, die im Übrigen damals noch „Marktgenossenschaft der Naturlandbauern e.G.“ hieß. „Die landwirtschaftlichen Gründungsbetriebe, die allesamt Mitglieder im Naturland-Verband waren, hatten die ersten Jahre ausreichend Menge liefern können. Als dann aber Aldi und in dessen Fahrwasser auch der klassische LEH ins Ökogeschäft eingestiegen sind, zog die Nachfrage derartig an, dass die Naturland-Betriebe alleine diese Nachfrage nicht mehr bedienen konnten“, so Rauhaus weiter. Also stiegen weitere, verbandsungebundene Biobetriebe ein.
Das war auch der Zeitpunkt, zu dem sich das Kerngeschäft der Marktgenossenschaft deutlicher herausbildete. Man konzentriert sich seitdem auf Kartoffeln und diverses Gemüse, schwerpunktmäßig Möhren. „Das Kerngeschäft lässt sich ungefähr dritteln“, so Klaus Rauhaus. „Zu einem Drittel vermarkten wir Kartoffeln, ein weiteres Drittel sind Möhren, der Rest vornehmlich Zwiebeln plus anderes Frischgemüse, wie Staudensellerie, Kohl, Fenchel, Zucchini.“ Kartoffeln würden zurzeit aber deutliche Steigerungsraten erfahren, sodass deren Anteil wohl zunehmen werde.
Vor allem das Spezialgemüse, das im Portfolio des Unternehmens steht, aber von keinem weiteren Mitgliedsbetrieb in ausreichender Menge angebaut wird, kultiviert die Genossenschaft auf ihrem eigenen landwirtschaftlichen Acker- und Gemüsebaubetrieb, der Hof Rosenau GmbH, die 2012 als Tochterunternehmen der Genossenschaft im benachbarten Bad Sassendorf gegründet wurde. Hier gedeihen auf 100 ha Brokkoli, Fenchel, Zucchini, Wurzelpetersilie und Pastinaken.
In den Folgejahren, vor allem zwischen 2008 bis 2012, wurde die Idee der Erzeugergemeinschaft etwas vernachlässigt. Ein großer Teil der Lieferanten war kein Mitglied der Genossenschaft. Das änderte sich erst wieder Mitte der 2010er-Jahre. „2017 bin ich zur Genossenschaft der Ökobauern gekommen; mein Anliegen als deren Geschäftsführer war und ist es nach wie vor, auf die Mitgliedsbetriebe zu setzen“, betont Klaus Rauhaus, der zuvor 20 Jahre lang Leiter eines großen Biobetriebs im Kreis Lippe war und daher sowohl die landwirtschaftliche Praxis gut kennt, als auch die Vermarktung im Blick hat. Seit seinem Amtsantritt ist die Zahl der Mitgliedsbetriebe von knapp 70 auf mehr als 100 geklettert.
Klaus Rauhaus betont in diesem Zusammenhang auch, wie wichtig in seinem Unternehmen der Genossenschaftsgedanke ist. „Bei uns steht nicht die Gewinnmaximierung der Firma an allererster Stelle. Unser Interesse ist es, als Partner der Landwirte mit dem Handel zu kommunizieren und die Produkte der landwirtschaftlichen Mitgliedsbetriebe optimal im LEH zu platzieren, und das zu bestmöglichen Preisen. Geld, das wir verdienen, wird wieder investiert, sodass wir den Erzeugern zwar nicht immer Spitzenpreise, aber eine dauerhafte Basis für die Vermarktung ihrer Produkte bieten können“, fasst er die Firmenphilosophie zusammen.
Wichtig seien ihm und seinen Kollegen die langfristigen, vertrauensvollen Beziehungen zwischen der Genossenschaft als Marktpartner und den Landwirten einerseits und natürlich andererseits zu den Akteuren des LEH und des Naturkosthandels. „Hier arbeiten wir genauso an langfristigen Bindungen und Handelsbeziehungen wie zu unseren Mitgliedsbetrieben“, betont Klaus Rauhaus. So führe er Gespräche mit den Verantwortlichen im LEH über das Jahresprogramm zu den Mengen und Lieferzeiten, die zwar „partnerschaftlich, aber auch sehr deutlich“ seien - wenn auch zum Zeitpunkt der Jahresplanung noch preislos. Erst zum Saisonstart würden dann die Tages- oder Wochenpreise abgestimmt, immer mit Blick auf das gesamte Marktgeschehen. „Dass solcherart Verhandlungen kein einzelner Landwirt führen muss, reduziert dessen Stresslevel natürlich erheblich“, schmunzelt der Geschäftsführer.
80 % der Mitgliedsbetriebe der Genossenschaft liegen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, die übrigen 20 % der Ware kommen von Höfen in Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Rheinland-Pfalz und Bayern. „Zur Importsaison, also zwischen März/April bis Juni/Juli, wenn hier die Lagerwaren abverkauft sind, beziehen wir auch Kartoffeln und Gemüse aus dem europäischen Ausland, wie zum Beispiel aus Spanien, Italien, Israel und Dänemark, Österreich und den Niederlanden. Auch in diesen Ländern werden langfristige Handelsbeziehungen gepflegt und sich nicht auf dem Spotmarkt bedient. Seit sich aber die Lagerhaltung in Deutschland und Holland deutlich verbessert hat, ist dieses Importfenster kleiner geworden“, zeigt sich Rauhaus zufrieden über diese Entwicklung.
Die Genossenschaft sieht sich als Dienstleister für den LEH: „Wir machen die Vorsortierung, waschen, sortieren noch einmal und verpacken dann Kartoffeln, Gemüse und Zwiebeln so, wie der LEH das haben möchte. Im Kunststoffbeutel, im Kunststoffnetz, in Schalen, versehen mit der entsprechenden Banderole“, erklärt der Geschäftsführer, der stetig darum bemüht ist, die Verpackungsmaterialien weitestgehend zu reduzieren. 20 000 bis 25 000 t Kartoffeln, Möhren und Co. verpacken die Mitarbeiter der Genossenschaft pro Jahr, der jährliche Umsatz mit diesen Bioprodukten liegt bei 30 Mio. €.
Klaus Rauhaus sieht den Biomarkt als Wachstumsmarkt, was eine komfortable Vermarktungsbasis bedeute. Dieser kontinuierliche Wachstumsprozess impliziere auch den einen oder anderen Wechsel bei den Anbaumengen der Mitgliedsbetriebe oder Änderungen bei der Nachfrage durch den LEH. „Wir sind also prinzipiell immer an neuen Lieferanten interessiert, da alles im Fluss ist“, meint er. Es komme jedoch auch auf die Produkte der potenziellen Neumitglieder und vor allem deren Menge an. „Wenn jemand 50 ha Kartoffeln anbietet, geht das nicht. Bei 2 bis 10 ha Kartoffeln sagen wir durchaus Ja“, gibt er die Richtung vor.
Die Genossenschaft selber wolle nicht wachsen um jeden Preis oder unbedingt ihr Produktportfolio ausweiten. „Wir planen zum Beispiel nicht, auch die Industrie zu bedienen. Der Mengenfluss ist ausgereizt, wir sind interessiert daran, das Geschäft stabil zu halten und dies gut zu machen“, erklärt Klaus Rauhaus. Die Möglichkeiten zum Wachstum seien jedoch da; ein Grundstück im Industriegebiet in Lippetal-Lippborg sei schon erworben und eine neue Kartoffelpackhalle in Planung.
Meike Siebel,
Landwirtschaftskammer NRW
Fotos: Meike Siebel
Bei Interesse, die Genossenschaft der Ökobauern zu beliefern und Mitglied zu werden, melden Sie sich gerne bei Klaus Rauhaus, Telefon: 0 25 27 - 93 02-11, Email: k.rauhaus@oeko-genossenschaft.de. Auf der Website des Unternehmens können Sie sich unter www.genossenschaft-der-oeko-bauern.de umfangreich informieren.