2020 hat die Käserei Aurora ihren 40. Geburtstag gefeiert. 1980 von Janny und Harry ten Dam gegründet, sind heute alle vier Kinder im Unternehmen aktiv und die Bio-Käserei aus dem niederländischen Ort Ven-Zelderheide sprichwörtlich in aller Käseliebhaber Munde.
Mit Käse und Frischeprodukten aus Rohmlich, wie Joghurt, Quark und Buttermilch, fing alles an. Janny und Harry ten Dam, selbst keine Landwirte, kauften die Milch der in der Nachbarschaft liegenden Landwirte und verarbeiteten sie in ihrer von Beginn an biozertifizierten Käserei auf traditionelle Art und Weise weiter. Das entwickelte sich, inklusive einiger Neu- und Erweiterungsbauten, bis 1998 so vielversprechend und erfolgreich weiter, dass Ende der 1990er-Jahre die Entscheidung anstand, noch einmal in die Frische- und Sauermilchlinie zu investieren, oder aber sich voll und ganz auf den Käse zu spezialisieren. Die Entscheidung fiel zugunsten des Käses.
„Unsere Eltern hätten damals eine neue Abfüllanlage für Frischmilchprodukte installieren müssen. Sie haben sich aber gegen diese Investition entschieden und von da an gab es nur noch Aurora Kaas aus Ven-Zelderheide“, fasst Manon ten Dam diesen richtungsweisenden Schritt knapp zusammen.
Die Käseherstellung wuchs, der Absatz ebenso. „Wir haben anfänglich neben Deutschland auch viel Käse in den Niederlanden vermarktet. Mittlerweile ist Deutschland aber unser Hauptmarkt“, so Manon ten Dam, die sich seit einigen Jahren mit den Brüdern Joris, Tim und Daan die Geschäftsführung des Familienunternehmens teilt. Diese Entwicklung habe 2011 dazu geführt, dass ein neues, größeres und moderneres Käselager in Kranenburg im angrenzenden niederrheinischen Kreis Kleve gebaut wurde. „Hier hatte der Käse genug Platz, um sich im Reifeprozess voll entfalten zu können - den hatte er im alten Lagerhaus nicht mehr“, ergänzt Manon. Produziert wurde der Käse nach wie vor in der Käserei in Ven-Zelderheide.
Zeitgleich mit dem Käse reifte aber die Idee, auch die Käserei um eine zweite am Standort Kranenburg zu erweitern. „Das war dann 2017 soweit: Wir konnten eine weitere Käserei anbauen, das erste Käserad „made in Germany“ rollte im August 2019 vom Band“, freuen sich Manon und Tim gemeinsam über diesen Schritt. Und da in der Käserei vor allem Milch aus der Region verarbeitet wird, konnte dieser Neubau sogar von der EU gefördert werden. „17 Biolandwirte liefern an uns, acht davon aus Deutschland. Deren Betriebe liegen vor allem am Niederrhein und im westlichen Münsterland. Unsere niederländischen Biomilchviehhalter haben ihre Betriebe in der Region Achterhoek in Gelderland und in der Provinz Limburg“, fasst Manon zusammen. Einige der Lieferanten seien seit 30 Jahren Partner der Familie ten Dam.
Seit dem Jahr 2000 ist die Aurora-Käserei Bioland-zertifiziert, darüber hinaus trägt sie das demeter- sowie auch das EU-Biosiegel. Danach sortieren sich auch die 12 Mio. Liter Milch, die jährlich in der Käserei zu 1,2 Mio. kg Käse verarbeitet werden (Stand 2020). Den Löwenanteil daran hat die Kuhmilch. „Wir haben aber auch 1 Mio. kg Ziegenmilch, aus der wir eigenen Feta herstellen, vor allem aber Ziegengouda herstellen. Und ein paar Liter Schafsmilch kommen auch noch dazu“, berichtet Tim ten Dam.
Das Käsesortiment kann sich sehen lassen: Über reinen Kuhmilchkäse „naturel“, Kuhmilchkäse mit Kräutern, über Saison-Käse, wie Jahreszeitenkäse, Spargel-Käse oder Käse mit Steinpilzen, bis hin zu 14 verschiedenen Schafs- und Ziegenkäsesorten bietet Aurora den Käseliebhabern Käse für jeden Geschmack. Zusätzlich gibt es als „Bonbon“ für die Regionalpatrioten sogenannten „Streekkaas“, die Achterhoekse Dearntjes“. Und auch demeter hat bei Aurora eine eigene Käse-Linie.
Vermarktet wird der Bio-Käse an einige Supermärkte in der Region. Vor allem aber gehen die Laibe an den Bio-Großhandel, der sie an die Naturkostfachhändler in ganz Deutschland verteilt. „Der Absatz ist nicht regional - abgesehen von unserem eigenen kleinen Käseladen, den wir zusammen mit dem Neubau am Standort in Kranenburg in Betrieb genommen und von zwei Jahren eröffnet haben“, schmunzelt Manon ten Dam.
Kapazitäten für die Ausweitung der Käseproduktion sind bei Aurora noch vorhanden, meinen Manon und Tim ten Dam einhellig. „Das steht und fällt natürlich mit der Marktlage. Bei steigender Nachfrage weiten wir auch die Produktion aus.“ Und das bedeutet, dass Aurora auch noch den einen oder anderen Milchlieferanten willkommen heißt. So würde der Bioland-Verband immer mal wieder neue Bio-Milchlieferanten vermitteln. Doch auch für interessierte Betriebsleiter selber lohne die Nachfrage. „Hauptsache, wir erkennen eine eindeutige Orientierung und Interesse am ökologischen Landbau!“, betont Manon ten Dam und meint damit diejenigen konventionellen Milchviehhalter, die mit dem Umstellungsgedanken liebäugeln. „Wir besuchen immer zuerst die Bauern, die sich für eine Umstellung interessieren, aber auch solche, die schon „Bio“ sind, um sie kennen zu lernen und zu schauen, ob sie die Vorgaben erfüllen können“, erklärt die Geschäftsführerin das Vorgehen. Dabei seien Ansprüche wie 120 Tage Weidegang oft per se schon erfüllt.
Wichtiger werden in ihren Augen die Themen Bullenkälbermast sowie die muttergebundene Kälberhaltung, auf die die Kunden zunehmend achten würden. Auch das komme ihrer eigenen Vorstellung einer Kreislaufwirtschaft nahe und wäre sicherlich ein weiterer Pluspunkt für die Bio-Milchviehhaltung der Zukunft.
Meike Siebel
Landwirtschaftskammer NRW
Wer sich für eine Zusammenarbeit mit der Käserei Aurora interessiert, kann sich auf der Website www.aurroa-kaas.com umsehen. Der direkte Kontakt ist per Email an manon@aurora-kaas.com oder telefonisch unter 0 28 26/ 99 96 740 möglich.