Lehmann natur kann man fast als "Global Player" bezeichnen: Der Importeur und Erzeuger für Obst und -Gemüse in Bio-, Demeter- und Permakultur-Qualität beliefert nicht nur alle großen Lebensmittelketten in Deutschland und Europa, sondern produziert auf Betrieben in Spanien sowie über Projekte in Kolumbien auch selber Früchte, die hier nicht gut gedeihen. Dabei lautet das Credo: Weg von der Industrieproduktion, hin zu noch mehr ökologisch angebauten Naturprodukten.

Ende der 1980er-Jahre war es, dass Friedrich Lehmann, der selbst aus einer Familie mit Obst- und Gemüseanbau stammt, beschloss, dass sich an der Art, Lebensmittel zu erzeugen, etwas Grundlegendes ändern muss. So gründete Lehmann eine Biofirma, die fortan seinen Namen und darin den Zusatz "natur" tragen sollte: Die Lehmann Natur GmbH/ Gesellschaft zur Erzeugung und zum Vertrieb ökologischer Produkte mbH. Friedrich Lehmann, nach wie vor Geschäftsführender Gesellschafter der Lehmann natur GmbH mit Sitz in Meerbusch, verpflichtete sich und sein Unternehmen der Philosophie des Demeter-Verbandes - auch, um sich damit deutlich von anderen Lebensmittelhändlern abzusetzen. 

"Demeter ist nach wie vor der wichtigste und am stärksten vertretene Verband unter unseren Anbaupartnern. Vor allem jetzt, nachdem Demeter immer breiter im klassischen LEH verfügbar ist", betont Martin Jacobfeuerborn, leitender Einkäufer des Unternehmens. Über Demeter sei Lehmann auch zur Anbaumethode der Permakultur gekommen, die er auf seinen beiden Biobetrieben im Süden Spaniens praktiziert. Permakultur erweitert die biodynamische Anbauweise um wichtige Faktoren zur Betriebsresilienz in Zeiten des Klimawandels. "Unsere Betriebe produzieren durch Humusaufbau, Untersaat und Heckenpflanzung bereits klimapositiv. Das heißt, es wird mehr CO₂ gebunden, als in der Produktion ausgestoßen wird. Unser Ziel ist es, diese klimapositive Landwirtschaft auf weitere Partnerbetriebe zu übertragen. So haben wir 2019 auch 30 kolumbianische Limetten-Bauern dabei unterstützt, auf biologisch-dynamische Landwirtschaft umzusteigen", erläutert Jacobfeuerborn weiter.

Erwartungen der Kunden erfüllen

Obst und Gemüse, Öl und Wein - mit diesen reinen Bioprodukten erwirtschaftet Lehmann natur 130 Mio. € Umsatz jährlich. Ein starkes Anbaugebiet ist dabei Spanien, aber auch andere klassische Herkunftsländer für saisonales Obst und Gemüse, wie Italien, Israel und Neuseeland. "Der Verbraucher hat sich daran gewöhnt, dass alles jederzeit verfügbar ist. Auch im Biobereich", begründet der Einkaufsleiter das ganzjährig angebotene Vollsortiment, das in allen großen Lebensmittelketten zu finden ist.

Dabei unterliegen alle Erzeugnisse einem strengen unternehmenseigenen Qualitätsmanagement. "Alle Waren werden beprobt und analysiert, damit nur saubere Ware bei den Kunden ankommt", betont Martin Jacobfeuerborn.

Gewachsene Infrastruktur

Durch die Pflege langjähriger Lieferantenbeziehungen und die Direktabnahme von Erzeugern oder Erzeugergruppen strebt Martin Jacobfeuerborn an, die Kräfte der Produzenten zu bündeln. "Wir möchten die Wertschöpfung weitestgehend bei den Erzeugern belassen, sie übernehmen also Produktion und Verarbeitung. Unser Job ist es dann - neben der Sicherstellung der hohen Qualität -, möglichst erzeugernah zu packen und die Erzeugnisse zum Kunden zu bringen." Überseeimporte, wie Limetten, Äpfel oder Ingwer, kämen als Rohware an und würden zunächst im Hauptlager im rheinischen Korschenbroich zwischengelagert und kontrolliert. Eine Tochter in Spanien sei für die Zitrusfrüchte verantwortlich, eine weitere in Bremen kümmere sich um Bananen und Trockenware. "Die Kunden haben in uns einen Ansprechpartner, der alle Fäden zusammenhält und über die breite, gewachsene Infrastruktur auch potenzielle Lücken oder Fehler abfedern kann", so der Einkäufer weiter.

Langfristige Perspektiven bieten

Bei den Biobetrieben in Spanien, Italien oder in Übersee handelt es sich um langjährige Partner. Und auch unter den Lieferanten in Deutschland gebe es einen festen Kern, mit dem Lehmann natur schon seit Jahren zusammenarbeitet. Aber: "Der Markt ändert sich, und somit auch die Partner!", betont Martin Jacobfeuerborn dahingehend, dass sich das Warenangebot in erster Linie an den Notwendigkeiten des Handels orientiere. "Wir sind bemüht, den Kunden eine große Auswahl an saisonalen und regionalen Obst- und Gemüseprodukten in frischer Vielfalt zu liefern. Den Rahmen dafür gibt der Handel vor - wir liefern innerhalb dieses Rahmens die maßgeschneiderten Lösungen vom Feld bis ins Regal", bestätigt Jacobfeuerborn werbewirksam.

Optimal sei für den leitenden Einkäufer, wenn ein bestimmter Erzeuger für einen bestimmten Kunden ein bestimmtes Produkt anbaut. "Ich beobachte den Trend, auch bei den großen Ketten, dass ein Umdenken einsetzt und offen und partnerschaftlich miteinander kommuniziert wird. Dann können auch die Preise auf Augenhöhe verhandelt werden."

Mehr Unterglasgemüse

Um sich noch prominenter die Regionalität auf die Fahnen schreiben zu können, was mit Zitronen oder Kokosnüssen nicht glaubhaft zu schaffen ist, ist Martin Jacobfeuerborn grundsätzlich an weiteren deutschen Erzeugern vor allem von Biogemüse interessiert: "Wir suchen im Freilandbereich noch nach Anbauern von zum Beispiel Kohl, Zwiebeln und Kartoffeln. Und eine Tomate muss nicht aus Spanien, sondern kann sehr wohl auch aus NRW kommen. Das macht die Glashausproduktion attraktiv", meint er. Regional und Bio bis in die letzte Konsequenz sei anspruchsvoll und schwierig, da auch diese Produktionsrichtung wirtschaftlich und ausfallsicher sein solle. "Aber regionales Bio aus Deutschland ist machbar. Die Böden und das Knowhow dafür sind vorhanden." Und für die Tomaten und Paprika aus Spanien testet lehmann natur den Zugtransport, welcher zu bis zu 80 % CO₂ Einsparung im Transport führen kann.

Meike Siebel,
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen