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Moderner Neubau für traditionelles Sortiment

19.08.2021

Schon seit 1898 wird in der Molkerei in Usseln Milch verarbeitet. 1996 hat sich die Milcherzeugergemeinschaft Hessen w.V. in dem alten, stillgelegten Gebäude niedergelassen und fortan als Upländer Bauernmolkerei firmiert. Heute, zum 25. Geburtstag, gönnt sich das deutlich gewachsene Biomilchunternehmen im nordhessischen Usseln einen hochmodernen Neubau und rüstet sich so für die Zukunft.

Angefangen hatte Mitte der 1980er-Jahre alles mit acht Biobauern, die eine Milcherzeugergemeinschaft (MEG) gegründet hatten und deren Biomilch von einer Molkerei in Sachsenberg auch als solche erfasst und verarbeitet wurde. „Das war damals nicht selbstverständlich, es gab kaum Biomolkereien“, meint Karin Artzt-Steinbrink. Die heutige Geschäftsführerin der Upländer Bauernmolkerei war damals bei den acht Biobauern als Hilfe für die gesamte Organisation der neu gegründeten MEG eingestiegen. „Ich habe zwischen den Bauern und der Molkerei vermittelt und Kunden akquiriert, die überwiegend beim Naturkosthandel angesiedelt waren. Doch irgendwann gab es für uns keine echte Perspektive mehr“, berichtet Artzt-Steinbrink. Hatte die erzeugte Milchmenge 1986, zu Gründungszeiten der „Milcherzeugergemeinschaft Waldeck w.V.“, noch bei 200 000 l pro Jahr gelegen, war sie im Lauf der nächsten zehn Jahre auf 1 Mio. l Biomilch angewachsen. 1997, nach Gründung der Upländer Bauernmolkerei, wurde sie in MEG Hessen e.V. umbenannt. Diesen Namen trägt sie auch heute noch.

Kapazitäten auslasten

Landwirt und Gründungsmitglied Josef Jacobi und Karin Artzt-Steinbrink war es zu damals verdanken, dass die Milcherzeugergemeinschaft Hessen w.V. 1996 nach Usseln umziehen konnte. Sie schafften es auch, dafür finanzielle Unterstützung zu bekommen. Mit dem „grünen Geld“, das neben vielerlei Beteiligungen auch vom BUND NRW kam, konnten sie das alte Molkereigebäude in Usseln übernehmen und nach eigenem Gusto umgestalten. „Weil am Standort in Usseln eine Verarbeitungsmenge von 20 Mio. l möglich war, wir aber gerade einmal 1 Mio. l erzeugten, haben wir anfangs auch konventionelle Milch verarbeitet, um die Produktionskapazitäten auszulasten“, erklärt die Geschäftsführerin. Aus dieser Verlegenheit sind die „Upländer“ heute heraus: 115 Mitgliedsbetriebe erzeugen aktuell 43 Mio. l Frischmilch, die in Usseln verarbeitet wird. Die MEG Hessen w.V. ist Hauptgesellschafterin der Upländer Bauernmolkerei GmbH.

Engagement über Upland hinaus

Das stetige Wachstum ist sicherlich auch den (werbewirksamen) Aktionen zu verdanken, die Karin Artzt-Steinbrink zusammen mit den Mitgliedsbetrieben der MEG immer wieder unternimmt. Auch damals in den Gründerjahren haben kleinere Projekte und das Engagement in der Region den Bekanntheitsgrad der Upländer Bauernmolkerei schnell anwachsen lassen; das hat sich bis heute nicht geändert, die Molkerei ist bestens in der Region vernetzt.

So kam 2002 die Eröffnung des kleinen Molkereimuseums samt Café hinzu, das auch Raum bietet für kulturelle Veranstaltungen, Weinverkostungen und Feiern und in das monatlich rund 1 000 Besucher ihren Weg finden.

2005 hat die Upländer Bauernmolkerei als erstes Unternehmen in Deutschland „Faire Milch“ verkauft. 2008 war die Molkerei Mitgründerin des Vereins „FairBio“, deren Vorsitzende Karin Artzt-Steinbrink seitdem ist. Als solche ist sie besonders stolz darauf, dass das FairBio-Siegel im jüngsten Label-Check als „glaubwürdigstes Siegel“ top bewertet wurde. Außerdem hat die Upländer Bauernmolkerei die Verbrauchermilch der Initiative „Du bist hier der Chef!“ auf den Markt gebracht.

Als Pioniertat bezeichnet Artzt-Steinbrink den Vorstoß ihrer Molkerei, konventionelle Milch ohne Gentechnik zu vermarkten. „Wir waren 2005 die erste Molkerei, die gentechnikfreie Milch anbieten konnte. 2008 wurde der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik e.V. ins Leben gerufen, dessen VLOG-Siegel nun auch andere Molkereien auf ihre Milchkartons drucken konnten. Heute ist Milch ohne Gentechnik eher der Standard“, freut sie sich über diese Entwicklung, die sie insgesamt als logisch durchgängig ansieht. „Wir haben Milch als Biomilch auf den Markt gebracht, faire Milch und Milch ohne Gentechnik gehandelt - und erweitern aktuell unsere Kapazitäten für die Verarbeitung um fast das Doppelte. Biomilch ist kein Nischenprodukt mehr!“, schmunzelt Karin Artzt-Steinbrink.

Das sprichwörtlich größte Geschenk zu ihrem 25-jährigen Jubiläum am Standort in Usseln wird wohl der Neubau, der in Sichtweite zum historischen Molkereigebäude entsteht und in dem die Verarbeitungskapazitäten deutlich erweitert werden, nämlich von 40 auf 60 Mio. l Milch. „In den Neubau zieht das traditionelle Sortiment um, also Trinkmilch, Sahne, Butter, Buttermilch. Hinzukommen werden eigener Joghurt und die Abfüllung der Milch in Glasflaschen“, erklärt die Geschäftsführerin. Doch auch das Altgebäude bleibt in Benutzung, dort soll weiterhin der Sauermilch-Quark produziert werden. Den wiederum verarbeiten Käsereien zum Beispiel zu der hessischen Spezialität Handkäse.

Regional ist Trumpf

Bei zurzeit noch gut 43 Mio. l Milchverarbeitung braucht man auch viele Lieferanten. Die derzeit 115 Mitgliedsbetriebe liegen vornehmlich in Hessen und NRW, dem nördlichen Rheinland-Pfalz und einige wenige in Thüringen. „Wir achten möglichst auf Regionalität, auch bei der Vermarktung“, meint Karin Artzt-Steinbrink. So verkauft die Molkerei an die Zentralläger des regionalen Lebensmitteleinzelhandels, an Rewe, Edeka und Tegut. Über den Bio-Naturkosthandel werden die Bioläden in der Region beliefert. „Zusätzlich haben wir Großkunden in der Industrie, die Blockbutter abnehmen, und einen Produzenten von Milchpulver für Babynahrung“, ergänzt sie. Allein die Naturkosthändler würden bundesweit beliefert.

Große Nachfrage erfordert ein großes Angebot. „Prinzipiell sind wir an weiteren Biomilch-Erzeugern interessiert, auch wenn es derzeit eine Warteliste potenzieller Neu-Mitglieder gibt“, meint Karin Artzt-Steinbrink. Die wichtigsten Voraussetzungen für eine Bewerbung als Milcherzeuger sind: Weidegang mit mindestens 1 000 m² pro Kuh und 2 000 m² Futterfläche, damit auch Weidemilch produziert werden kann. „Außerdem bieten wir eine eigene Erzeugerberatung an, die mindestens einmal jährlich auf die Betriebe kommt“, ergänzt die Geschäftsführerin. Die hält zum Beispiel eine Liste mit Reinigungs- und Desinfektionsmitteln für die Biolandwirte parat. „Unter unseren Abnehmern sind einige hoch sensible Kunden, daher ist diese Einschränkung nötig“, erläutert sie.

Ein eigenes Bild machen

"Interessierte Betriebe können sich sehr gerne bei uns melden. Wenn der Hof von der Tour her passt, kommt einer unserer Berater auf den Hof - und wenn die Perspektive da ist, dass alle Vorgaben erfüllt werden können, steht einer Zusage nichts mehr im Wege", macht Karin Artzt-Steinbrink Mut, sich auf die Warteliste setzen zu lassen.

Meike Siebel, 
Landwirtschaftskammer NRW

Fotos: Meike Siebel

Weitere Informationen


Interesse an der Upländer Bauernmolkerei?

Wenn Sie Interesse daran haben, Lieferant für Biomilch zu werden, melden Sie sich gerne bei der Upländer Bauernmolkerei unter info@bauernmolkerei.de. Im Internet ist die Molkerei unter www.bauernmolkerei.de zu finden.


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