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Solidarisch und transparent

12.11.2021

Die Vermarktungsgesellschaft Bioland Naturprodukte mbH & Co KG mit Sitz in Gusterath bei Trier ist eine klassische bäuerliche Erzeugergemeinschaft. Etwas eingängiger und symbolträchtiger klingt der Name „Kornbauern“, unter dem vor Jahren Produkte einer Endverbraucherlinie der Gemeinschaft verkauft wurden - kauft und verkauft das Unternehmen doch alles, was sich mit dem Mähdrescher dreschen lässt. 

1992 wurden die "Kornbauern" als Kommanditgesellschaft für beziehungsweise mit Bioland-Landwirten aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz gegründet. Seit 2017 sind auch einige Betriebe aus Hessen Mitglieder der Vermarktungsgesellschaft. "Wir haben derzeit 55 Mitgliedsbetriebe und etwa 130 Bauern, die regelmäßig an uns liefern. Weitere 400 Biolandwirte stehen auf unserer Liste, die bei Bedarf potenziell Rohwaren an uns abgeben könnten", erläutert Dr. Michael Hübl, im Unternehmen zuständig für den Einkauf und Verkauf von Weizen, Roggen und Speisemais sowie fürs Qualitätsmanagement.  

Die Vermarktungsgesellschaft Bioland Naturprodukte mbH & Co KG ist, wie der Name es suggeriert, nach Bioland-Richtlinien zertifiziert, die Mitgliedsbetriebe müssen Verbandsmitglieder sein. „Wir sind in erster Linie anerkannter Partner für Bioland-Rohwaren, nehmen aber von den Betrieben, die keine Kommanditisten sind oder anderen anerkannten Bioverbände angehören oder auch „nur“ EU-Biobetriebe sind, ebenfalls Waren ab“, versichert Hübl.

Bäckermehle und Futtergetreide

Gehandelt werden sämtliche Druschfrüchte, wie Weizen, Dinkel, Roggen, Hafer, Triticale, Brau- und Futtergerste; zudem auch die heimischen Eiweißträger, also Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen, Soja, die teils auch zur Humanernährung verwendet werden. In geringen Mengen werden auch Ölfsaaten, wie Leinsamen, Sonnenblumen oder Raps gehandelt. "Aber auch die speziellen Nischenprodukte Emmer, Einkorn, Buchweizen oder Senf finden ihren Weg. Und neuerdings auch Hirse. Dieses Getreide wird als methioninhaltiges Futtermittel für die Legehennenfütterung nachgefragt, vor allem wegen der künftig vorgeschriebenen hundertprozentigen Biofütterung auch von Geflügel", ergänzt Dr. Michael Hübl das Portfolio. Diese Sorten würden im Vertragsanbau stehen, seien aber noch lange nicht in größeren Mengen verfügbar.

Seit Jahren etabliert ist auch der Anbau von Speisemais vornehmlich in der Pfalz, in Hessen, Sachsen und Bayern, bei dem dieses Jahr 5 000 t Erntemenge angestrebt werden.

Alles kann verkauft werden

Im Jahr 2021/2022 strebt die VG Bioland eine Jahresmenge von 20 000 t an; 2020 waren es noch rund 17 000 t. "Davon ist in der Regel ein Drittel Futtergetreide und Futterleguminosen, zwei Drittel gehen zu den Getreidemühlen und als Mehle an die Biobäcker", berichtet Hübl. Nach aktuellem Stand lasse sich derzeit die gesamte Rohware zu 100 % vermarkten. Daher gebe die Vermarktungsgesellschaft ihren Bauern auch keine konkrete Richtung vor. "Wir empfehlen unseren Landwirten immer: Macht das, was ihr gut könnt! Damit fahren wir üblicherweise sehr gut."

Zu Beginn des Jahres werde eine Aussaaterfassung gemacht, damit die Menge besser planbar sei und die Vermarktungsgesellschaft pünktlich zur "Biofach" im Februar ebendort geeignete Kunden für diese potenziellen Mengen suchen und im besten Falle finden könne. "Die Landwirte können früh im Jahr die tatsächlichen Erntemengen erfahrungsgemäß ziemlich gut abschätzen", weiß Dr. Michael Hübl aus langjähriger Erfahrung.

Praktische Dienstleistung, gestärktes Auftreten

Die Landwirte können prinzipiell frei vermarkten und nur Teilmengen mit den Kornbauern abschließen. Dennoch biete es sich an, die Produkte ausschließlich über die KG zu handeln, meint Dr. Michael Hübl. Denn neben der Funktion einer Vermarktungsgesellschaft als Dienstleister für die Bauern - sie müssen zum Beispiel weder den Transport ihrer Erzeugnisse organisieren, noch sich mit Abrechnungen oder Qualitätsanalysen beschäftigen -, folgt diese dem Grundprinzip der solidarischen Vermarktung: "Die Landwirte brauchen sich nicht um den Absatz ihrer Erzeugnisse zu kümmern und können unsere Erfassungsstrukturen nutzen. Vor allem aber muss sich nicht der einzelne Landwirt mit den Kunden auseinandersetzen, denn das tun wir als Gemeinschaft. Dieses starke Auftreten gegenüber dem Abnehmer führt natürlich auch zu einer deutlich besseren Position bei Preisverhandlungen", nennt Dr. Michael Hübl die Vorteile, Mitgliedsbetrieb in einer Vermarktungsgesellschaft zu sein.

Und da die Vermarktungsgesellschaft Bioland Naturprodukte GmbH & Co KG ganz transparent arbeite, wüssten die Landwirte jederzeit genau, wohin ihre Rohwaren geliefert werden.

Zwei Wege der Vermarktung

Wenn sich ein Biobauer dazu entschließt, über die Kornbauern zu vermarkten, bieten sich ihm dafür zwei Alternativen: Entweder schließt der Anbauer Einzelkontrakte mit der Vermarktungsgesellschaft und vermarktet seine Rohware zu festgelegten Preisen. "Das gängigere System ist aber unser Pool-Preissystem, über das die Ernte der Kommanditisten in der Regel vermarktet wird. Das heißt, jeder Lieferant bekommt direkt nach der Ernte zunächst eine Abschlagszahlung und für die gleiche Qualität den gleichen Durchschnittspreis mit entsprechenden Zu- oder Abschlägen. Alle Verkaufspreise werden über die Vermarktungssaison gemittelt, am Ende wird nach der Endabrechnung die Spanne zwischen Abschlag und Poolpreis ausgezahlt. Über dieses solidarische System gleichen wir Marktschwankungen für unsere Mitgliedsbetriebe aus", erläutert Michael Hübl. Grundsätzlich genieße die Ware der Mitgliedsbetriebe bei der Vermarktung dabei einen Vorzug gegenüber der Ware von Nichtmitgliedern, die über das Pool-Preissystem vermarkten müssen. Den übrigen Lieferanten stehe es frei. "Wir haben aktuell beschlossen, neu hinzukommende Landwirte das jeweilige System eine Saison lang ausprobieren zu lassen. Schließlich müssen sie sich aber entscheiden und entweder alle Waren über Einzelkontrakte, oder eben alle Waren über das Pool-Preissystem verkaufen."

Garantierte Qualität

Egal, ob die Getreide ex Ernte/ ab Feld vermarktet oder später Lagerpartien gehandelt würden: "Wir nehmen in jedem Fall Proben für Rückstandsanalysen. Dafür haben wir an unserem Firmensitz in Gusterath ein eigenes kleines Analyselabor. Wir schicken aber auch Muster in andere Labore", meint der Ein- und Verkäufer zur Qualitätssicherung im Unternehmen. Umstellungsware könne als Futtergetreide verkauft werden, bis sie in den Folgejahren als anerkannte oder A-Ware in zahlreiche andere Vermarktungskanäle fließen könne.

Bescheidene Mühlenlandschaft

Problematisch ist nach Ansicht des Vermarktungsexperten Hübl, dass es in der Region nur wenige auf Biodruschfrüchte spezialisierte Verarbeiter gebe. "Die Dichte an Biomühlen ist deutschlandweit nicht sehr üppig. Im Mühlengewerbe gibt es seit Jahren eine zunehmende Zentralisierung und Konzentration mit nur wenigen großen Getreidemühlen, die aber nicht unbedingt auf die Verarbeitung kleinerer Mengen an Biogetreide ausgelegt sind", bedauert Dr. Michael Hübl diese Entwicklung, die es auch seinem Unternehmen erschwert, vor allem regionale Abnehmer und Verarbeiter zu finden.

Das Streckengeschäft übernehmen zertifizierte und zuverlässige Speditionen. Sie bringen die Rohwaren von den Landwirten zu den Futtermittelwerken und (Schäl)Mühlen, die neben dem Saarland unter anderem im Schwarzwald liegen, oder zu Verarbeitern, wie der Firma Natumi im Rheinland, die Milchalternativen aus Getreide und Hülsenfrüchten herstellt. Ein guter Anteil des Backgetreides geht auf direktem Wege in Bäckereien; hier vor allem die Biobäckerei Kaiser, die im Raum Wiesbaden/Mainz weit verbreitet und ein wichtiger Abnehmer für Dinkel, Roggen und Weizen ist.

"Ein enger Partner ist seit diesem Jahr die Rupp Landhandel GmbH in der Nähe von Alzey, mit der wir kooperieren. Hier leistet ein eigentlich konventionell ausgerichteter und zusätzlich Bio-zertifizierter Landhändler die Annahme, Lagerung, Trocknung und Spezialreinigung von Biogetreide und zukünftig eventuell auch von Speiseleguminosen", blickt Hübl hoffnungsvoll in die Zukunft. 

Neumitglieder herzlich willkommen

Liegen die Mitgliedsbetriebe der Vermarktungsgesellschaft Bioland Naturprodukte mbH & Co KG vornehmlich im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Hessen, gibt es durchaus auch Biolandwirte in anderen Bundesländern, wie dem südlichen NRW, die an die Erzeugergemeinschaft liefern. "Wenn Biolandwirte Getreide oder andere Druschfrüchte über uns vermarkten möchten, sind sie herzlich willkommen, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Ein Betriebsstandort in einem anderen Bundesland ist völlig unproblematisch", betont Dr. Michael Hübl. "Wegen der in den letzten Jahren teils sehr geringen Preise für Umstellungsware und der aktuell stark anziehenden Preise im konventionellen Bereich ist der Trend, von konventioneller auf Bio-Landwirtschaft umzustellen, rückläufig." Daher sei die Erzeugergemeinschaft daran interessiert, zusammen mit anderen Partnern über Projekte neue Absatzmöglichkeiten für Bauern zu finden, mit Verarbeitern neue Vermarktungsstrukturen zu eröffnen und den ökologischen Landbau weiter voran zu bringen. "Das kann dann auch potenzielle Umsteller wieder vom Ökolandbau überzeugen!"

Meike Siebel,
Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen


Kontakt zu den Kornbauern

Wer sich für eine Mitgliedschaft bei der Vermarktungsgesellschaft Bioland Naturprodukte mbH & Co KG interessiert oder über die Erzeugergemeinschaft Produkte vermarkten möchte, kann sich an Dr. Michael Hübl, Email: huebl@kornbauern.de, sowie an Geschäftsführer Thorsten Neubauer, Email: neubauer@kornbauern.de, wenden. Im Internet erreicht man die Kornbauern unter der Adresse www.kornbauern.de. Dort gibt es auch interessante Informationen über die Beteiligung an Projekten, zum Bespiel zu Anbau und Absatz von Bio-Braugerste an regionale Bio-Brauereien.


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