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Trotz der Größe echtes Bäckerhandwerk

09.07.2021

Wenn man durch den Gewerbepark von Neukirchen-Nord fährt, findet man dort nicht nur die üblichen Auto- und Technologie-Firmen oder Heimwerkermärkte. Auch die Biobäckerei Schomaker hat dort ihren Hauptstandort - einladend aufgemacht mit Bistro und großer Terrasse, auf der der Kunde ebenso frühstücken, wie den Mittagstisch verspeisen oder Kuchen genießen kann.

Andreas und Till Schomaker führen die Biobäckerei. In der Halle in Neukirchen-Vluyn backen Bäcker, Konditoren und Auszubildende Brötchen, Brote, Kuchen, Teilchen…. und zwar genug, um damit rund 120 Kunden im Umkreis von etwa 100 km zu beliefern. „Knapp die Hälfte der Backwaren verkaufen wir über unsere sieben Filialen und die fünf Marktwagen am Niederrhein. Der größere Teil geht an Bioläden und Hofläden, Bio-Supermärkte sowie Reformhäuser“, erläutert Schomaker die Vemarktungswege.

Vom "Körnerpicker" zum anerkannten Bio-Bäcker

Angefangen hat der 61-Jährige recht überschaubar. „Nach meiner Zeit als Konditorgeselle bin ich 1979, während der Meisterschule, in der Berliner Bio-Szene gelandet, in der in den 1970-er Jahren die Food-Coops entstanden. Ende der 70er wuchsen die Bio-Läden, Bäcker und Restaurants stark. Nach einer Zeit als Confiseur in Zürich habe ich von 1981 bis 1986 in einer der ersten Biobäckereien in Berlin gearbeitet“, schwärmt Schomaker über diese Pionierjahre.

Zurück am Niederrhein, aufgrund des frühen Todes vom Vater, ist Andreas Schomaker Mitte 1986 in die kleine elterliche Bäckerei eingestiegen, die bis dahin von den Eltern und zwei Auszubildenden betrieben wurde. „Zunächst sind wir zweigleisig gefahren, mit einer konventionellen und einer Bio-Linie. Das haben wir bis 1987 durchgehalten, dann war Schluss und ich habe mich zu 100 % aufs Biobacken konzentriert“, umreißt er die weitere Entwicklung. Verkauft hat Schomaker seine Biobackwaren in einem Marktwagen auf dem Moerser Wochenmarkt und auch die ersten Bioläden holten die Backwaren ab. „In den ersten Jahren war ich noch als Körnerpicker in der Nachbarschaft verschrien - doch der Erfolg gab uns Recht in unserem Richtungswechsel“, ist er noch heute froh über diesen Wandel.

Getreide aus Frankreich

Biobrötchen und Brote an den Kunden zu bringen war das eine. An regionales Bio-Getreide zu kommen hingegen gestaltete sich damals noch schwierig. Das erste Getreide wurde über die Davert-Mühle in Senden bezogen, die - mangels heimischer Ware - vor allem französisches Bio-Getreide importierte. „Der Bioland-Verband, dessen Mitglied wir lange waren, suchte damals händeringend Verarbeiter und Anbauer gleichermaßen“, erinnert sich der Bäckermeister. Später bekam Schomaker Bioland-Getreide von Landwirten in Iserlohn und anderswo in NRW. Einige Jahre engagierte sich die Bio-Bäckerei auch für den Demeter-Verband. Für ein komplettes Demeter-Angebot fehlten aber die regionalen Bauern und Zutaten. „Wir sind verbandsunabhängig, wenn ich auch nach wie vor eine große ideologische Nähe zu den deutschen Bioverbänden habe“, so Andreas Schomaker, der die Verbandszugehörigkeit landwirtschaftlicher Betriebe jedoch für sinnvoll hält. „Die lokale Herkunft der Rohwaren ist mir bei der Auswahl der Bio-Lieferanten mittlerweile aber deutlich wichtiger als ein Verbandsiegel.“

Saatgutreinigung in Osnabrück

Andreas Schomaker nimmt vorzugsweise Getreide von Bioland-Bauern aus der nahen Region. Bevor es in den Silos in Neukirchen-Vluyn landet, wird es auf dem Iburgshof in Osnabrück gereinigt. Alles Getreide, das die Landwirte für Schomaker anbauen, geht an Wolf Jost, der auf seinem Bioland-Hof in Osnabrück eine umfangreiche Getreideaufbereitung hat. „Ich schätze die Arbeit auf dem Iburgshof sehr, wir haben seitdem keine Reinigungsprobleme mehr!“, meint Bäcker Schomaker. Zwischen ihm und Jost bestehe eine ebenso vertrauensvolle Verbindung wie zwischen Wolf Jost und den Landwirten. „Dieses Vertrauen ist gerade jetzt, da die Getreidepreise unter Druck sind, besonders wichtig.“ So sage Jost, welches Getreide gebraucht werde, kauft dieses von den regionalen Bauern auf und beliefert damit verschiedene Biobäcker und Mühlen in NRW und Niederachsen. „Andersherum bieten die Landwirte auch häufig Getreidepartien an.“

Nicht minder positiv bewertet Schomaker die Zusammenarbeit mit der Biomühle Eiling in Warstein. Dorthin liefern die Landwirte den Weizen zur Aufbereitung und Vermahlung, bevor das ausgemahlene Mehl zu Schomaker transportiert wird. „Hervorzuheben ist die Logistik zwischen den Landwirten, den beiden Aufbereitern und mir: Kein Lastwagen fährt leer durch die Lande; entweder wird Getreide abgeholt oder Mehl ausgeliefert“, ist der Bäckermeister froh über das ausgeklügelte Konzept. „Der Iburgshof und die Eiling-Mühle sorgen dafür, dass die regionalen Getreidebauern ihre Biorohware zu guten Preisen absetzen können. Wir als Bäckerei sind die dankbaren Abnehmer und Verarbeiter“, resümiert er.

Auch Rohware nimmt Andreas Schomaker an, die in Big Bags nach Neukirchen-Vluyn gelangt und dort vor Ort vermahlen wird. „Zwei Drittel der Getreidesaaten, die wir verarbeiten - Dinkel, Weizen, Roggen - vermahlen wir hier täglich frisch in unseren drei Steinmühlen.“

Gute Rückverfolgbarkeit

Sehr zu schätzen weiß Biobäcker Andreas Schomaker die Vertrauensbasis, auf der er mit den Landwirten zusammenarbeitet. „Ich habe auf jedem der Höfe die Flächen besucht, auf denen das Getreide wächst, aus dem dann unsere Backwaren entstehen. Es gibt eine lückenlose Rückverfolgbarkeit.“ Chinaware, wie Kürbis- oder Sonnenblumenkerne, bei denen der Preis lockt, aber der Geschmack und die Reinheit nicht optimal sind, komme für ihn nicht infrage.

Der eine oder andere Getreidelieferant zur Sicherheit passe noch gut in seine Lieferbeziehungen. „Eine Sorte fehlt immer“, schmunzelt Andreas Schomaker und freut sich über Biogetreideanbauer, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind.

Meike Siebel, Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen


Kontakt zum Bäcker

Die Kontakte finden interessierte Lieferanten unter www.biobaeckerei-schomaker.de oder per Mail an andreas@biobaeckerei-schomaker.de.


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