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Die Bio-Märkte im August 2023

29.09.2023

Marktsituation beim Bio-Obst

Nach der durch den Ukraine-Krieg geschwächten Nachfrage nach Bio-Obst im letzten Jahr scheint die Vermarktung diese Saison wieder besser zu verlaufen, erreicht jedoch nach wie vor nicht das Niveau während des Corona-Booms.

Zum Beginn der Kernobsternte stellt sich aktuell sowohl die Entwicklung der Preise, als auch die Nachfragesituation im Vergleich zum letzten Jahr positiv dar. Das ist für viele Anbauer nach einer sehr schleppend verlaufenen und oftmals nicht zufriedenstellenden Vermarktungssaison 2022/2023 ein wichtiges Zeichen in die richtige Richtung.

Jedoch bestehen auch Probleme bei der Qualität der Ernteprodukte durch die nasse Witterung in diesem Jahr. So waren der Pflanzenschutzaufwand und der Zeitbedarf zur Breikrautregulierung deutlich erhöht, was sich in gestiegenen Produktionskosten niederschlägt. Der Blick in den Beerenobstsektor zeigt ein ähnliches Bild.

Aufgrund des kühlen und sonnenarmen Frühjahrs startete die Erdbeersaison im Freiland eine bis zwei Wochen später als im Vorjahr mit guten Qualitäten, jedoch mit weniger Ertrag.

Im geschützten Anbau, der in Gesamtdeutschland von 2015 mit 22 ha mittlerweile auf 90 ha gestiegen ist, startete die Saison wie gewohnt Ende April, Anfang Mai auch hier mit hohen Erträgen und guten Qualitäten.

Erdbeeren liefen gut

Der Absatz der Erdbeeren in NRW läuft überwiegend über den LEH, Naturkosteinzelhandel, die Direktvermarktung und Selbstpflücker. Die Vermarktung der Betriebe ist sehr individuell und die Nachfrage 2023 war gut. Gerade das gute sommerliche Wetter während der Ernte stellte einen wichtigen Verkaufsfaktor für den Absatz dar. Ist der Verbraucher es üblicherweise gewohnt, Mitte Mai bereits verfrühte Erdbeeren aus dem Freiland auf dem Markt zu finden, war es dieses Jahr witterungsbedingt nicht der Fall. Alternativ musste auf Ware aus dem geschützten Anbau zurückgegriffen werden, was sich auch in höheren Preisen wiederspiegelte.
Mit dem Start der Freilandsaison im Juni normalisierten sich Angebot und Nachfrage. Beim Absatz über den LEH und Naturkosthandel war es schwierig, die höheren Produktionskosten über die Erzeugerpreise umzusetzen. In der Direktvermarktung waren die Preise weiterhin gut, jedoch fehlten hier, abhängig vom Standort, oft die höheren Verkaufsmengen. Der Selbstpflück-Absatz stellte sich dieses Jahr wie in den letzten beiden Jahren zufriedenstellend dar.

Stabiler Strauchbeersektor

Auch im Strauchbeerensektor konnten gute Qualitäten produziert werden. Die Nachfrage nach roten Johannisbeeren war sehr gut, was zu einer kürzeren Vermarktungssaison führte.

Stachelbeeren in Bioqualität stellen nur einen kleinen Sektor, der überwiegend über Hofläden abgesetzt wird dar. Händler suchen weiterhin Produzenten von Bio-Himbeeren, hier wird der überwiegende Teil von Himbeeren in NRW für langfriste Vertragspartner zu guten Erzeugerpreisen produziert und eine geringere Menge wird über die Selbstpflücke vermarktet.
Schwierig stellte sich dieses Jahr die Heidelbeerernte dar, da sich das anhaltend feuchte Wetter während der Ernte negativ auf die Qualitäten auswirkte. 

Keine Umstellerbetriebe

Eine Ausweitung der Anbaufläche durch Neu-Umsteller ist derzeit sowohl im Baum- als auch im Beerenobst nicht in Sicht. Einzelne Öko-Betriebe dehnen die Anbaufläche weiter aus, die meisten Betriebe verhalten sich aktuell allerdings abwartend und beobachten die weitere Entwicklung des Öko-Obstmarktes und der Produktionskosten.


Martin Weltzel, Landwirtschaftskammer NRW, Anbauberatung Ökologischer Kern- und Steinobstanbau


Kartoffeln: Einlagerung läuft auf Hochtouren

Später als üblich läuft bei den Bio-Kartoffeln die Haupternte und Einlagerung auf Hochtouren. Infolge der verzögerten Auspflanzung und Bestandsentwicklung zu Vegetationsbeginn sowie der diesjährigen Krautfäuleproblematik wird das Ertragspotenzial Stand heute als leicht unterdurchschnittlich bis normal beschrieben. Bei der Einlagerung steht die Qualitätssicherung im Fokus, da neben der Krautfäule auch Probleme mit Erwinia und Drahtwurm gegeben sind. Vor diesem Hintergrund kann bei den Bio-Kartoffeln - ebenso wie im konventionellen Anbau - eine Bilanz, wie viel Kartoffeln dem Markt letztendlich zur Verfügung stehen werden, frühestens nach Beendigung der Einlagerung erfolgen. Die Erzeugerpreise haben sich, nach Rückgängen in den Vorwochen, auf einem Niveau von 70 bis 80 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb) eingependelt und liegen damit über Vorjahresniveau. Die Nachfrage nach Bio-Kartoffeln hat sich stabilisiert und liegt aktuell über dem (schwachen) Niveau des Vorjahres.


Getreide: Schwierige Eernte mit schwachen Qualitäten

Eine schwierige Getreideernte in diesem Jahr brachte nur knapp durchschnittliche Erträge bei sehr heterogenen Qualitäten. Gute Back- und Brotqualitäten beim Weizen sind gesucht und werden mit Zuschlägen bezahlt. Eine gute Sortierung und Mischung der gelieferten Partien sichert noch akzeptable Qualitäten für die Verarbeitung. Vorgereinigter Qualitätsweizen (Verbandsware) brachte nach Angaben der AMI im August zwischen 410 bis 500 €/t frei Verarbeiter. Ein größerer Teil des geplanten Brotweizens landet aber im Futtertrog oder in Biogasanlagen. Insofern setzen die Verarbeiter auch auf Importe aus Osteuropa. Ebenfalls knapp verfügbar ist Speisehafer. Die schwierigen Wachstumsbedingungen im Frühjahr sorgten für eine kleine Erntemenge, der Regen in der Ernte für schwache Qualitäten und Graufärbungen, die eine Nutzung als Haferflocken ausschließen. Entsprechend sind Aufgelder für gute Partien zu erzielen. Futtergetreide ist dagegen gut verfügbar. Insbesondere für die Maisernte werden gute Ergebnisse erwartet. Die Preise stehen in der typischen Nacherntephase unter Druck und geben im Vergleich zum Vormonat nach.

Die Ernte von Bioerbsen und Bioackerbohnen war in diesem Jahr hinsichtlich Ertrag und Qualität unterdurchschnittlich. Die Versorgung mit heimischer Ware wird somit noch knapper als in den Vorjahren.

Die Preise müssen sich insgesamt noch finden. Marktteilnehmer rechnen aber mit einer größeren Spreizung der Preise zwischen Verbands- und EU-Bioware, da die heimische Ernte unterdurchschnittlich ausgefallen ist.


Milch: Weiter fallende Auszahlungspreise

Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch reduzierten sich im August erneut leicht gegenüber dem Vormonat Juli. Die in Nordrhein-Westfalen relevanten Molkereien zahlten zwischen unveränderten bis rückläufigen Auszahlungspreisen mit Abschlägen bis zu 4,0 Cent für ökologisch erzeugte Milch im Vergleich zum Vormonat aus.


Rinder: Leicht belebte Nachfrage

Am Markt für Bio-Schlachtrinder entspannt sich die zuletzt angespannte Marktlage leicht. Die Nachfrage der Verbraucher im Discounter und im Vollsortimenter belebte sich, sodass Ware gut abfließen konnte. Die Anmeldungen zur Schlachtung bewegen sich auf einem saisonal normalen Niveau. Die Preise zeigte sich bei den Bio-Schlachtrindern zuletzt weitestgehend stabil. Bei kühleren Temperaturen ist mit einer weiteren Belebung der Rindfleischnachfrage zu rechnen.


Schweine: Stabiler Markt

Der Markt für Schweinefleisch läuft relativ reibungslos; viel Bewegung gibt es nicht. Die Zusammenarbeit von Aldi mit Naturland im Bereich des Top-Segmentes „Nur Natur“ hat den Absatz verbessert. Zwei Standards sind nicht unproblematisch, zeigen derzeit aber noch keine Absatzschwierikeiten. Der kleine Bio-Bereich ist ja an eine Vielzahl von Namen und Labels gewöhnt. Vielleicht stabilisiert das auch den Absatz, weil Konsumenten sich damit leichter identifizieren.

Der Ferkelmarkt ist stabil, bei wenig veränderten Preisen.


Eier: Absatz von Bio-Eiern rückläufig

Die Entwicklung des Marktes für Bioeier kann sich nicht von dem insgesamt negativen Trend für Biolebensmittel abkoppeln. Während der Coronapandemie nahm die Nachfrage nach Biolebensmitteln stark zu, da den Verbrauchern aufgrund der Corona bedingten Einschränkungen mehr Geld für Lebensmittel zur Verfügung stand. Nach dem Kriegsausbruch folgte ein Anstieg der Inflation, der insbesondere bei den Lebensmitteln sehr ausgeprägt war und ist. Die hochpreisigen Biolebens-mittel waren jetzt weniger gefragt. Im weiteren Verlauf nahm der Absatz von Biole-bensmitteln in den Biofachgeschäften ab und bei den Discountern zu, da hier die Bioware preiswerter angeboten wurde. Ein neuer Trend liegt in einer verstärkten Verbrauchernachfrage bei Lebensmitteln aus der Region. Die Marktzuwächse bei den Regionalprodukten gehen zu Lasten des Absatzes bei den Biolebensmitteln.

Die Haushaltseinkäufe von Eiern lagen nach Informationen der MEG im 2. Quartal 2023 über dem Vergleichswert des Vorjahres. Die Bioeier mussten im Gegensatz zu Eiern aus konventioneller Erzeugung deutliche Verluste bei dem Marktanteil hinnehmen. Ihr Anteil ging von 17,0 % auf 15,9 % zurück. 343 Mio. verkaufte Bioeier im 2. Quartal 2023 bedeuteten einen Rückgang von 5,8 %. Potentielle Einkäufer von Bioeiern scheinen auf die preiswerteren Freilandeier zurückzugreifen. Eier mit einem regionalen Bezug stellen ebenfalls eine Alternative zu den Bioeiern dar.

Der Preis für Bioeier gab im Durchschnitt aller Einkaufsstätten von 3,67 € je zehn Eier Ende 2022 auf 3,59 € im 2. Quartal 2023 nach. Der Nachfragerückgang bei den Bioeiern führte zu einer Angebotsreduzierung. Das sollte helfen, die Preise für Bioeier zu stabilisieren.


Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Fachbereich 54 – Markt, Qualitätsmanagement

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