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Die Bio-Märkte im Juli 2023

25.08.2023

Schwierige Erntebedingungen beeinflussen die Qualitäten

Die Getreideernte 2023 steht unter keinem guten Stern. Nach der Trockenheit Anfang Juni waren die Erwartungen an eine gute Getreideernte schon gebremst. Die ersten Regenschauer wurden da noch begrüßt. Mittlerweile lässt der Blick in den Himmel so manchen Landwirt verzweifeln. Nach vier Wochen Regen mit kurzen Erntefenstern ist die Stimmung auf einem Tiefpunkt.

Die Gerstenernte ließ noch eine gute Ernte erwarten. Die Erträge liegen in diesem Jahr leicht über dem langjährigen Durchschnitt. Auch die Qualitäten sind in Ordnung. Das gilt auch für Triticale, Roggen und Weizen, wenn sie vor dem Regen gedroschen werden konnten. Leider betrifft das nur einen kleinen Teil der Anbauflächen.

Die Ernte nach dem Regen ist gekennzeichnet von niedrigeren Erträgen und schwachen Qualitäten. Die Anforderungen für Brot- und Backgetreide werden im Regelfall nicht mehr erreicht. Das Getreide wandert ins Futter und im Extremfall in Biogasanlagen. Auch wenn die Ernte noch nicht abgeschlossen ist, wird insgesamt von einer unterdurchschnittlichen Ernte ausgegangen. Fehlende Mengen und Qualitäten müssen im Laufe des Jahres aus anderen Regionen zugekauft werden.

Die Preisfindung ist aktuell sehr herausfordernd. Gute Qualitäten für Speisegetreide werden gesucht. Aufschläge für bestimmte Weizen- oder Haferqualitäten sind möglich. Dagegen ist Futtergetreide reichlich vorhanden. Teilweise sind auch noch Lagerbestände aus dem Vorjahr verfügbar. Die AMI gibt für Futterweizen frei Verarbeiter mit prompter Lieferung für den Juli einen Preis von 321 €/t an. Gegenüber Mai ist der Preis schon um 57 €/t zurückgegangen. Weitere Preise werden erst nach der Ernte verhandelt, wenn Erträge und Qualitäten feststehen. Entsprechend ruhig ist es am Markt gerade.

Auch bei den Bio-Leguminosen gehen die Ernteerwartungen täglich zurück. Die Qualitäten leiden und das wüchsige Wetter fördert die Pilzinfektionen und die Verunkrautung der Fläche  mit entsprechenden Ernteerschwernissen. Erwartet wird, dass die Versorgung mit heimischer Ware weiter abnehmen wird und zusätzliche Importe notwendig werden. Gerade für Betriebe mit strickten Verbandsvorgaben könnte die Versorgung herausfordernd werden.

Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber doch. Mais und Rüben haben sich nach der Frühjahrstrockenheit durch den ausgiebigen Regen wieder gut entwickelt. Die Bestände lassen zumindest auf eine gut durchschnittliche Ernte hoffen. Für gute Erträge brauchte es jetzt viel Sonne und warmes Wetter. Nach dem verregneten Sommer könnten wir einen goldenen Herbst jetzt gut gebrauchen.

Stefan Leuer, Landwirtschaftskammer NRW


Kartoffeln: Erntesituation hat sich entspannt

Wie im konventionellen Anbau wurden auch bei den Bio-Kartoffeln die Rodungen ab Anfang August durch ergiebige Niederschläge ausgebremst. Mit dem Übergang zu einer stabileren Wetterphase hat sich die Erntesituation wieder entspannt. Bio-Speisefrühkartoffeln aus der Pfalz sind größtenteils vermarktet. Inzwischen sind auch die anderen deutschen Früh- und Anschlussregionen am Markt. Die Erzeugerpreise bewegten sich in der vergangenen Woche auf einem Niveau von 90,00 bis 95,00 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb). Eine aktuelle AMI-Analyse weist für Juni 2023 einen Anstieg der Bio-Kartoffeleinkäufe privater Haushalte aus (+4,8 %). Nachdem in den ersten vier Monaten 2023 jeweils ein Rückgang zu verzeichnen war, gefolgt von einem Anstieg im Mai (+14,8 %), ergibt sich für das erste Halbjahr 2023 insgesamt eine Abnahme der Nachfrage privater Haushalte nach Bio-Kartoffeln um rund 5 % im Vergleich zum Vorjahr.


Eier: Erzeugung und Verbrauch von Bioeiern rückläufig

Die Inflation führt bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern unverändert zu einem preissensiblen Einkaufsverhalten. Das ist insbesondere bei Lebensmitteln festzustellen, die einem Hochpreissegmente angehören, wie Bio-Eier.

Die Daten des GfK Haushaltspanels (Gesellschaft für Konsumforschung) zeigen bei dem Vergleich des ersten Halbjahres 2022 zu dem aus 2023 eine Steigerung der Haushaltseinkäufe bei Eiern aus allen Haltungsformen von fast einem Prozent. Die preiswerten Eier aus der Bodenhaltung waren im zweiten Quartal 2023 am meisten gefragt. Hier lag die Käuferreichweite bei 51,8 %. Die Eier aus den ökologischen Haltungsformen erreichen nur 24,5 %. Hier sind die, im Vergleich zu den Eiern aus den anderen Haltungsformen, hohen Ladenpreise ein begrenzender Faktor.

Dem Preisdruck folgend, fielen die Verbraucherpreise von Ende 2022 bis Mitte 2023 von 3,67 € auf 3,59 € je zehn Bioeier. Dagegen konnten Eier aus der Freilandhaltung zulegen. Die Preise stiegen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres von 2,60 € auf 2,67 € je zehn Eier. Eier aus der Bodenhaltung verteuerten sich ebenfalls im Mittel über alle Einkaufsstätten. Ende 2022 lag der Verbraucherpreis für das Zehnerpack bei 2,09 €, jetzt sind es 2,10 €.

Die verhaltene Nachfrage und die im Biobereich hohen Produktionskosten führten zu einer Abnahme der Erzeugung von Bioeiern. Aus den Erhebungen des Statistischen Bundesamtes geht hervor, dass in den ersten fünf Monaten dieses Jahres rund 740 Mio. Bioeier erzeugt wurden. Das sind 4,5 % weniger als im Vergleichszeitraum in 2022. Die Erzeugung von Eiern aus der Freilandhaltung konnte hingegen 2,6 % hinzugewinnen. Es hat den Anschein, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher hier einen Kompromiss zwischen Preisgefüge und Tierwohlaspekten getroffen haben.


Milch: Weiter leicht fallende Auszahlungspreise

Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch reduzierten sich im Juli erneut leicht gegenüber dem Vormonat Juni. Die in Nordrhein-Westfalen relevanten Molkereien zahlten zwischen unveränderten bis leicht rückläufigen Auszahlungspreisen mit Abschlägen bis zu 1,5 Cent für ökologisch erzeugte Milch im Vergleich zum Vormonat aus. Lediglich Söbbeke erhöhte ihren Auszahlungspreis um 2 Cent/kg.


Schweine: Feste Absatzmengen

Das Bio-Segment „Schweinefleisch“ hat die Urlaubszeit relativ ruhig überstanden. Laut Schlachtunternehmen festigten sich die Absatzmengen; von Zuwächsen ist aber kaum die Rede. Die angebotenen Mengen konnte weitgehend problemlos am Markt platziert werden. Derzeit ist nicht abzusehen, dass die Preissenkung im konventionellen Bereich Auswirkungen auf das Öko-Segment hat. Gleiches gilt für den Aspekt der gefallenen Futterkosten.

Rinder: Angespannte Marktlage

Am Markt für Bio-Schlachtrinder herrscht weiterhin eine angespannte Marktlage. Das Angebot an Schlachtrindern übertrifft die Nachfrage, sodass die Erzeugerpreise weiter unter Druck stehen. Der Preisabstand zu konventionellen Schlachtrindern hat sich zuletzt wieder leicht vergrößert.


Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

FB 54 – Markt, Qualitätsmanagement -

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