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Die Bio-Märkte im Juni 2022

28.07.2022
Milch: Steigende Erzeugerpreise

Die stark steigenden Preistendenzen am konventionellen Milchmarkt kommen langsam auch am Markt für ökologisch erzeugte Milch an. So legten einzelne Molkereien bei den Erzeugerpreisen im Juni deutlich zu, andere Molkereien verzeichneten kleinere Preisaufschläge und zwei Molkereien zahlten unveränderte Preise an die Erzeuger aus. Insgesamt fallen die Preisaufschläge am Markt für ökologisch erzeugte Milch allerdings weiterhin kleiner aus als am Markt für konventionell erzeugte Milch. Damit nähern sich konventionell und ökologisch erzeugte Milch preislich noch weiter an.


Eier:  Absatzschwierigkeiten bei Bioeiern

Aus einer Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey geht hervor, dass den Befragten die stark steigende Inflation große Sorgen bereitet. Die Sorgen um den Krieg in der Ukraine oder die Auswirkungen der Corona-Pandemie traten dabei in den Hintergrund. Dementsprechend haben die Verbraucher ihr Konsumverhalten aufgrund der stark gestiegenen Lebenshaltungskosten deutlich verändert. Insbesondere die Preissteigerungen bei den Lebensmitteln haben ein neues Preisbewusstsein geschaffen. Lebensmittel im Hochpreissegment, wie beispielsweise Bioeier, werden durch Eier aus der Boden- oder Freilandhaltung ersetzt, da diese preisgünstiger zu haben sind. Der Konsummonitor des Handelsverbandes Deutschland (HDE) kommt zu dem Ergebnis, dass jetzt sogar „Besserverdiener“ Waren aus dem Niedrigpreissegment bevorzugt in den Einkaufswagen legen.


Die in den letzten Jahren ständig steigende Nachfrage bei Bioeiern hat zu ausgeweiteten Kapazitäten bei der Haltung von Bio-Legehennen geführt. Folglich trifft die jetzt stark reduzierte Nachfrage auf ein Überangebot. Die in der Ferien- und Urlaubszeit verreisten Konsumenten sorgen für eine Nachfragedelle und verschärfen aktuell noch die Überschusssituation. Schon im sonst absatzstarken Ostergeschäft war festzustellen, dass ein Marktgleichgewicht nicht mehr gegeben ist. Teuer erzeugte Bioeier mussten zu Preisen für konventionelle Ware in den Handel, oder gar noch unterwertiger in die Lebensmittel verarbeitende Industrie gegeben werden. Es ist zu befürchten, dass der preisfixierte Verbraucher im Zuge der im Herbst anziehenden Energiepreise seine Kaufzurückhaltung gegenüber hochpreisigen Bioeiern noch verstärkt.


Kartoffeln:Start in die neue Bio-Kartoffelsaison

Bis zur ersten Juli-Dekade standen am Bio-Kartoffelmarkt Frühkartoffelimporte aus der Mittelmeerregion im Fokus. Mittlerweile dominieren deutsche Bio-Speisefrühkartoffeln das Angebot, bisher überwiegend aus der Pfalz, aber zunehmend auch aus Nordrhein-Westfalen.

Die Erzeugerpreise bewegten sich in der vergangenen Woche auf einem Niveau um die 75,00 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb. Eine aktuelle AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels weist für 2022 (Januar bis Mai) im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang der Nachfrage privater Haushalte nach Bio-Kartoffeln um rund 17 % aus. Begründet wird dies auch mit der gestiegenen Preissensibilität der Verbraucher.


Ausgeglichener Markt für Bio-Schweine

Der Markt für Bio-Schweine trotzt ein wenig den aktuellen Turbolenzen der Premiumprodukte im Lebensmitteleinzelhandel. Lag in den vergangenen Monaten die Nachfrage um etwa 20 % über dem Angebot; präsentiert sich der Markt (noch) einigermaßen ausgeglichen. Im Mai war der Preis für Handelsklasse E bundesweit auf 4.26 je kg Schlachtgewicht angestiegen und hatte im Juni tendenziell um 5 Cent zugelegt. Damit ist wohl das Ende der Fahnenstange erreicht. Den Erzeugern reicht das nicht – denn mitetwa 640 €/t Mastschweinefutter vor der Ernte war eine auskömmliche Schweinemast auch nicht möglich.  Ähnlich wie bei der konventionellen Mast dürften die Preise wieder fallen – aber im Hinblick auf das Thema „gentechnikfrei“ sind die Parallelen nicht einfach zu ziehen.

Das Angebot an Bio-Mastschweinen dürfte, wie im konventionellen Bereich, etwas zurückgehen. Denn die hohen Futterkosten haben auch in dem Sektor zu Leerstand geführt – nicht übermäßig, aber doch spürbar. Den genaueren Umfang kann man aber – anders als im Vergleich zu amtlichen Schlachtzahlen im konventionellen Bereich – erst später ermitteln. Ein phasenweiser Überhang an Bio-Ferkeln war unvermeidlich.

Der Preisanstieg für Bio-Schweinefleisch in Deutschland in den letzten Monaten hat auch ausländische Anbieter auf den Plan gerufen. Ein erhöhter Import ist nicht auszuschließen. Ob da im Bio-Segment zumindest bei Frischfleisch auch die deutsche Herkunft seitens der Abnehmer eine wesentlichere Rolle spielt, ist noch abzuwarten.

Im Grunde ist der Bio-Schweinefleischmarkt bislang „mit einem blauen Auge“ durch die Krise gekommen. Im Bio-Rindfleischmarkt fallen die Zuschläge auch aktuell noch deutlich. Für den Verbraucher ist zuweilen das Bio-Rindfleisch teurer als das konventionelle. Bei Bio-Eiern und anderen Produkten ist das Absatzminus zum Teil doch so erheblich, dass eine Einschränkung der Produktion unumgänglich wird, wenn sich am Einkaufsverhalten der Verbraucher nichts ändert. Die Bio-Milcherzeuger können davon ebenfalls ein Lied singen.

Fazit

Festzustellen ist jedenfalls, dass Bioschweinefleisch – anders als zum Beispiel das Rindfleisch – nicht von starken Nachfrageeinbrüchen betroffen ist. Hoffentlich bleibt das so!


Dr. Frank Greshake,

Landwirtschaftskammer NRW 


Getreide: Bio-Getreidemarkt auf Richtungssuche

Die Preise für konventionell erzeugtes Brot- und Futtergetreide haben sich teilweise in den letzten Wochen den Preisen für Bio-Getreide angenähert. Ausnahme bleibt Dinkel, da hier konventionell erzeugtes Getreide kaum eine Rolle spielt.

Bio-Dinkel und Bio-Hafer sind ausreichend verfügbar, Bio-Weizen und Bio-Roggen eher knapp. In der Folge sind Preisanhebungen für Bio-Weizen und Bio-Roggen in der Saison 2022/23 sehr wahrscheinlich. Ende Juni wurden auf Großhandelsstufe für Bio-Futtergetreide Preise von 400 bis 480 €/t bezahlt, Bio-Brotgetreide war noch 20 bis 70 €/t teurer. Abgeber und Handel halten sich Mitte Juli mit dem Abschluss von Neugeschäften angesichts der unsicheren weiteren Marktentwicklung überwiegend noch zurück. Hinzu kommt, dass erst bei Vorliegen der endgültigen Ernteergebnisse, wenn die Erträge/ha sowie die Qualitäten bekannt sind, die Mühlen und Mischfutterhersteller wieder verstärkt in das Marktgeschehen eingreifen werden. 


Landwirtschaftskammer NRW,

FB 54 – Markt, Qualitätsmanagement

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