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Die Bio-Märkte im Mai 2023

29.06.2023

Erzeugung und Verbrauch von Bio-Eiern rückläufig

Die Inflation führt bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu einem preissensiblen Einkaufsverhalten. Der Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes liegt für den Mai 6,1 % über dem Vorjahresmonat. Nahrungsmittel waren mit einer Steigerung von fast 15 % die größten Preistreiber. Bei Eiern war lediglich ein Anstieg von 5,3 % festzustellen. Trotzdem hat der Preis einen großen Einfluss auf die Kaufentscheidungen.

Die Datenerhebung des Marktforschungsinstitutes GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) zeigt bei dem Vergleich des ersten Quartals 2022 zu dem aus 2023 eine Steigerung der Haushaltseinkäufe bei Eiern aller Haltungsformen von 1 %. Die Einkäufe bei den preiswerten Eiern aus der Bodenhaltung stiegen um rund 10 %. Die etwas teureren Eier aus der Freilandhaltung verloren 1,8 %. Das Hochpreissegment der Bioeier verlor fast 10 % des Einkaufvolumens. Dabei fiel die Preissteigerung bei den Bioeiern mit 4 % am geringsten aus. Freilandeier verteuerten sich um 13 % und Eier aus der Bodenhaltung um 15 %. Gleichwohl sind die Bioeier mit durchschnittlich 3,60 € je zehn Stück am teuersten. Zehn Eier aus der Freilandhaltung kommen auf einen Durchschnittspreis von 2,64 €. Mit 2,12 € für das Zehnerpack sind die Bodenhaltungseier im Durchschnitt aus allen Einkaufsstellen für den Konsumenten am preiswertesten.

Mit dem rückläufigen Verbrauch ging eine reduzierte Erzeugung in Deutschland und dem für Bioeier wichtigen Importland Niederlande einher. In Nordrhein-Westfalen registrierte Destatis im April einen durchschnittlichen Bestand von 337 008 ökologisch gehaltenen Hennen. Gegenüber April 2022 bedeutet das einen Rückgang von 2,8 %. Die Zahl von 7,84 Mio. ökologisch erzeugten Eiern im April 2023 war sogar gegenüber dem Vorjahresmonat ein Minus von 7,6 %. Dabei spielt die Auslastung der Haltungskapazitäten eine entscheidende Rolle. Im Ostergeschäft 2023 betrug die Auslastung bei den Biohaltungen 90,5 %. Im Vergleich zu 2022 war das eine Reduzierung von fast zwei Prozentpunkten.

Die verhaltene Nachfrage und die im Biobereich hohen Produktionskosten deuten auf einen weiteren Abwärtstrend hin. Inzwischen hat es bei den Kosten für die Futtermittel eine Entlastung gegeben. Doch die teure Bruderhahnaufzucht belastet unverändert die Marge in der Bioeierproduktion. Daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Die Bioverbände und Erwartungshaltung der Einkäufer von Bioeiern lassen die preiswertere Lösung der Geschlechtsbestimmung im Ei nicht zu. Aktuell hat der Deutsche Bundestag eine Änderung des Tierschutzgesetzes beschlossen. Damit ist die Geschlechtsbestimmung im Ei künftig bis einschließlich des zwölften Bruttages möglich. Es ist unbefriedigend für die Erzeuger von Bioeiern, dass sie die Vorteile dieser Lösung nicht nutzen können.

Mit dem Einsatz des Zweinutzungshuhnes sind in der breiten Erzeugung von Bioeiern zurzeit ebenfalls finanzielle Nachteile verbunden, da die Leistungen sowohl im Bereich Eier als auch bei der Mast noch nicht konkurrenzfähig sind. Es bleibt die Hoffnung, dass die aktuell deutlichen Lohnsteigerungen die Kaufkraft der Verbraucher stärken und damit der Absatz der teuren Bioeier wieder an Volumen gewinnt.


Heinrich Bußmann,

Landwirtschaftskammer NRW

Rind: Stockende Nachfrage

Weiterhin ist eine Kaufzurückhaltung der Verbraucher am Markt für Bio-Rindfleisch deutlich zu spüren. Die Preise haben sich zwar wenig bewegt, allerdings sind deutliche Preisunterschiede zwischen den unterschiedlichen Absatzkanälen erkennbar. Die Erzeugerpreise für konventionell und biologisch gehaltene Schlachtkühe haben sich wieder weiter angenähert. Das Angebot an Bio-Schlachtkühen und die Nachfrage stehen sich ausgeglichen gegenüber.

Schweine: Ausgeglichener Markt

Beim Bio-Schweinefleischmarkt tut sich nicht viel. Angebot und Nachfrage sind sehr ausgeglichen; es gibt keine Überhänge. Auffällig sind aber die hohen Differenzen bei den Auszahlungspreisen je nach Verband oder Vermarkter. Das variiert von gut 4 € bis über 4,50 €/ kg Schlachtgewicht, wobei die Lieferanten an LEH und Discounter derzeit die Nase vorn haben, während der Absatz über den Naturkosthandel hohe Preise nicht zulässt. 

Aktuell gibt es kaum Umstellungsbetriebe – wie im konventionellen Bereich, halten sich fast alle Betriebsleiter mit Investitionen zurück. Die Ferkel laufen gut. Wegen der Forderung der Abnehmer nach 5 x D gehen die Importe von Bio-Ferkeln aus Dänemark und den Niederlanden zurück.

 


Milch: Fallende Auszahlungspreise im Mai

Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch reduzierten sich im Mai erneut gegenüber dem Vormonat April. Die in Nordrhein-Westfalen relevanten Molkereien zahlten zwischen unveränderten bis rückläufigen Auszahlungspreisen mit Abschlägen bis zu 4,5 Cent für ökologisch erzeugte Milch im Vergleich zum Vormonat aus. Die Vorjahreswerte werden aktuell noch um 2 bis 7 Cent übertroffen. Lediglich Arla liegt deutlich um gut 8 Cent unter dem Auszahlungspreis aus Mai 2022.

Da die Preise für konventionell erzeugte Milch allerdings stärker fallen als die Preise für ökologisch erzeugte Milch, erhöht sich die Differenz zwischen biologisch und konventionell erzeugter Milch weiter.


Getreide: Trockenheit drückt die Ernteerwartungen, Preise suchen noch eine Basis

Kurz vor der Ernte sind die Erzeuger bemüht, die Läger für die neue Ernte zu räumen. Das Angebot für Speisegetreide und Futtergetreide steigt dadurch an. Beim Speisegetreide ist der Dinkelmarkt weiterhin überversorgt. Ein Teil der Ware geht ins Futter, auch wenn die Preise dafür nicht der Qualität entsprechen. Beim Futtergetreide sieht die Situation dagegen besser aus. Die Lagerbestände sind weitgehend abgebaut. Die Nachfrage bleibt auch weiterhin ruhig.

Die Preise für die neue Ernte sind noch in der Findungsphase. Gegenüber dem Vorjahr sind deutliche Preisrückgänge festzustellen. Nach Händlerangeben könnte sich für EU-Biofutterweizen ein Preisniveau um 300 €/t einstellen. Brotweizen nach Verbandsvorgaben wird zwischen 400 bis 450 €/t gesehen. Entscheidend wird sein, wie sehr die Trockenheit Menge und Qualität der Ernte beeinflusst. Im kleinen Biomarkt wiegen Ernteausfälle schwerer als beim konventionellen Getreide.

Die Preise für Eiweißfuttermittel haben im letzten Monat nachgegeben. Nach Auswertungen der AMI liegen die Preise für asiatischen Sojakuchen um 800 €/t, europäische Ware kostete etwa 1 000 €/t. Für die heimischen Leguminosen - Erbsen, Ackerbohnen - gehen Händler derzeit von Preisen um 500 €/t in der Ernte aus.


Kartoffeln: Bio-Frühkartoffelimporte dominieren das Angebot

Die Saison der letztjährigen Bio-Speisekartoffeln ist abgesehen von Restmengen beendet. Vor dem Hintergrund einer durchgängig verhaltenen Nachfrage sowie guter Erträge im Jahr 2022 lag der Fokus in der Vermarktung lange auf deutschen Bio-Lagerkartoffeln. Eine aktuelle AMI-Analyse bestätigt die schwache Nachfrage. Hiernach verzeichnen die Bio-Kartoffeleinkäufe privater Haushalte in den ersten vier Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von knapp 13 %. Bezogen auf das Vor-Corona-Niveau (Januar bis April 2019) ergibt sich sogar ein Minus von 24 %.

Bis zuletzt verharrten die Erzeugerpreise auf einem Niveau um 55 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb). Wie im konventionellen Anbau, dominieren nun auch bei den Bio-Kartoffeln Frühkartoffelimporte aus Ägypten, Israel und Spanien das Angebot. Seit der vergangenen Woche finden sich auch deutsche Bio-Frühkartoffeln aus der Pfalz in den Regalen des Lebensmitteleinzelhandels. Sie werden die Frühkartoffelimporte sukzessive ersetzen.


Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

FB 54 – Markt, Qualitätsmanagement -

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