Aktueller Inhalt:

Die Bio-Märkte im Oktober 2022

24.11.2022

Milch: Weiter steigende Erzeugerpreise

Die Erzeugerpreise für ökologisch erzeugte Milch konnten auch im Oktober wieder leicht anziehen. Die in Nordrhein-Westfalen relevanten Molkereien zahlten einen Preiszuschlag zwischen 0,11 und 3,01 Cent/kg für ökologisch erzeugte Milch im Vergleich zum Vormonat aus. Weiterhin kauft der Verbraucher aufgrund der hohen Inflation und der stark gestiegenen Preise preisbewusster ein. Entsprechend werden Bio-Milchprodukte weniger nachgefragt. Die Milchanlieferungsmengen befinden sich aktuell auf dem saisonalen Tiefpunkt.


Rind: Anziehende Nachfrage

Nach dem Nachfrageeinbruch im Spätsommer wird nun wieder vermehrt Bio-Rindfleisch nachgefragt: Mit den fallenden Temperaturen ist die Nachfrage insbesondere nach den typischen Winterteilstücken vom Bio-Rind zuletzt wieder leicht gestiegen. Das Angebot an Schlachtrindern ökologischer Erzeugung befindet sich aktuell auf dem saisonalen Höhepunkt, sodass das Angebot insgesamt gut zur vorweihnachtlichen Nachfrage passt.


Schwein: Unveränderte Marktlage

Für den Schweine- und Ferkelbereich gib es im Grunde nichts Neues zu berichten. Anders als bei anderen Bio-Produkten, ist beim Bio-Schweinefleisch von deutlichen Absatzeinbrüchen nichts zu berichten. Selten wird einmal eine Partie Schlachtschweine geschoben. Erlösreduzierungen ganz vereinzelter Abnehmer sind wirklich die Ausnahme. Auch die Ferkel fließen recht unproblematisch ab. Erfreulich ist auch, dass nach letzten Auswertungen die Anzahl aufgezogener Ferkel je Sau und Jahr spürbar gestiegen ist. Mit höheren Ferkelverlusten will der Bio-Bereich auf Dauer auch nicht leben. Und zu groß darf der Abstand zu den biologischen Leistungen der konventionellen Betriebe auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht werden. Fazit: Noch kommt der Sektor Bio-Schweine einigermaßen zufriedenstellend durch die Absatzkrise bei den Premiumprodukten.

Gute Bio-Kartoffelernte, aber verhaltene Nachfrage

Trotz Trockenheit und Hitze konnte in diesem Jahr eine umfangreiche Bio-Kartoffelernte eingefahren werden. Die Gründe hierfür sind ertrags- und anbaubedingt. So werden die Erträge als insgesamt gut beschrieben.

Die meisten Bio-Kartoffeln stehen unter Bewässerung und es gelang -  mit einem enormen Arbeitsaufwand und unter hohen Kosten -, die Erträge zu sichern. Zudem wird auch in diesem Jahr mit einer erneuten Anbauausdehnung gerechnet. Die Qualität der Bio-Kartoffeln wird als insgesamt gut und besser als im Vorjahr beschrieben. Aber: Es wird auch von teilweise erheblichen Schäden durch Drahtwurm und Dry Core sowie von Partien mit Schorfbefall berichtet. Ebenso wurden die Bio-Kartoffeln infolge der ausgeprägten Dürre im Sommer 2022 physiologisch älter eingelagert. Zur Sicherung der Qualitäten im Lager ergeben sich hieraus Konsequenzen für das Lagermanagement. Dies wiederum führt zusammen mit den höheren Energie-/Stromkosten zu weiteren Kostensteigerungen während der Lagerperiode.

Geringere Nachfrage

Abpackbetriebe und Handel versorgen sich derzeit aus durchgeschwitzten Lägern mit Bio-Kartoffeln. Die Nachfrage wird dabei weiterhin als verhalten beschrieben, begründet auch durch eine ausgeprägte Preissensibilität der Verbraucher infolge der hohen Inflation. Den schwächeren Absatz bestätigen auch Ergebnisse einer aktuellen AMI-Analyse auf Basis des GfK-Haushaltspanels. Hiernach liegt die Nachfrage privater Haushalte nach Bio-Speisekartoffeln in Deutschland im Jahr 2022 (Januar bis September) 14,4 % unter dem Vorjahreswert. Aber auch das Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 wird um 8,6 % unterschritten. Kritisch hinterfragt wird von einigen Marktbeteiligten in diesem Zusammenhang ferner, ob der Absatz von Bio-Kartoffeln mit dem stetig wachsenden Angebot Schritt halten kann. Bezogen auf die Einkaufsstätten konnten einzig die Vollsortimenter den Absatz im Vergleich zu 2019 ausbauen. Im konventionellen Anbau liegen die Einkaufsmengen 2022 bisher 8,6 % unter dem Vorjahreswert, aber noch über Vor-Corona-Niveau.

Preise pendeln sich ein

Die Erzeugerpreise für Bio-Speisekartoffeln pendelten sich Anfang September auf dem Vorjahresniveau von 55 €/dt (netto, lose franko Packbetrieb) ein. 2021 konnte dann Anfang November eine Preisanhebung um 5 €/dt durchgesetzt werden. Vor dem Hintergrund der beschriebenen derzeitigen Angebots- und Nachfrage-Situation ergab sich bisher diesbezüglich kein Spielraum, wäre aber in diesem Jahr angesichts der dargestellten Kostensteigerung während der Lagerung durchaus angebracht.


Wilfried Beeker,

Landwirtschaftskammer NRW

Getreide:Bio-Futtergetreide und Bio-Mischfutter im Fokus

Nach aktuellen Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) bewegen sich die Preise für Bio-Futtergetreide (Verkaufspreise an Großhandel, ohne MwSt.) zwischen rund 383 €/t (Futterroggen) und 496 €/t (Körnermais). Futtergerste wird mit 445 €/t, Futterweizen mit 454 €/t und Triticale mit 427 €/t bewertet. Die nachgefragten Mengen an Bio-Futtergetreide können in der Regel zur Verfügung gestellt werden. Bio-Eiweißfuttermittel sind eher knapp und teuer. Aufgrund der verhaltenen Nachfrage nach Öl werden auch entsprechend weniger Sonnenblumenkuchen angeboten. Die Verkaufspreise für Ackerbohnen und Erbsen haben mittlerweile die Marke von 640 €/t überschritten. Auch für Sojakuchen müssen die Betriebsleiter/innen sehr viel Geld anlegen. Besonders für den Bereich der Legehennen und Mastschweine schlagen die teuren Eiweißkomponenten im Preis für Bio-Mischfutter durch. Die Ausnahmeregelung - 5 % konventionelles Futter sind zurzeit noch bei ausgewachsenem Geflügel und Schweinen erlaubt - bei der Fütterung läuft zum Jahresende aus. Dann werden sich die teuren Proteinkomponenten noch deutlicher im Mischfutter auswirken. Generell lässt sich sagen, dass Bio-Mischfuttermittel ab Januar 2023 noch teurer werden.


Eier: Teure Bioeier im Nachfragetief

Aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Civey geht hervor, dass die Befragten zu fast 90 % im Jahresverlauf mit weiteren Preissteigerungen bei den Nahrungsmitteln rechnen. Folglich gaben rund 57 % der Befragten an, möglichst preisgünstig einzukaufen. Dementsprechend fiel die Gewichtung der Einkaufskriterien aus. Mit 67,4 % ist der Preis das wichtigste Kriterium. Es folgen mit 44,0 % der Geschmack, mit 30,3 % das Bio-Kriterium und mit 24,4 % die Nachhaltigkeit.

Stark gestiegene Preise für Bio-Futtermittel, Energie, Personal, Verpackungsmaterial und die hohen Kosten für die vorgeschriebene Bruderhahnaufzucht verteuerten die Erzeugung von Bio-Eiern und erforderten höhere Verkaufspreise. Das GfK-Haushaltpanel kommt über alle Absatzwege auf einen Durchschnittspreis von 3,66 € für zehn Bioeier im 3. Quartal 2022. Das bedeutet eine Preissteigerung von 7 % gegenüber dem 3. Quartal in 2021. Die Steigerung bei den Eiern aus der Bodenhaltung war mit 20 % deutlich größer. Allerdings waren für zehn Bodenhaltungseier im Mittel nur 2,09 € zu zahlen. Eier aus der Freilandhaltung verteuerten sich um 11 % und kosteten 2,55 € je Zehnerpack.

Mit Blick auf die geschilderte Umfrage führten diese Preissteigerungen zu einer Kaufzurückhaltung. Die im GfK-Haushaltspanel aufgeführte Käuferreichweite über alle Eier änderte sich bei dem Vergleich der 3. Quartale 2021 zu 2022 insgesamt kaum. Bei den Bio-Eiern fiel die Käuferreichweite allerdings von 27,8 % auf 23,1 %, das heißt, weniger als ein Viertel der Haushalte hat im 3. Quartal 2022 mindestens einmal Bioeier eingekauft.

Im 1. Quartal 2022 hatten die Bioeier noch einen Anteil von 18,7 % an den Haushaltseinkäufen. Im 3. Quartal waren es nur noch 15,2 %. Davon profitierten die anderen Haltungsformen. Eier aus der Bodenhaltung legten um 1,9 Prozentpunkte auf 53,0 % zu. Die Eier aus der Freilandhaltung konnten 1,7 Prozentpunkte dazugewinnen und halten einen Anteil von 31,1 %.


Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

FB 54 – Markt, Qualitätsmanagement -

 

Weitere Informationen

Das Fazit im vierten Quartal

Der bislang deutschlandweit intakte Trend zu mehr Einkäufen von Bio-Ware hat durch die einschneidenden Ereignisse auf der Weltbühne im Jahr 2022 einen andauernden Rückschlag erlitten.

 

Abonnieren Sie den Ökolandbau NRW-Newsletter





Die obenstehende Einwilligungserklärung kann jederzeit formlos gegenüber dem Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Stadttor 1, 40219 Düsseldorf, (E-Mail: Poststelle@mlv.nrw.de) widerrufen werden: Die von Ihnen auf dieser Seite angegebenen personenbezogenen Daten (zum Beispiel Name, E-Mail-Adresse, Anschrift usw.) werden vertraulich und nur zur Versendung der von Ihnen abonnierten Newsletter des Ministeriums per E-Mail verwendet. Ihre Daten werden ausschließlich auf dem Server des Landesbetriebs Information und Technik NRW gespeichert. Das Abonnement kann von Ihnen auf dieser Seite jederzeit mit sofortiger Wirkung beendet werden. Ihre Daten werden dann unverzüglich gelöscht.