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Vernetzen ist das Wichtigste!

04.03.2021

Ende März soll die Regionalwert AG Münsterland an den Start gehen. Dabei können die Gründungsmitglieder auf fünf Jahre Erfahrungen aus dem Rheinland setzen.

Regional und bio produzieren, verarbeiten und vermarkten, und das zu fairen Bedingungen - die Idee, die hinter den Regionalwert AGs steht, spiegelt die Zeichen der Zeit wieder, vermehrt über regionale Strukturen nachzudenken und diese zu stärken. „Regional, bio und fair beschreibt einen Trend, der sich zwar grob beziffern lässt - 83 % der Verbraucher bevorzugen verschiedenen Umfragen zufolge regional erzeugte Lebensmittel. Regional ist aber gleichzeitig ein schwer definierbarer und vor allem kein geschützter Begriff und so ist es an den Landwirten und Verarbeitern, die Chance zu nutzen und sich klar abzugrenzen“, meint Dorle Gothe, die seit fünf Jahren den Vorstand der Regionalwert AG Rheinland inne und damit sämtliche Fäden in den Händen hat, mit denen sie rheinische Betriebe aller Stufen vernetzen. „Mit dem Kauf von Regionalwert-Aktien investieren die Bürger in Landwirtschaft, Handel und Vermarktung und sorgen so dafür, dass Wertschöpfungsketten in der Region geschlossen werden.“ Die „Macher“ der AGs, von denen es deutschlandweit fünf schon bestehende gibt, helfen dabei, dass sich diese Betriebe finden und untereinander vernetzen. 

Potenziale nutzen

Dabei seien die Förderinstrumente für größere Strukturen fast immer da, sie müssten nur genutzt werden. „Im Rheinland konnten wir für die Regionalwert AG zum Beispiel Fördergelder aus dem „Rheinischen Revier“ akquirieren. Für die Regionalwert AG Münsterland kooperieren die Leader- und Vital-Regionen im Regierungsbezirk Münster, allen voran die Kreise Steinfurt und das Tecklenburger Land mit ihren lokalen Leader-Arbeitsgruppen. Zusätzlich plant das Umweltministerium drei Ökomodellregionen, die ebenfalls Möglichkeiten zur Kooperation bieten. Diese Potenziale versuchen wir als AG zu nutzen“, erläutert Dorle Gothe.

Dabei bemühten sich die AG-Mitarbeiter, nicht nur Privatleute als Aktionäre zu gewinnen. „Wir möchten auch ganze Unternehmen, Städte und Gemeinden in die Verantwortung holen, ihre Region durch Beteiligung an den Regionalwert AGs zu unterstützen und eine regionale Infrastruktur aufzubauen, indem die Programme und Potenziale, die es ja schon gibt, genutzt werden.“ Als ein solcher Förderer könne eine Kommune zum Beispiel mit einem jährlichen Beitrag den Auf- und Ausbau der Regionalwert AG für mindestens drei Jahre unterstützen, oder alternativ Gewerbeflächen zur Verfügung stellen, auf denen ein Partnerbetrieb seine Produktionsstätte (aus)bauen kann. „So macht sich die Förderung einer ganzen Region auf betrieblicher Ebene bemerkbar“, sieht Stefan Gothe von der Dachorganisation der Regionalwert AGs (Regionalwert Impuls GmbH) einen großen Nutzen des Fördererkonzepts.

„Unser wichtigstes Ziel ist es, die Betriebe zusammenzubringen und neben der ökologischen Produktion eine regionale Verarbeitung zu ermöglichen, zum Beispiel mit Molkereien und Schlachtbetrieben vor Ort. Und gerade im Münsterland brauchen wir Biohöfe, die die Nachfrage nach Obst und Gemüse decken können. Dann möchten wir dafür sorgen, dass daraus regionale Lieferketten erwachsen und die Partnerbetriebe zu verlässlichen Vertragsbedingungen zusammenarbeiten“, nennt Stefan Gothe die primäre Aufgabe der Regionalwert AGs.

Mitverantwortung der Aktionäre

Die bestehenden Regionalwert AGs haben die Erfahrung gemacht, dass in Regionen, in denen Großstädte mit kaufkräftigem Publikum zu finden sind, wie dem Rheinland, Hamburg, Berlin-Brandenburg oder auch Freiburg als der ersten Regionalwert AG überhaupt, beinahe Selbstläufer sind, was das Engagement der Aktionäre und Partnerbetriebe anbelangt. „Die Regionalwert AG Rheinland, die am 18. April ihren fünften Geburtstag feiert, hat 35 Partnerbetriebe, 25 Lizenzpartnerbetriebe und weitere zehn mit finanzieller Beteiligung. Aktuell sind Investitionen von rund 450 000 € sowie eine Kapitalerhöhung geplant“, fasst Dorle Gothe den Stand der Dinge im Rheinland zusammen. Dass aber die Menschen in einer ländlichen Region wie dem Münsterland, in dem 60 % der Fläche landwirtschaftlich genutzt werden und jeder siebte Arbeitsplatz mit der Landwirtschaft verbunden ist, gleichzeitig aber noch nicht einmal 2 % der Betriebe ökologischen Landbau betreiben, ein so großes Interesse an regional, bio und fair sowie daran haben, regionale Wertschöpfungsketten zu stärken, hat die beiden hauptberuflichen Netzwerker überrascht: Über 500 000 € seien seit dem Projektstart Ende 2019 für die Regionalwert AG Münsterland über den Aktienverkauf schon zusammengekommen. „Über 80 Aktionäre gibt es derzeit, elf potenzielle Partnerbetriebe vom Ökolandwirt über den Bäckermeister bis zur Kaffeemanufaktur sind schon mit im Boot. Und mal sehen was noch bis Ende März zur AG-Gründung zusammenkommt“, frohlockt Stefan Gothe.

In den angrenzenden Regionen Ostwestfalen-Lippe und Südwestfalen scharren die Interessenten übrigens auch schon mit den Hufen. „Wenn es gut läuft, steht der Gründung zweier weiterer Regionalwert AGs in den nächsten anderthalb Jahren nicht mehr viel im Wege.“

Meike Siebel,

Landwirtschaftskammer NRW

Was bringt die Bürger Aktiengesellschaft?

Als Bürger-Aktionär kann man die Vielfalt der Betriebe in der Region Münsterland stärken - vom Acker bis zum Teller. Dabei unterstützen die Aktionäre mit ihren Einlagen die Betriebe darin, gute Lebensmittel und gute Arbeit fair zu entlohnen und fördern mehr Bio-Anbau und artgerechte Tierhaltung. So fördern sie aktiv die eigene regionale Lebensmittelversorgung aus der Nachbarschaft. Gemeinsam mit anderen Aktionären übernimmt man Verantwortung für Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung regionaler, ökologischer Lebensmittel. Die gesellschaftliche Leistung der Betriebe, wie der Erhalt der Artenvielfalt bei Flora und Fauna, wird finanziell aufgefangen, die Landwirte bleiben nicht auf ihren Kosten sitzen. Indem die Bürger mit ihrem Geld die Betriebe unterstützen, nehmen sie Produktion und Verarbeitung indirekt selbst in die Hand und tragen dazu bei, dass regionale handwerkliche Verarbeitungsbetriebe erhalten und Familienbetriebe, Existenzgründer sowie der lokale Handel gefördert werden. Die Risiken, die sich durch Dürren oder Starkregen für die Ernte ergeben, werden auf viele Schultern verteilt und ausgeglichen.

Alle Informationen sowie ein tolles Erklärvideo gibt es unter www.regionalwert-muensterland.de.

Quelle: Regionalwert AG Münsterland

Weitere Informationen

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