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Auf zu den Riswicker Weiden

11.09.2023

An der Weidefläche, auf der das holistische System getestet wird, diskutierte die Gruppe bei großer Hitze über dessen Für und Wider.

Fotos: Meike Siebel, Landwirtschaftskammer NRW


Am 7. September öffnete der Ökobetrieb Haus Riswick bei Kleve im Rahmen der BioWochen NRW seine Tore für Besucherinnen und Besucher, die mehr über ökologische Milchviehhaltung und klimaresiliente Weideführung wissen wollten.

Den Ökobetrieb des Landwirtschaftszentrums Haus Riswick bei Kleve gibt es seit 1999. Die Milchviehställe wurden im Jahr 2000 bezogen, damals standen 40 Kühe in den Ställen mit einem Leistungsdurchschnitt von 7 500 kg Milch. Heute werden 50 Kühe plus weibliche Nachzucht gehalten. Auf 39 ha Ackerland wird Futterbau betrieben, 39 ha sind Dauergrünland.

„Dauergrünland“ war denn auch das Stichwort, mit dem Anne Verhoeven, die im Ökobetrieb Haus Riswick den Milchviehstall und die damit zusammenhängenden Versuche verantwortet, den Spaziergang zu den Weideflächen eröffnete. „Wiederkäuer sind die einzigen Nutztiere, die Dauergrünland - das ja nunmal in großen Teilen der Welt die Vegetation bildet - verwerten können und Milchkühe die Tierart, die aus Gras Milch macht. Vor allem deshalb ist die Kuh kein Klimakiller!“, brach Verhoeven eine Lanze für die Grünlandwirtschaft im Allgemeinen und die Milchviehhaltung im Speziellen. Die Art und Weise, wie man den Kühen das Grünland anbietet, sei sehr wohl beeinflussbar, und damit eben auch das Klima. „Nach den beiden extremen Hitzesommern 2018 und 2019, in denen unsere Kurzrasenweide komplett vertrocknet waren, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie sich Weideführung klimaresilienter gestalten lässt. So bin ich auf das holistische Weidesystem gekommen, das vor allem in den dauerhaft trockenheitsgefährdeten Regionen der Erde angewandt wird“, erläuterte Anne Verhoeven eingangs. 

Über dieses System sei in den letzten Monaten eine Zusammenarbeit verschiedener Interessengruppen entstanden. „Ich stehe im engen Austausch zum Beispiel mit dem Nabu und der Biologischen Station. Denn wir alle, Landwirtschaft und Naturschutz, haben das gemeinsame Ziel, unser Klima zu schützen.“


Mehr Futter in Trockenphasen

Neben der Kurzrasen- oder auch intensiven Standweide, die sich durch Aufwuchshöhen von maximal 5 bis 7 cm auszeichnet und ständig beweidet würde, würde der Riswicker Öko-Milchviehherde seit nunmehr drei Jahren auch die holistisch geführte Weide angeboten. „Das sogenannte Holistic- oder auch Mob Grazing ist eine Weidestrategie für zur Trockenheit neigende Standorte und deren Pflanzenbestände. Es handelt sich um eine Art optimierte, intensive Portionsweide innerhalb einer Koppel. Fünf Merkmale sind dabei wesentlich: Eine hohe Tierbesatzdichte, kurze Beweidungsdauer, lange Ruhe- und Erholungszeiten, ein hoher Aufwuchs und die Bildung einer Mulchschicht“, zählte die Fachfrau für Weidesysteme auf. Letztere sei zum Beispiel gut für den Wasserhaushalt, der Mulch sauge Niederschläge auf wie ein Schwamm. Außerdem befördere Mulchwirtschaft die Humusbildung. „Wir haben also die Bodenfruchtbarkeit deutlich stärker im Blick als bei herkömmlichen, intensiven Weide- und anderen Anbausystemen, bei denen dem Boden immer etwas genommen und nicht mehr zurückgegeben wird“, betonte Verhoeven einen wesentlichen Unterschied. Ob man dadurch in Trockenphasen mehr Futter habe, müsse sich im Laufe der Zeit noch herausstellen.


Mehr Klimaschutz auf Kosten der Leistung?

Denn auch einige negative Effekte der Weidestrategie, bei der ein systembedingter Weiderest gewollt sei, seien im dritten Versuchsjahr zu beobachten: „Die Grasnarbe ändert sich durch den selteneren Verbiss und Tritt der Kühe leider nicht zum Guten: Der Weißklee, der Verbiss und Tritt zum Wachsen braucht, verschwindet zunehmend, dafür etablieren sich Gräser mit geringem Futterwert“, nannte sie zwei Beispiele. Das Futter von Kurzrasenweiden sei energiereicher und besser verdaulich.

„Diese Entwicklung führt zu der Hypothese, dass mittelfristig die Milchleistung runtergeht, die Biodiversität auf den Flächen aber steigt und damit auch positive Effekte auf das Klima zunehmen“, schloss Anne Verhoeven und gab den Besucherinnen und Besuchern ein zum Nachdenken anregendes Fazit mit auf den Weg: „Wenn die Landwirte durch klimaresiliente Bewirtschaftungssysteme Ertragseinbußen hinnehmen müssen, müssen diese von Politik und Gesellschaft finanziell getragen werden.“


Meike Siebel,

Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Mehr Infos zum Mob Grazing

Wer mehr über die Versuche zu den in Riswick angewandten Weidesystemen erfahren möchte, wird auf der Seite zum Ökobetrieb Haus Riswick fündig. Dort gibt es auch den direkten Kontakt zu Anne Verhoeven. Einen detaillierten Beitrag über Mob Grazing finden Sie hier

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