Seit Ende der Sperrfrist hat es nur wenige Zeitfenster gegeben, in denen die etablierten Bestände mit Gülle- oder Gärrest gedüngt werden konnten. Entweder war der Boden gefroren oder in den meisten Fällen über lange Zeiträume wassergesättigt. Der Monat März war einer der niederschlagreichsten seit vielen Jahren. Auch derzeit gibt es kaum längere niederschlagsfreie Abschnitte, sodass ein Abtrocknen der Flächen und damit eine Befahrbarkeit mit schweren Maschinen gewährleistet wären. Das gilt vor allem für die schwereren Standorte.
Die bislang außergewöhnlich schwierigen Bedingungen in diesem Jahr führten vermehrt dazu, dass Düngetermine verschoben oder teilweise auch ausgesetzt wurden. Der Winterraps sollte seinen Stickstoffdüngebedarf bereits vollständig (anteilige Blütendüngung noch möglich), die Wintergerste größtenteils appliziert bekommen haben. Der Einsatz von Gülle oder Gärrest zu diesen Kulturen ist auf keinen Fall mehr ohne Schaden möglich und pflanzenbaulich auch nicht sinnvoll. Einige konventionell wirtschaftenden Landwirte haben deshalb zuletzt vermehrt auf mineralischen Stickstoffdünger gesetzt, weil dieser mit leichterer Technologie verbracht werden kann. Damit konnte dem Pflanzenbedarf noch am ehesten nachgekommen werden.
Somit kann es zwischenzeitlich bei den Betrieben mit Tierhaltung oder einer Biogasanlage zu einem hohen Aufkommen an Gülle und Gärrest kommen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen. Ein „Überlagern“ der Gülle in das nächste Dünge- oder Kalenderjahr über die düngerechtlich relevante Norg-Obergrenze von 170 kg/ha ist auch unter den vorherrschenden Umständen nicht erlaubt.
Herbstdüngegaben mit stickstoffhaltigen Düngeformen gelten in manchen Fällen als eine vorgezogene Düngemaßnahme bezogen auf die erste Hauptkultur des Folgejahres. Das Anfertigen einer Düngebedarfsermittlung (DBE) vor dem Aufbringen ist in diesen Fällen bereits im Herbst verpflichtend.
In Summe bieten sich also auch im verbleibenden Jahr noch zahlreiche sinnvolle Möglichkeiten, die wertvollen Wirtschaftsdünger aus dem Betrieb zu verwerten. Insgesamt ist auf eine verlustarme Ausbringung von Gülle und Gärrest zu achten, um den Stickstoff zur Wirkung zu bringen. Die Internetanwendung AMMON-NRW, aufrufbar unter www.ammon-nrw.de, hilft, die Ammoniakverluste zu verschiedenen Szenarien abzuschätzen.
Holger Fechner,
Landwirtschaftskammer NRW
Ein Handbuch zum Düngeportal wurde von der Landwirtschaftskammer NRW jetzt ins Internet eingestellt. Sie finden es unter diesem Link oder direkt unter dem Hilfe-Link im Düngeportal. Auch einige Erläuterungsvideos zum Düngeportal wurden aktualisiert, unter anderem ein Video zum Schlagabgleich beim Einladen eines neuen Flächenverzeichnisses.