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Düngestrategien bei schwierigen Bodenverhältnissen

20.04.2023

Seit Ende der Sperrfrist hat es nur wenige Zeitfenster gegeben, in denen die etablierten Bestände mit Gülle- oder Gärrest gedüngt werden konnten. Entweder war der Boden gefroren oder in den meisten Fällen über lange Zeiträume wassergesättigt. Der Monat März war einer der niederschlagreichsten seit vielen Jahren. Auch derzeit gibt es kaum längere niederschlagsfreie Abschnitte, sodass ein Abtrocknen der Flächen und damit eine Befahrbarkeit mit schweren Maschinen gewährleistet wären. Das gilt vor allem für die schwereren Standorte.

Die bislang außergewöhnlich schwierigen Bedingungen in diesem Jahr führten vermehrt dazu, dass Düngetermine verschoben oder teilweise auch ausgesetzt wurden. Der Winterraps sollte seinen Stickstoffdüngebedarf bereits vollständig (anteilige Blütendüngung noch möglich), die Wintergerste größtenteils appliziert bekommen haben. Der Einsatz von Gülle oder Gärrest zu diesen Kulturen ist auf keinen Fall mehr ohne Schaden möglich und pflanzenbaulich auch nicht sinnvoll. Einige konventionell wirtschaftenden Landwirte haben deshalb zuletzt vermehrt auf mineralischen Stickstoffdünger gesetzt, weil dieser mit leichterer Technologie verbracht werden kann. Damit konnte dem Pflanzenbedarf noch am ehesten nachgekommen werden.

Somit kann es zwischenzeitlich bei den Betrieben mit Tierhaltung oder einer Biogasanlage zu einem hohen Aufkommen an Gülle und Gärrest kommen. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen. Ein „Überlagern“ der Gülle in das nächste Dünge- oder Kalenderjahr über die düngerechtlich relevante Norg-Obergrenze von 170 kg/ha ist auch unter den vorherrschenden Umständen nicht erlaubt.


Angepasste Düngestrategien bei schwierigen Bodenverhältnissen
  • Zuerst einmal ist zu prüfen, inwieweit eigener Lagerraum erweitert oder sinnvoller genutzt werden kann. Durch die Dynamik in der Viehhaltung ergeben sich gegebenenfalls Lagerraummöglichkeiten bei benachbarten Landwirten, die Lagerraum verpachten.
  • Durch die nach wie vor hohen Mineraldüngerpreise und effektiven Ausbringmethoden nehmen Ackerbaubetriebe Gülle oder Gärrest gerne auf. Es hat sich mittlerweile ein „Markt der Nachfrage“ entwickelt und es wird oft auch schon ein Preis für diese Wirtschaftsdünger bezahlt.
  • Insbesondere Betriebe mit Dauergrünland oder mehrschnittigem Feldfutterbau haben noch mehrere Gelegenheiten, die flüssigen Wirtschaftsdünger sinnvoll zwischen den Schnittterminen zu applizieren. Falls keine oder nur begrenzt solche Flächen im eigenen Betrieb vorhanden sind, sollten Nachbarlandwirte angesprochen und eine Abgabe eines Teils des Düngers an solche Betriebe in Erwägung gezogen werden.
  • Die Mais- und Zuckerrübenaussaat sowie Kartoffelpflanzung stehen an. Nicht nur zu Mais sind Gülle- oder Gärrestgaben sinnvoll. Auch zu den anderen Kulturen können solche Düngeformen eingesetzt werden, wozu sich vor allem die platzierte Depotablage vor der Aussaat oder Pflanzung, aber auch die anderen Technologien eignen. Sollte absehbar sein, dass sich die Aussaat des Maises weiter verzögert, kann bei frühen Gülleterminen auf leichtem Boden der Gülle ein Nitrifikationshemmstoff zugesetzt werden, der den Stickstoff vor einer schnellen Verlagerung und Auswaschung schützt. Die Gülle vor der Aussaat sollte grundsätzlich nur flach eingearbeitet werden. Zu Mais kann die Gülle auch anteilig später in den stehenden Maisbestand ausgebracht werden. Die Ergebnisse aus alten und aktuellen Versuchen zeigen, dass während der Versuchsjahre diese Gabenteilung keine negative Auswirkung auf den Ertrag hat. In nassen Frühjahren können die Nährstoffe, wie Stickstoff, Kalium, Bor und Schwefel, insbesondere auf leichten Böden mit dieser Methode jedoch sicherer zur Wirkung gebracht werden, da sie näher am Zeitfenster des Bedarfs platziert werden und einer Auswaschung entgehen können.  
  • Auch wenn die Möglichkeiten für eine Güllegabe im Herbst gemäß Düngerecht gering geworden sind, ist eine (anteilige) Gabe zu verschiedenen Kulturen und Flächen nach wie vor erlaubt und kann fachlich auch sinnvoll sein. Auf Dauergrünland oder dem mehrjährigen Feldfutterbau kann zum Beispiel eine Güllegabe nach dem letzten Schnitt bis zu Beginn der Sperrfrist appliziert werden, wenn ein Düngebedarf gegeben ist. Auf „schwierigen“ Standorten mit Winterraps (Direkt- oder Mulchsaat in Kombination mit einem Strohverbleib und oder einer späten Aussaat; Höhenstandorte) kann eine Herbstdüngung die Entwicklung der Kultur bis zum Vegetationsende fördern. Zwischenfrüchte haben - abhängig von Zwischenfruchtarten und Vorkultur - einen Stickstoffdüngebedarf und profitieren von einer Stickstoffdüngung, sodass sie die positiven und diversen Funktionen besser wahrnehmen können.

An die DBE denken

Herbstdüngegaben mit stickstoffhaltigen Düngeformen gelten in manchen Fällen als eine vorgezogene Düngemaßnahme bezogen auf die erste Hauptkultur des Folgejahres. Das Anfertigen einer Düngebedarfsermittlung (DBE) vor dem Aufbringen ist in diesen Fällen bereits im Herbst verpflichtend.

In Summe bieten sich also auch im verbleibenden Jahr noch zahlreiche sinnvolle Möglichkeiten, die wertvollen Wirtschaftsdünger aus dem Betrieb zu verwerten. Insgesamt ist auf eine verlustarme Ausbringung von Gülle und Gärrest zu achten, um den Stickstoff zur Wirkung zu bringen. Die Internetanwendung AMMON-NRW, aufrufbar unter www.ammon-nrw.de, hilft, die Ammoniakverluste zu verschiedenen Szenarien abzuschätzen.  


Holger Fechner,

Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Handbuch zum Düngeportal jetzt online

Ein Handbuch zum Düngeportal wurde von der Landwirtschaftskammer NRW jetzt ins Internet eingestellt. Sie finden es unter diesem Link oder direkt unter dem Hilfe-Link im Düngeportal. Auch einige Erläuterungsvideos zum Düngeportal wurden aktualisiert, unter anderem ein Video zum Schlagabgleich beim Einladen eines neuen Flächenverzeichnisses.

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