Aktueller Inhalt:

Körnerleguminosen im Ökolandbau: Die Sorten 2022

10.11.2022

Körnerleguminosen sind neben Kleegras oder Zwischenfruchtleguminosen für den Ökolandbau in besonderer Weise wichtig, da sie Luftstickstoff binden können und für nachfolgende Kulturen eine gute Vorfrucht darstellen. Darüber hinaus sind die Körner als Eiweißquelle für die Tierernährung von Bedeutung.

Aufgrund der wieder steigenden Anfragen nach Sortenversuchen bei Körnerleguminosen und einigen neueren Sorten hat die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen seit 2013 jeweils einen Öko-Ackerbohnen- und einen Öko-Körnererbsen-Sortenversuch, seit 2016 einen Öko-Blaue-Lupinen- und seit 2018 einen Öko-Weiße-Lupine-Sortenversuch angelegt. Öko-Sojasortenversuche werden seit 2000 bei der Landwirtschaftskammer NRW durchgeführt. Ganz neu im Jahr 2022 sind die Kichererbsen-Sorten.

In diesem Jahr standen die Ackerbohnen in NRW im Vergleich zu den Vorjahren eher schlecht bei nur 17,8 dt/ha mit höheren Proteingehalten von 32,7 %. Die Körnererbsensorten kamen in 2022 auf gute 43,0 dt/ha im Mittel aller Sorten mit 22,5 % Proteingehalt. Die Blauen Lupinen konnten dieses Jahr nicht beerntet werden, da schon viele Körner ausgefallen waren. Die Weiße Lupine erzielte nur 16,5 dt/ha im Mittel, auch hier waren etwas die Körner ausgefallen.

Problematischer war allerdings die Anthraknose bei einigen Sorten. Die Lupinen stehen im Bestand oft sehr gut, die Ernte gestaltete sich aber leider aufgrund von unterschiedlicher Abreife innerhalb der Pflanze (nicht determiniert) und Lager sehr schwierig, so dass die Werte stark streuen können.

Mit im Mittel 18,8 dt/ha lagen die Sojabohnen in 2022 unter dem Durchschnitt und hatten auch nicht so gute Proteinwerte (33,6 %). Die Kichererbsen erzielten im Mittel der geprüften Sorten 27,4 dt/ha, was angesichts dieser sehr zarten, kleinen Pflanze ein enormes Ergebnis ist. Es bleibt spannend, ob diese Kultur mithalten kann.


Vergleich der Körnerleguminosen in NRW

Abbildung: In den Landessortenversuchen zu den Körnerleguminosen zeigt sich über die Jahre, dass die Ackerbohne – so sie gute Bodenbedingungen vorfindet - hohe Erträge erbringen kann. Erbsen und Lupinen fallen leider immer wieder mal aufgrund von Krankheiten, vor allem Fußkrankheiten oder Anthraknose, aus.

Die Weiße Lupine hat das Potenzial zu höheren Erträgen am Standort in Stommeln. Die Sojabohnen stehen recht gut, sind häufig nach der Trockenheit in der Blüte und können auch gute Erträge bringen. Neu angebaut ist die Kichererbse, die im ersten Jahr recht gut mithalten konnte.


Empfohlene Ackerbohnensorten

Bewährte Sorten für den Ackerbohnenanbau sind Fanfare und Trumpet (ertragsstark und ertragsstabil). Die neuere Sorte Macho erbringt ebenfalls gute, stabile Erträge. Für einen Probeanbau kommen Daisy (ertragsstark und ertragsstabil) und Stella (ertragstark und ertragsstabil, bessere Proteingehalte) in Frage. Tiffany ist interessant für die Geflügelfütterung, da sie vicin- und convicinarm und deutlich ertragsstärker als Divine ist. Ebenso ist die neuere Sorte Allison in dem Segment (vicin- und convicinarm) im Anbau interessant mit guten Erträgen und Proteingehalten. GL Sunrice ist tanninarm und wäre daher interessant für die Schweinfütterung, hat aber einen sehr niedrigen Ertrag. Ältere Sorten, wie Fuego, Divine oder Taifun, stehen nicht mehr in der Prüfung, können aber weiterhin angebaut werden.

Fanfare ist eine tanninhaltige Sorte aus 2012. Sie bringt normalerweise überdurchschnittlich gute Erträge, ist aber 2022 abgesackt, vermutlich aufgrund des geringen Ertragsniveaus, und liegt derzeit im Mittel bei 95 % Relativertrag in NRW. Die Proteingehalte liegen im Durchschnitt (30,9 %). Für einen Anbau dieser Sorte spricht ihre Ertragsstärke und Ertragsstabilität.

Trumpet ist eine tanninhaltige Sorte aus 2017. Diese Sorte kommt im Mittel auf 96 % Relativertrag. Die Proteingehalte liegen mit 29,6 % unterdurchschnittlich. Ihre Ertragsstablität und Ertragshöhe macht sie anbauwürdig.

Bei Stella gab es eine Fehleinschätzung, sie ist keine vicin- und convicinarme Sorte, ebensowenig wie Daisy, und zudem tanninhaltig. Die Erträge liegen im Mittel bei guten 101 % Relativertrag in NRW. Sie scheint ebenfalls recht ertragsstabil zu sein. Auch die Proteingehalte liegen mit 31,8 % knapp über dem Durchschnitt. Auch diese Sorte kann für einen Probeanbau interessant sein, sofern dann Öko-Saatgut zur Verfügung steht.

Tiffany ist eine neue vicin- und convicinarme, aber tanninhaltige Sorte und konkurriert damit mit Divine. Ertraglich liegt sie etwas besser bei guten 102 % Relativertrag, schwankt aber etwas in der Ertragshöhe über die Jahre. Die Proteingehalte liegen mit 31,2 % im Durchschnitt. Damit ist diese Sorte sehr interessant.

Allison ist eine neuere vicin- und convicinarme Sorte aus 2019. Mit 115 % Relativertrag startet sie in den Versuchen im Mittel von drei Jahren sehr gut bei guten Proteingehalten von 30,1 %.

Ganz neue Sorten in der Prüfung sind GL Lucia (tanninhaltig, 130 % Relativertrag, 30,1 % Protein), GL Jasmina (tanninhaltig, 125 % Relativertrag, 30,9 % Proteingehalt), Caprice (tanninhaltig, 101 % Relativertrag, 31,9 % Protein) und Bolivia (vicinarm, tanninhaltig, 74 % Relativertrag, 32,8 % Proteingehalt). Bei den erst ein- bis zweijährig geprüften Sorten bleiben weitere Ergebnisse aus den anderen Bundesländern und weiterer Jahre abzuwarten.

Empfohlene Körnererbsensorten

Bewährte Sorten für den Erbsenanbau sind Alvesta (Ertrag), Salamanca (Ertrag) oder auch Astronaute (Ertrag und Protein). Auf leichteren Standorten kann Trendy angebaut werden.

Alvesta weist in der Regel hohe Erträge auf (102 %). Hervorzuheben ist ihre relative Ertragsstabilität. Die Proteingehalte (23,6 %) liegen etwas unter dem Durchschnitt. Die Sorte ist lang im Wuchs bei mittlerer Standfestigkeit.

Salamanca liegt ertraglich langjährig über dem Durchschnitt; sie ist nicht mehr in der Prüfung. Die Proteingehalte liegen im mittleren Bereich. Interessant sind ihr langer Wuchs, die gute Standfestigkeit und ihre gute Wüchsigkeit zur frühen Unkrautunterdrückung.

Astronaute kommt im Mittel auf mittlere 102 % Relativertrag mit einem guten Proteinwert (24,3 %). Weitere Pluspunkte sind gute Standfestigkeit und Beerntbarkeit.

Trendy liegt bei 99 % Relativertrag und schwankt stärker auf den Standorten und in den geprüften Jahren. Sie soll auf leichteren Standorten besser sein. Die Proteingehalte liegen bei 24,0 %. Trendy ist mittellang, standfest und frohwüchsig.

Alle anderen genannten Sorten sind noch recht neu in der Prüfung, weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.

Empfohlene Blaue Lupinensorten

Bewährte Sorten für den Anbau von Blauer Lupine sind Boruta (bessere Standorte, ertragsstabil, Protein), Boregine (Ertrag, leichtere Standorte) und Probor (Ertrag und Protein, leichtere Standorte). Neuere interessante Sorten sind Carabor (hohe Relativertrag) und Regent (endständig, bessere Standorte, mittlerer Ertrag und Proteingehalt).

Verzweigungstypen passen auf leichtere Standorte. Achtung: Auf besseren Standorten ist die Abreife verzögert, daher dort endständige Sorten nutzen!

Boregine: meistens sehr ertragsstabile Sorte mit 91 % Relativertrag mit gutem Rohproteingehalt (33,0 % im Mittel), gute Unkrautunterdrückung, etwas stärkere Neigung zum Hülsenplatzen, verzögerte Strohabreife, großkörnig

Probor: mittlere Kornerträge, in den LSV bisher in vier Jahren mit 99 %, hat in der Regel die höchsten und stabilsten Erträge des Sortiments, 2021 abfallend, da höhere Schwankungen beim Drusch, überdurchschnittliche Rohproteingehalte (37,5 %), kleinkörnig

Carabor: hohes Ertragsniveau (117 % Relativertrag), geringe Proteingehalte (32,6 %), gute Standfestigkeit, gute Platzfestigkeit der Hülsen, geringe Neigung zu Zwiewuchs, gleichmäßige Korn- und Strohabreife, ausgezeichnete Trockentoleranz, bei mittlerem TKG

Endständige Sorte für bessere Standorte

Boruta: relativ ertragssicher mit höherem Rohproteingehalt (33,5 %), liegt aber ertraglich zumeist unter den Verzweigungssorten (97 % Relativertrag), gleichmäßige und sichere Abreife auch auf besseren Standorten

Regent: eine neue EU-Sorte, in den LSV vierjährig geprüft; auch diese Sorte liegt meistens ertraglich unter den Verzweigungstypen bei guten 100 % mit mittleren Proteinwerten (33,7 %). Im Bestand erscheint diese Sorte sehr kurz und standfest.

Empfohlene Weiße Lupinensorten

Weiße Lupinen sind derzeit im Anbau schwierig aufgrund der Gefahr der Anthraknose. Ältere Sorten sind Energy und Feodora. Neu zugelassene anthraknose-tolerante Sorten sind Frieda und Celina.

Energy: verzweigt, guter Ertrag (101 %), geringerer Proteinwert (35,7 %), lang, sehr dicht mit guter Unkrautunterdrückung, für bessere, lehmige und mittelschwere Böden (Ackerzahl größer als 35), hoher Wasserbedarf, sehr standfest, ertragreich, mittleres TKG

Boros: neu, endständig, geringere Erträge (91 %), bessere Proteingehalte (36,7 %), sehr kurz, viele dicke Hülsen im Ansatz

Frieda: anthraknose-resistent, guter Ertrag (111 %), geringere Proteingehalte (37,1 %), mittellang, sehr dicht mit hoher Unkrautunterdrückung, guter Standfestigkeit, Eignung für die Humanernährung

Celina: anthraknose-resistent, guter Ertrag (110 %), hohe Proteingehalte (37,6 %), mittellang, sehr dicht, gute Unkrautunterdrückung, vorzugsweise zur Verfütterung.

Empfohlene Sojabohnensorten

Für NRW kommen grundsätzlich nur die sehr frühen Reifegruppen 0000 und 000 in Betracht. Innerhalb der Reifegruppe 000 unterscheidet die beschreibende Sortenliste aus Österreich schnellere Sorten (Reifegruppe 1) bis hin zu langsameren Sorten (Reifegruppe 4). Die Vierfach-Nullsorten erbringen in der Regel in hiesigen Breiten nicht den erwünschten Ertrag. Bei den Dreifach-Nullsorten ergeben sich folgende Empfehlungen für NRW:

1. Grenzstandorte, wie das Münsterland (Reifegruppe 2): hier passen die Sorten mit einer schnellen Jugendentwicklung und sicherer Abreife gut. Weiterhin die Sorte der Wahl ist Merlin (mittlerer Ertrag 90 %, mittlere Proteingehalte 38,3 %). Eine neue vielversprechende Sorte ist Nessi PZO (Relativertrag 110 %, Proteingehalt 39,2 %).

2. Bessere Lagen, wie der Niederrhein (Reifegruppe3): Sultana (besserer Ertrag, höhere Proteingehalte) ist die Sorte der Wahl. Alle in Grenzstandort 1 genannten Sorten gehen hier natürlich auch. Weiterhin können folgende ertragsstärkere Sorten angebaut werden: Marquise (102 %), Aurelina (101 %), RGT Sphinxa (102 %), ES Comandor (110 %) und Abaca (111 %). Neben Protibus ziehen weitere Qualitätssorten mit höheren Proteingehalten nach: Tofina (Stamm Taifun 3) liegt bei 41,7 % Proteingehalt.

3. Beste Lagen, wie Köln- Aachener Bucht (Reifegruppe 4): hier können ertragsstarke Sorten, wie Acardia (118 %), Achillea (103 %), Ranger (104 %) und Alicia (104 %), anbauwürdig sein, wie auch alle oben genannten Sorten.

Dr. Claudia Hof-Kautz, 
Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Abonnieren Sie den Ökolandbau NRW-Newsletter





Die obenstehende Einwilligungserklärung kann jederzeit formlos gegenüber dem Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Stadttor 1, 40219 Düsseldorf, (E-Mail: Poststelle@mlv.nrw.de) widerrufen werden: Die von Ihnen auf dieser Seite angegebenen personenbezogenen Daten (zum Beispiel Name, E-Mail-Adresse, Anschrift usw.) werden vertraulich und nur zur Versendung der von Ihnen abonnierten Newsletter des Ministeriums per E-Mail verwendet. Ihre Daten werden ausschließlich auf dem Server des Landesbetriebs Information und Technik NRW gespeichert. Das Abonnement kann von Ihnen auf dieser Seite jederzeit mit sofortiger Wirkung beendet werden. Ihre Daten werden dann unverzüglich gelöscht.