Im ökologischen Landbau ist Maissaatgut nach EU-Vorgabe in die Kategorie I eingestuft. Das bedeutet, dass nur Saatgut aus ökologischer Erzeugung im Maisanbau unter Ökobedingungen eingesetzt werden darf. Die Saatgutindustrie hat die Vorgaben angenommen und zahlreiche Züchterhäuser und Vertriebsfirmen bieten mittlerweile Maissaatgut aus ökologischer Produktion an. Dieses wird in den Sortenversuchen unter konventionellen Bedingungen geprüft.
Maissaatgut gilt als ökologisch produziert, wenn die letzte Vermehrungsstufe in einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb erfolgte. Da auch im Ökoanbau überwiegend Hybridsaatgut eingesetzt wird, muss dann die Kreuzung der Linien oder Einweghybriden in Ökobetrieben stehen. Für die Saatguterzeugung ist es damit möglich, auf Linien- oder Zuchtmaterial aus der konventionellen Züchtung zurückzugreifen. In der Saatgutproduktion wird dann keine gesonderte Erhaltungszüchtung betrieben und der Maisanbau in den Ökobetrieben kann vom allgemeinen Züchtungsfortschritt profitieren.
Um den Feldaufgang und die - für Verunkrautung und Vogelfraß - kritische Jugendentwicklung im Maisanbau zu beschleunigen, wird Mais in den Ökobetrieben regelmäßig später gesät. Frühe Sorten bringen bezüglich des Saattermins eine größere Flexibilität mit sich und erhöhen durch die frühere Reife die Anbausicherheit, auch im Hinblick auf die Folgefruchtbestellung. Grundsätzlich kann das große Ertrags- und Qualitätspotenzial im Maisanbau nur abgerufen werden, wenn der Mais am jeweiligen Standort und den jeweiligen Anbaubedingungen richtig ausreifen kann.
Während im konventionellen Maisanbau in NRW in den letzten Jahren mittelspäte Sorten an Anbaubedeutung gewonnen haben, sollten für den Maisanbau unter Ökobedingungen in NRW nach wie vor frühe Sorten ausgewählt werden. Mittelfrühe Sorten im Reifebereich bis S/K 240 können allenfalls für Gunstlagen des Maisanbaus in NRW empfohlen werden.
Die Landwirtschaftskammer NRW führt keine gesonderten Sortenprüfungen im Mais unter Ökoanbaubedingungen durch. Zum einen sind entsprechende Versuche nur mit erheblichem Aufwand zu etablieren. Eigene Erfahrungen zeigen darüber hinaus, dass es durch Pflanzenverluste und Beikrautbesatz regelmäßig zu Schwierigkeiten in der Versuchsauswertung kommt, die eine zielführende Sortenempfehlung kaum ermöglichen. Vielmehr können sortenspezifische Merkmale, wie das Abreifeverhalten und das Qualitäts- und Ertragspotenzial einer Sorte, besser aus konventionellen Prüfungen abgeleitet und für den Ökoanbau übernommen werden. Die Beurteilung und Empfehlung der Sorten kann dann auf Basis vieler Versuche unter unterschiedlichen Anbau- und Klimabedingungen in mehreren Jahren erfolgen. Darüber hinaus können zusätzliche Sorteninformationen auch der „Beschreibenden Sortenliste“ des Bundessortenamtes entnommen werden.
In der Tabelle sind die Sorten aufgeführt, von denen nach Züchter- und Vertriebsangaben Saatgut aus ökologischer Produktion für die Aussaat 2024 im Handel angeboten wird. Maissaatgut wird „international“ produziert und gehandelt. Die Saatgutvermehrung findet für Europa schwerpunktmäßig in Frankreich, Österreich und in den Balkanstaaten statt. In Deutschland wird Maissaatgut in Südwestdeutschland vermehrt. Die deutsche Produktion reicht aber nicht ansatzweise aus, um den inländischen Bedarf zu decken. In der Tabelle sind daher viele Sorten zu finden, die im europäischen Ausland zugelassen und damit EU-weit vertriebsfähig sind. Im Einzelfall liegen keine Anbauerfahrungen unter hiesigen Anbaubedingungen vor. Die Angaben zur Abreife beruhen dann auf Züchter- oder Vertriebsangaben und sind nicht offiziell ermittelt worden. Entsprechende Reifezahlen sind in der Sortenübersicht mit einem „ca.“ gekennzeichnet.
In der Tabelle sind die Sorten mit verfügbarem Ökosaatgut in drei Spalten dargestellt:
Aus den konventionellen Landessortenversuchen 2023 werden folgende Sorten mit Saatgut aus ökologischer Produktion für den Ökomaisanbau 2024 empfohlen:
Detaillierte Sortenempfehlungen und Versuchsergebnisse zu den Landessortenversuchen mit Mais in den konventionellen Prüfungen sind hier zu finden.
Norbert Erhardt,
Landwirtschaftskammer NRW