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Ökosaatgut ist Pflicht

30.11.2023

Im ökologischen Landbau ist Maissaatgut nach EU-Vorgabe in die Kategorie I eingestuft. Das bedeutet, dass nur Saatgut aus ökologischer Erzeugung im Maisanbau unter Ökobedingungen eingesetzt werden darf. Die Saatgutindustrie hat die Vorgaben angenommen und zahlreiche Züchterhäuser und Vertriebsfirmen bieten mittlerweile Maissaatgut aus ökologischer Produktion an. Dieses wird in den Sortenversuchen unter konventionellen Bedingungen geprüft. 

Maissaatgut gilt als ökologisch produziert, wenn die letzte Vermehrungsstufe in einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb erfolgte. Da auch im Ökoanbau überwiegend Hybridsaatgut eingesetzt wird, muss dann die Kreuzung der Linien oder Einweghybriden in Ökobetrieben stehen. Für die Saatguterzeugung ist es damit möglich, auf Linien- oder Zuchtmaterial aus der konventionellen Züchtung zurückzugreifen. In der Saatgutproduktion wird dann keine gesonderte Erhaltungszüchtung betrieben und der Maisanbau in den Ökobetrieben kann vom allgemeinen Züchtungsfortschritt profitieren.

Frühe Sorten erhöhen Anbausicherheit

Um den Feldaufgang und die - für Verunkrautung und Vogelfraß - kritische Jugendentwicklung im Maisanbau zu beschleunigen, wird Mais in den Ökobetrieben regelmäßig später gesät. Frühe Sorten bringen bezüglich des Saattermins eine größere Flexibilität mit sich und erhöhen durch die frühere Reife die Anbausicherheit, auch im Hinblick auf die Folgefruchtbestellung. Grundsätzlich kann das große Ertrags- und Qualitätspotenzial im Maisanbau nur abgerufen werden, wenn der Mais am jeweiligen Standort und den jeweiligen Anbaubedingungen richtig ausreifen kann.

Während im konventionellen Maisanbau in NRW in den letzten Jahren mittelspäte Sorten an Anbaubedeutung gewonnen haben, sollten für den Maisanbau unter Ökobedingungen in NRW nach wie vor frühe Sorten ausgewählt werden. Mittelfrühe Sorten im Reifebereich bis S/K 240 können allenfalls für Gunstlagen des Maisanbaus in NRW empfohlen werden.

Konventionelle Prüfbedingungen

Die Landwirtschaftskammer NRW führt keine gesonderten Sortenprüfungen im Mais unter Ökoanbaubedingungen durch. Zum einen sind entsprechende Versuche nur mit erheblichem Aufwand zu etablieren. Eigene Erfahrungen zeigen darüber hinaus, dass es durch Pflanzenverluste und Beikrautbesatz regelmäßig zu Schwierigkeiten in der Versuchsauswertung kommt, die eine zielführende Sortenempfehlung kaum ermöglichen. Vielmehr können sortenspezifische Merkmale, wie das Abreifeverhalten und das Qualitäts- und Ertragspotenzial einer Sorte, besser aus konventionellen Prüfungen abgeleitet und für den Ökoanbau übernommen werden. Die Beurteilung und Empfehlung der Sorten kann dann auf Basis vieler Versuche unter unterschiedlichen Anbau- und Klimabedingungen in mehreren Jahren erfolgen. Darüber hinaus können zusätzliche Sorteninformationen auch der „Beschreibenden Sortenliste“ des Bundessortenamtes entnommen werden.



Viele Sorten verfügbar

In der Tabelle sind die Sorten aufgeführt, von denen nach Züchter- und Vertriebsangaben Saatgut aus ökologischer Produktion für die Aussaat 2024 im Handel angeboten wird. Maissaatgut wird „international“ produziert und gehandelt. Die Saatgutvermehrung findet für Europa schwerpunktmäßig in Frankreich, Österreich und in den Balkanstaaten statt. In Deutschland wird Maissaatgut in Südwestdeutschland vermehrt. Die deutsche Produktion reicht aber nicht ansatzweise aus, um den inländischen Bedarf zu decken. In der Tabelle sind daher viele Sorten zu finden, die im europäischen Ausland zugelassen und damit EU-weit vertriebsfähig sind. Im Einzelfall liegen keine Anbauerfahrungen unter hiesigen Anbaubedingungen vor. Die Angaben zur Abreife beruhen dann auf Züchter- oder Vertriebsangaben und sind nicht offiziell ermittelt worden. Entsprechende Reifezahlen sind in der Sortenübersicht mit einem „ca.“ gekennzeichnet.

Prüfergebnisse nutzen

In der Tabelle sind die Sorten mit verfügbarem Ökosaatgut in drei Spalten dargestellt:

  • Links stehen die Sorten, die 2023 von der Landwirtschaftskammer in den Landessortenversuchen unter konventionellen Bedingungen geprüft wurden. Die geprüfte Nutzungsrichtung ist dabei in der entsprechenden Spalte markiert. Sofern eine Sorte aus diesen Prüfungen für den Anbau empfohlen wird, ist die jeweilige Reifezahl farblich (grün für Silo-, gelb für Körnermais) markiert.
  • Im mittleren Teil der Tabelle sind Sorten zu finden, die in früheren Jahren in den Landessortenversuchen geprüft und eventuell empfohlen wurden. Da insbesondere im Ökoanbau eigene Erfahrungen einen besonderen Stellenwert haben, sind hier auch Sorten zu finden, mit denen langjährig beste Erfahrungen im Anbau unter Ökobedingungen gewonnen werden konnten.
  • Im rechten Bereich der Tabellen sind Sorten gelistet, die hier nicht in offiziellen Versuchen geprüft wurden. Diese Sorten sollten immer erst auf kleiner Fläche getestet werden, um speziell die Eignung für den Ökoanbau abzuklären.

Empfehlung für 2024

Aus den konventionellen Landessortenversuchen 2023 werden folgende Sorten mit Saatgut aus ökologischer Produktion für den Ökomaisanbau 2024 empfohlen:

  • Amavit, S 210, K 210: Amavit kam 2023 wieder sehr gut zurecht, überzeugt als früher Silomais immer bezüglich der Stärkegehalte und realisiert mehrjährig hohe Trockenmasse-, Stärke- und Energieerträge. In der Körnernutzung stabil hohe Kornerträge, bei niedrigen Feuchtegehalte.
  • Amarola, S 210, K 190: Aufgrund der Frühreife empfiehlt sich Amarola besonders für die Grenzlagen des Maisanbaus. Niedrige Trocknungskosten infolge der früheren Reife bei Körnermaisnutzung.
  • Ashley, S 230, K 210: Der Reifezahl entsprechend frühe Abreife. Hohe Stärkegehalte und -erträge. Als Silo- und Körnermais empfohlen.
  • Clooney, S 250, K 240: Trockenmasse- und energieertragsbetonte Sorte mit späterer Abreife. Erstmalig im Landessortenversuch Silomais geprüft.
  • Digital, S 250/ K 240: Als Körnermais geprüft. Kompaktere Körnermaissorte mit dreijährig hohen Kornerträgen in den Landessortenversuchen. 2021 fiel Digital mit stärkerem Beulenbrandbefall auf.
  • Emeleen, S 200, - : Frühreife Silomaissorte mit, im zweijährigen Mittel, hohen Stärkegehalten und -erträgen.
  • ES Blackjack, - , K 220: Massenwüchsige Sorte, die nur als Körnermais geprüft wird. Nach hohen Erträgen in den Vorjahren, jetzt eher durchschnittliches Abschneiden, was auch auf schlechterer Saatgutqualität in den Versuchen beruhen kann. In Untersuchungen der bayrischen Landesanstalt fiel Blackjack schon früher mit deutlich überhöhten DON-Gehalten auf, was sich jetzt auch in NRW bestätigte.
  • Farmactos, S 230, K 210: Frühe Reife und 2023 höchste Stärkegehalte im mittelfrühen Silomaissortiment, hoher Stärkeertrag, auch als Körnermais empfohlen.
  • KWS Curacao, ca. S 210, - : Neue ertragsbetonte, frühe Silomaissorte. Erstmals im Landessortenversuch Silomais geprüft.
  • KWS Emporio ca. S 220, K 210: Frühe, ertragsstarke Zweinutzungssorte mit hohen Erträgen und sehr hoher korrigierter Marktleistung in der Körnermaisprüfung. 2023 erstmalig im Landessortenversuch.
  • KWS Johaninio, S 210, K 230: Frühreife, stärkegehalts- und stärkeertragsbetonte Zweinutzungssorte. Im dreijährigen Mittel durchschnittliche Kornerträge und hohe um die Trocknungskosten korrigierte Marktleistung.
  • KWS Nevo, -,  K 180: Nevo setzt neue Maßstäbe in der Körnermaisnutzung. Niedrigste Feuchtegehalte bei eher unterdurchschnittlichen Erträgen ermöglichen aber hohe Wirtschaftlichkeit und energiesparende Trocknung. Erstmalig im Landessortenversuch Körnermais geprüft.
  • LG 31224, S 230: Der Reifezahl entsprechend abreifende Silomaissorte mit im zweijährigen Mittel hohen Trockenmasse-, Stärke-, Energie- und Gaserträgen.
  • LG 32257, S 230, K 240: Im zweijährigen Mittel höchste Erträge im Körnermais und beste Qualitäten bei der Silomaisnutzung. LG 32257 besticht durch eine hervorragende Jugendentwicklung auch unter schwierigen Bedingungen. Weniger schön ist die genetisch bedingt sehr offene Kolbenspitze.
  • Plutor, S 240, K 240: Etwas kompaktere, qualitätsbetonte Zweinutzungssorte. Im zweijährigen Mittel guter Stärke- und Energieertrag.
  • Privat, ca. S 240, K 240: Zweijährig sehr hohe Stärkegehalte sowie überdurchschnittliche Energiekonzentration und Gasausbeute. Hoher Stärkeertrag, was zur Körnerleistung der Sorte passt. Als Körnermais im dreijährigen Mittel höchste Kornerträge bei späterer Abreife.
  • SY Liberty, S 210, - : Frohwüchsige Silomaissorte mit guter Gasausbeute und zweijährig guten Trockenmasse-, Stärke-, Energie- und Gaserträgen.
  • Wesley, S 210, K 240: Frühe Silomaisreife, mit hohen Trockenmasse-, Energie-, Stärke- und Kornerträgen.

Alle Sorten im Internet

Detaillierte Sortenempfehlungen und Versuchsergebnisse zu den Landessortenversuchen mit Mais in den konventionellen Prüfungen sind hier zu finden. 

Norbert Erhardt,

Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

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