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Planting Green – immergrüne Systeme

09.08.2024

Traditionell wird nach der Getreideernte ein- bis zweimal eine Stoppelbearbeitung durchgeführt, wodurch der Acker während der Zeit zwischen der Ernte der Vorkultur und der Neuansaat brachliegt. In dieser Phase wird die auf den Boden fallende Sonnenenergie nicht genutzt und Wasser verdunstet unproduktiv. Durch den Anbau einer Sommerzwischenfrucht in dieser Zeit kann die Sonnenenergie effektiv genutzt werden. Wurzelexsudate werden an das Bodenleben abgegeben. Der Boden wird vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt. Es ist empfehlenswert, Mischungen aus verschiedenen Arten einzusetzen, um den Boden mit unterschiedlichen Wurzelexsudaten zu versorgen.

Das Konzept des "Planting Green" oder „immergrünen Systems“ kann dazu beitragen, die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern und die Biodiversität in Getreidefruchtfolgen zu erhöhen. Zur Bewertung der Effekte einer Sommerzwischenfrucht wurden auf dem WRRL-Modellbetrieb von Hof Nolle Buschmann in Ostbevern Demoanlagen eingerichtet.

Im Jahr 2021 wurde unmittelbar nach der Getreideernte auf mehreren Flächen eine Sommerzwischenfrucht ausgesät, bestehend aus einer Mischung von 100 kg Ackerbohnen, 50 kg Körnermais und 3 kg Sonnenblumen. Die Aussaat erfolgte am 21. Juli 2021 ohne weitere Bodenbearbeitung direkt in die Getreidestoppel. Bis zum 1. Oktober 2021 entwickelte sich ein üppiger Bestand mit einem Aufwuchs von 50 t Frischmasse pro ha, was einer Trockensubstanz von 5,55 t pro ha entspricht. Dabei wurden 190 kg N pro ha gebunden.

Schnelles Wachstum

Der Bestand wuchs schnell und üppig. Dadurch konnte der größte Teil des Ausfallgetreides unterdrückt werden. Am 14. Oktober 2021 wurde ohne weitere Bodenbearbeitung das Nachfolgende Wintergetreide ausgesät. Um auf den Einsatz eines Totalherbizids verzichten zu können, wurde die Zwischenfrucht mit schweren Cambridge-Walze in der Front des Schleppers niedergewalzt. Dabei wurde eine schwere Cambridge-Walze eingesetzt, obwohl eine sogenannte Crimpwalze optimal gewesen wäre. Durch das Crimpen in der generativen Phase sollen die Pflanzen umgelegt und im Abstand von etwa 10 bis 20 cm geknickt werden. Die Pflanzen versuchen, weiter zu wachsen, aber durch das Knicken sind sie geschwächt und sollen nach kurzer Zeit absterben. Ein Abschneiden der Pflanzen könnte je nach Art der Zwischenfrucht die Pflanzen zum Wiederaustreiben anregen. Ein weiterer Vorteil der Walze in der Front des Schleppers ist, dass die Pflanzen immer in Fahrtrichtung liegen und die Arbeit der Direktsaatmaschine deutlich vereinfacht. So kann auch bei einem hohen Pflanzenbestand mit viel Aufwuchs eine sichere Ablage der Saat gewährleistet werden.

Ein Mulchen der Zwischenfrucht mit anschließender Einarbeitung hätte demgegenüber einen zu schnellen Abbau der Pflanzenmasse mit unerwünschten Nährstoffverlusten zur Folge.

Vorteile auf schweren Böden

Auf schwerem Boden kann das Planting Green eine Möglichkeit sein, das Aussaatfenster für das Wintergetreide zu verlängern und die im Blick auf Ackerfuchsschwanz möglicherweise späten Aussaattermine zu realisieren. Die Pflanzenmatte verhindert ein Schmieren des Bodens an den Maschinen, ähnlich wie beim Fahren auf Dauergrünland.

Der üppige Bestand im Herbst 2021 ermöglichte auf einem Großteil der Fläche den Verzicht auf ein Totalherbizid. Erst nach dem Winter wurde ein selektives Mittel eingesetzt. Im Folgejahr 2022 war dies aufgrund der Witterung und des erheblich geringeren Zwischenfruchtaufwuchses leider nicht möglich. Trotzdem kann das Planting Green dazu beitragen, den Herbizideinsatz zu reduzieren.

Im Herbst 2021 war der Schneckendruck so groß, dass untypischerweise Schneckenkorn gestreut werden musste. Im Herbst 2022 war dies nicht nötig. Auch der Mäusedruck ist zu beobachten. Treten sie auf, sollten konsequent Gegenmaßnahmen ergriffen werden.

Nitrat im Blick

Am Verlauf des Nmin-Anteils ist erkennbar, dass sich die schnell zersetzliche Pflanzenmasse relativ schnell abbaut und einen Teil des gebundenen Stickstoffs freisetzt, wie in der Tabelle aufgeführt. Auffällig ist, dass während der starken Reduzierung der Werte im Februar und März in der Schicht 60 bis 90 cm nur eine geringe Veränderung zu erkennen ist. Bei einem typischen Auswaschen würde dieser Wert stärker ansteigen. Es ist möglich, dass ein Teil des Stickstoffs zum Ausgleich des C:N-Verhältnisses der organischen Substanz an der Bodenoberfläche aufgenommen wurde. Dafür spricht auch der Wert vom 28. April 2022, der für eine Getreidefläche zu dieser Zeit sehr untypisch ist, da die letzte Düngung schon knapp vier Wochen zurücklag. Es ist wahrscheinlich, dass zu diesem Zeitpunkt nochmals ein Teil des von der Zwischenfrucht gebundenen Stickstoffs freigesetzt wurde.

Mehrere Düngestufen

Im ersten Jahr lag das Hauptaugenmerk auf der Etablierung der Getreidebestände, daher wurde betriebsüblich gedüngt. Im zweiten Jahr wurden in einer Demoanlage unterschiedliche Düngestufen angelegt, um die oben genannte mögliche Nachlieferung mit Blick auf die reduzierte Düngung in roten Gebieten besser abschätzen zu können.

Die Düngestufen setzten sich aus einer 100-prozentigen (133 kg N/ha), einer 80-prozentigen (107 kg N/ha) und einer 0%-Variante zusammen. Die 0%-Variante konnte aufgrund der Witterung nicht beerntet werden, fiel jedoch optisch deutlich ab. Der Ertrag in der 80%-Variante lag mit 78 dt/ha Triticale sogar über dem der 100%-Variante mit 72 dt/ha. Allerdings wurde in der 80%-Variante zusätzlicher Schwefeldünger ausgebracht, was die Ergebnisse verfälscht. Die Düngestufen werden in 2024 wieder angelegt, um die Ergebnislage weiter zu verbessern.

Bei der Aussaat der Zwischenfrucht im Herbst 2023 wurde eine winterharte Komponente, Rübsen, hinzugefügt. Diese sollen den ersten Walzgang und die Getreideaussaat überleben, um den Stickstoff länger zu binden und sicher ins Frühjahr zu bringen. Durch einen zusätzlichen Walzengang oder ein Herbizid werden die Rübsen dann später aus dem Getreidebestand entfernt.


Uwe Kalthoff, Michael Gersmann und Pascal Gerbaulet,

Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Fazit aus dem Versuch

Die ersten Erfahrungen mit Planting Green zeigen sich sehr positiv, weshalb das Verfahren in den nächsten Jahren weiter ausgiebig getestet und verbessert werden soll. In immergrünen Systemen wird die Zeit der Bodenbedeckung erhöht, ebenso wie Humusaufbau und die Biodiversität, Nährstoffverluste werden verringert. Die Nachlieferung aus der Umsetzung der Zwischenfrucht scheint angeregt zu werden - das wird weiter untersucht.

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