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Mais: Lückige Feldaufgänge und Schäden durch Vogelfraß

02.06.2021

Es ist zu beachten, dass selbst unter optimalen Auflaufbedingungen in der Praxis kaum Feldaufgangsquoten von mehr als 90 bis 95 % erzielt werden, was bei der Einstellung der Aussaatstärke schon berücksichtigt worden sein sollte. Tendenziell scheinen Bestände mit frühen Aussaatterminen ab Mitte April besonders auf Standorten mit leichten Böden stärker betroffen zu sein.

Sandböden kühlen über Nacht schneller aus, was die Triebkraft der Keimlinge zusätzlich beansprucht. Während ein Mangel an Keimwasser diesjährig als Ursache ausscheidet, hatten es die Keimlinge besonders schwer, wenn die Körner, in der Hoffnung, dass es dort wärmer ist, zu tief abgelegt wurden. Das Feldaufgangsergebnis wird dadurch regelmäßig verschlechtert, da dem Keimling auf dem Weg nach oben schnell „die Puste“ ausgeht.

In der Regel sind die Keimlingsausfälle nicht in schlechter Saatgutqualität zu begründen, sondern den widrigen Auflaufbedingungen anzulasten. Das ist spätestens dann zu erkennen, wenn dieselbe Saatgutpartie unter normalen Bedingungen, also späteren Saatterminen oder auf anderen Schlägen, keine Probleme macht. Die gesetzlichen Anforderungen verlangen lediglich eine Mindestkeimfähigkeit von 90 %. Diese wird im Labor unter günstigen Bedingungen ermittelt. Das gehandelte Maissaatgut weist in der Regel aber höhere Keimfähigkeiten auf. Sofern eine einzelne Saatgutpartie auf Grund schlechter Keimfähigkeit/Triebkraft auffällt, wird dies infolge Reklamationen über die Lot-Nr. im Saatgutvertrieb auffallen und entsprechende Probleme werden sich für diese Partie an anderer Stelle wiederholen. In begründeten Fällen wird dann schon einmal eine Kulanzregelung über die Vertriebsfirma getroffen. Es geht dabei aber „nur“ um den Wert des Saatgutes und nicht um mögliche entgangene Erträge. Wo Zweifel über die ausreichende Pflanzenzahl oder Bestandesdichte bestehen, sollte die Anzahl der Pflanzen je m² ermittelt werden. Dazu müssen die Pflanzen an mehreren Stellen in repräsentativen Reihen auf 10 m Länge gezählt werden. Die Anzahl der Pflanzen geteilt durch 7,5 (7,5 m² bei 75 cm Reihenabstand) entspricht dann der aktuellen Bestandesdichte. Kritisch wird es, wenn in Abhängigkeit von Sorte und Standort deutlich weniger als fünf bis sechs Pflanzen/m² gezählt werden. Die Pflanzen sollten dabei gleichmäßig verteilt sein.

Neueinsaat gut planen

Eine Neueinsaat will genau überlegt sein, denn die Zeit ist mittlerweile deutlich fortgeschritten. Höchsterträge dürften mit Saaten Anfang Juni kaum noch zu erzielen sein. Wenn neu gesät werden soll, zählt jetzt jeder Tag. Bei optimalen Auflaufbedingungen kann mit Auflaufzeiten von rund acht bis zehn Tagen gerechnet werden. Im Zweifelsfall kommt aber eher eine Nachsaat von zum Beispiel vier bis fünf Körnern zwischen den Reihen in Betracht. Grundsätzlich sollten jetzt nur noch frühe Sorten bis maximal Reifezahl S 220 gesät werden. Nach- und durchgesäte Bestände oder Teilbereiche sind vornehmlich als Silomais zu nutzen.


Gefräßige Vögel

In der Regel auf Einzelschläge begrenzt oder in Teilbereichen, sind Verluste durch Vogelfraß zu finden. Während Fasane meistens vom Feldrand ausgehend angreifen, sind Schäden durch Krähen und Dohlen eher mitten in den Schlägen zu finden. Das Ausmaß wird dann oft erst bei anstehenden Pflegemaßnahmen wahrgenommen. Fasane hacken typischerweise bis zum 4. Laubblattstadium (BBCH 14) eine Reihe Jungpflanzen aus dem Boden und fressen das Maiskorn. Die Pflanzenreste verbleiben dabei in den entstandenen Löchern. Krähen und Tauben sind zur gleichen Zeit aktiv und reißen die Jungpflanzen aus dem Boden. Solange die Körner noch gefüllt sind, verbleiben diese für die Vögel attraktiv.

Im Gegensatz zu den witterungsbedingten Keimlingsausfällen sind von den Fraßschäden oft größere Bereiche, oft reihenweise, betroffen. Wird hier neu gesät, ist zu befürchten, dass die jetzt nachgelegten Körner unter Umständen wieder bevorzugt von den Vögeln angegangen werden. Kurzzeitig kann in Teilbereichen mit Vogelscheuchen oder Flugdrachen versucht werden, die Vögel fernzuhalten.

Grundsätzlich ist alles zu unternehmen, dass der nachgelegte Mais zügig aufläuft und schneller wachsen kann, als die Vögel fressen. Mit den angekündigten höheren Temperaturen, sollte diesbezüglich jetzt zumindest das Wetter mitspielen. Wo nachgelegt wird, ist eine erneute Bodenbearbeitung in der Regel nicht notwendig. Allerdings sollte das Unkraut beobachtet und Konkurrenz frühzeitig ausgeschaltet werden. Im Gegensatz zum Mais zeigte das Kraut - insbesondere Quecken - bei dem kühlen und feuchten Wetter schon enormes Wachstum.

Akustische Vergrämungsmaßnahmen sollten ebenfalls genutzt werden. Je nach Ausmaß, müssen die Fehlstellen kurzfristig durch Hand oder Nachdrillen beseitigt werden. Nachgelegte Flächen können ebenfalls wieder von den Vögeln angenommen werden, jedoch beuteten nicht nachgelegte Fehlstellen neben dem Ertragsverlust auch eine stärkere Verunkrautung dieser Bereiche. Niederschläge nach der Aussaat oder eine Nachsaat sind hier entscheidend, wie auch eine rasche Jugendentwicklung.

Norbert Erhardt,

Landwirtschaftskammer NRW

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