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Striegel und Hacke in Mais optimal einsetzen

08.06.2023

Im Ökolandbau ist der Mais eine gefragte Kultur. Öko-Milchviehbetriebe schätzen Silomais als energiereiches Grundfutter. Zudem wird Öko-Körnermais als Kraftfutterkomponente nachgefragt.

Allerdings kann der Anbauerfolg von Öko-Mais von zahlreichen Faktoren beeinflusst werden. Krähenfraß kann zu deutlichen Pflanzenverlusten führen. Daneben können tierische Schaderreger, wie Drahtwurm, Fritfliege oder Saatenfliege, den Mais erheblich schädigen.

Da der Mais in der Jugendentwicklung ausgesprochen konkurrenzschwach gegenüber Beikräutern ist, haben die mechanische Beikrautregulierung und ackerbauliche Maßnahmen einen großen Einfluss auf den Anbauerfolg. Was für eine erfolgreiche Beikrautregulierung im Öko-Maisanbau zu beachten ist, erläutert der folgende Bericht.

Vorbeugende ackerbauliche Maßnahmen

Vorbeugende ackerbauliche Maßnahmen leisten einen wirkungsvollen Beitrag zur Beikrautregulierung im ökologischen Maisanbau:

  • Ziel ist ein schneller Aufgang und eine zügige Jugendentwicklung, damit der Mais einen Wachstumsvorsprung gegenüber den Beikräutern hat.
  • Dazu ist frühestens ab einer Bodentemperatur von 12°C mit der Saat zu beginnen. Besser ist es sogar, noch höhere Temperaturen um etwa 15 °C abzuwarten. Für einen schnellen Aufgang sollte die Aussaat zudem in eine möglichst anhaltend warme Witterungsphase erfolgen. Die optimalen Aussaatzeiträume liegen deshalb meistens erst nach den Eisheiligen etwa ab Mitte Mai. Spätere Saattermine sollten deshalb eingeplant und entsprechend frühreifere Maissorten ausgewählt werden.
  • Frohwüchsige Maissorten mit planophiler Blattstellung sind im Anbau zu bevorzugen, da sie eine frühere Bodenbedeckung und Reihenschluss und damit ein stärkeres Unterdrücken von Beikräutern bewirken. Die Öko-Landessortenversuche Körner- und Silomais der Landwirtschaftskammer Niedersachsen belegen dazu auffällige Sortenunterschiede.
Scheinsaatbett vor der Saat anlegen

Ist ein hoher Beikrautdruck zu erwarten, kann ein Scheinsaatbett sinnvoll sein. Zwei bis drei Wochen vor der geplanten Maisaussaat wird die Grundbodenbearbeitung und eine direkt folgende Saatbettbereitung (Scheinbestellung) durchgeführt. Die folgenden auflaufenden Beikrautwellen können dann bis zur eigentlichen Aussaat zum Beispiel mit einem Zinkenstriegel reguliert werden. Durch jede weitere Bodenbearbeitung werden erneut Beikrautsamen zum Keimen angeregt. Das kann eine wiederholte Überfahrt erfordern. Die Notwendigkeit eines Scheinsaatbetts ist abzuwägen, denn es müssen auch Nachteile, wie die erhöhte Gefahr für Wind- und Wassererosion und die Austrocknung des Saathorizontes, berücksichtigt werden.

Sorgfalt bei Saatbettbereitung und Aussaat

Damit Striegel und Scharhacke exakt arbeiten können, sind bereits vor der Saat wesentliche Punkte zu beachten:

  • Es ist eine sorgfältige Grundboden- und Saatbettbereitung durchzuführen. Ziel ist eine möglichst ebene und gut rückverfestigte Ackerfläche. Bei einem zu groben Saatbett ist der Einsatz der Ackerwalze empfehlenswert.
  • Für den störungsfreien Einsatz der Scharhacke sind vor der Aussaat die Säaggregate auf den exakten Reihenabstand korrekt einzustellen. Hier passieren besonders bei überbetrieblicher Aussaat mit Abstand die häufigsten Fehler. Zudem muss die Anzahl der Sä- und Hackaggregate übereinstimmen.
  • Aussaaten mit Parallelführungssystemen erleichtern die spätere Hackarbeit deutlich.
  • An den Schlagrändern ist die jeweils erste Maisreihe mit ausreichend Abstand zur Schlagkante anzulegen, damit später das äußere Aggregat der Scharhacke störungsfrei arbeiten kann.
  • Die Säaggregate hinterlassen bei der Saat häufig eine unebene Ackeroberfläche, Damit Hacke und Striegel präzise arbeiten können, sollten nach der Aussaat die Flächen mit Ackerwalze oder Zinkenstriegel eingeebnet werden.
  • Der Beikrautregulierungserfolg mechanischer Verfahren hängt im hohen Maß von Beikrautentwicklung, Beikrautarten, Bodenart, Bodenzustand und der Witterung ab. Elementar sind regelmäßige Schlagkontrollen und Beobachtung der Wetterentwicklung. Zudem darf der Zeitaufwand für die korrekte Einstellung von Hacke oder Striegel sowie für die regelmäßige Kontrolle auf Regulierungserfolg und Kulturpflanzenverluste während des Einsatzes nicht unterschätzt werden.

Zinkenstriegel frühzeitig einsetzen

Der Mais ist aufgrund der weiten Reihenabstände prinzipiell eine Hackfrucht. Nur allein mit der Scharhacke ist eine wirksame mechanische Beikrautregulierung nicht abzusichern. Flankierend unterstützt der Zinkenstriegel maßgeblich den Regulierungserfolg, da sich mit ihm schon frühzeitig nach der Saat und nach dem Aufgang der Maispflanzen der Beikrautbesatz deutlich reduzieren lässt. Die Hauptwirkung des Striegels ist das Entwurzeln und Verschütten der kleinen Beikräuter. Den höchsten Wirkungsgrad erzielt der Striegel im frühen Fädchen- und Keimblattstadium der Beikräuter. Unter diesen Bedingungen sind Wirkungsgrade von etwa 80 % je Striegeldurchgang möglich. Trockenes und sonniges Wetter fördern die regulierende Wirkung. Mit zunehmender Blatt- und Wurzelentwicklung der Beikräuter nimmt die Wirkung des Striegels deutlich ab.

Grundsätzlich müssen die Striegeleinstellung und Arbeitsgeschwindigkeit immer standortspezifisch und an dem Entwicklungsstand der Kultur erfolgen. Zu bevorzugen ist Striegeltechnik mit indirekter Federung, wo jeder Zinken einzeln über eine Zug- oder Druckfeder (herstellerabhängig) verbunden ist. Sie arbeiten durch die bessere Bodenanpassung und die variable Druckanpassung der Zinken wesentlich präziser und kulturverträglicher.

Folgende Grundsätze sind beim Einsatz des Striegels im Mais zu beachten:

  • Blindstriegeln im Vorauflauf: Bereits wenige Tage nach der Aussaat kann in Abhängigkeit des Standortes und der Witterung das Keimen von Beikräutern einsetzen. Dann sollte zeitnah mit einem ersten Blindstriegeln im Vorauflauf gestartet werden. Da der Mais auf etwa 4 bis 6 cm Tiefe abgelegt wird, ist ein Striegeln im Vorauflauf auch sehr gut möglich. Mit jedem Striegeldurchgang wird erneut Boden bewegt, wodurch weitere Beikrautsamen zum Keimen angeregt werden. Daran sind weitere Striegeleinsätze erneut auszurichten.
  • Nicht zu lange warten: Nach dem Auflaufen des Maises sollte mit dem Striegeln nicht zu lange gewartet werden, um die frühen empfindlichen Beikrautstadien zu treffen. Der Mais ist allerdings striegelempfindlich, wenn der Keimling kurz vor dem Durchstoßen der Bodenoberfläche ist oder sich bereits im Aufgang befindet. Ein Striegeln muss in dieser Phase sehr vorsichtig erfolgen, oder sogar ausgesetzt werden. Mit der Bildung des ersten Laubblattes (EC 11) verbessert sich die Striegelverträglichkeit und ein Striegeln ist möglich. In diesem Stadium muss häufig mit reduzierter Arbeitsgeschwindigkeit von etwa 3 bis 4 km/h und schonender Striegelzinkeneinstellung, gearbeitet werden. Im 2- bis 4-Blattstadium (EC 12 bis 14) verfügt der Mais über eine gute Striegelverträglichkeit.Nicht zu schnell fahren: Bei Striegeleinsätzen im Nachauflauf ist grundsätzlich darauf zu achten, dass die Maispflanzen nicht durch eine zu hohe
  • Arbeitsgeschwindigkeit verschüttet oder schräg gestellt werden. Sie richten sich nur sehr langsam wieder auf und bleiben in der weiteren Entwicklung deutlich zurück.
  • Erst ab Mittag striegeln: Mit dem Striegeln im Nachauflauf sollte erst ab dem Spätvormittag mit ansteigenden Temperaturen begonnen werden. Der Zelldruck in den Maispflanzen nimmt im Tagesverlauf ab und sie sind dann elastischer. So ist die Gefahr des Abbrechens der Maispflanzen wesentlich geringer wenn die Striegelzinken sie berühren.
Diagonal oder quer zur Särichtung striegeln

Der Striegel ist eine ideale Ergänzung zur Scharhacke. Beim Einsatz der Hacke werden die Beikräuter zwischen den Maisreihen vergleichsweise sicher reguliert. Dagegen kann sich in den unbearbeiteten Bereichen innerhalb der Maisreihen schnell ein hoher Beikrautbesatz aufbauen. Ein Striegeleinsatz diagonal oder quer zur Särichtung kann diese Verkrautung wesentlich besser regulieren als ein Striegeln in Särichtung.

Eigene Striegelversuche zeigten einen bis zu 50 % höheren Regulierungserfolg je Überfahrt, gegenüber dem Striegeln in Särichtung. Pflanzenschäden durch die Schlepperräder sind allerdings nicht auszuschließen, aber aufgrund der hohen Krautregulierung tolerierbar.

Grundsätze zum Einsatz der Scharhacke

  • Beim Einsatz der Scharhacke sollte möglichst flach gehackt werden. Es ist darauf zu achten, dass die Beikräuter zwischen den Maisreihen durch die Hackschare ganzflächig abgeschnitten werden. Eine zu tiefe Bearbeitung bringt verstärkt Beikrautsamen in Keimstimmung und kann zur Beschädigung der Maiswurzeln und zur erhöhten Austrocknung des Bodens führen. Zudem kann die Erosionsgefahr zunehmen.
  • Für den Bereich zwischen den Kulturpflanzenreihen steht eine Vielzahl verschiedener Hackwerkzeuge, wie Gänsefußschare, Flachhackmesser oder Winkelmesser, zur Verfügung. Sie müssen auf die regionalen Standortbedingungen abgestimmt sein.
  • Die Hackschare können in den frühen Mais-Entwicklungsstadien, etwa vom ersten bis zum sechsten Blattstadium, noch möglichst nah an der Kultur geführt werden. Um ein Verschütten durch den Erdwurf der Hackschare zu vermeiden, sind Schutzscheiben oder Schutzbleche an der Scharhacke zu empfehlen. Das gilt besonders bei kamerageführten Scharhacken. Durch die höheren Arbeitsgeschwindigkeiten mit dieser Technik erhöht sich auch der seitliche Erdwurf besonders bei Gänsefußscharen, wodurch die Verschüttungsgefahr der Maispflanzen ansteigt.
  • Die entscheidende Frage ist, wie die Beikäuter innerhalb der Maisreihen reguliert werden können? Der Einsatz des Zinkenstriegels quer oder diagonal zur Särichtung ist als eine wirksame Möglichkeit schon erläutert worden. Daneben stehen diverse Zusatzaggregate, wie Fingerhacke, Torsionszinken oder Rollstriegel, zur Verfügung, die sich an der Scharhacke montieren lassen. Sie können den Regulierungserfolg innerhalb der Maisreihen wesentlich verbessern. Allerdings ist der Aufwand für die präzise Einstellung nicht zu unterschätzen.
Hohe Wirkungsgrade durch Anhäufeln

Mit voranschreitenden Maiswachstum entwickeln sich auch die Seitenwurzeln stärker. Ein zu dichtes und vor allem ein zu tiefes Arbeiten der Hackschare an den Maisreihen sollte dann, etwa ab dem sechsten bis achten Blattstadium (EC 16 bis 18), vermieden werden. Ab diesem Stadium können auch preiswerte Werkzeuge mit häufelnder Wirkung im Mais eingesetzt werden. Sie können einen guten Verschüttungseffekt bei den Beikräutern erzielen. Es ist darauf zu achten, dass die Maispflanzen durch die häufelnde Erde nicht zur Seite gedrückt oder sogar verschüttet werden. Sie regenerieren sich nur langsam und bleiben im Wuchs deutlich zurück. Einsetzbar sind Flachhäuflerschare, Häufelscheiben oder Häufelschare die an den Hackscharen montiert werden. Auch die Rollhacke kann dazu mit ihrer häufelnden Wirkung eingesetzt werden.

Kartoffelhäufeltechnik einsetzen

Ab etwa 30 bis 40 cm Wuchshöhe bis kurz vor dem Reihenschluss kann auch kostengünstige Häufeltechnik aus dem Kartoffelanbau zum Einsatz kommen. Diese Technik ist mit 75 cm Reihenabstand auch im Mais gut einsetzbar. Eigene Versuche haben gezeigt, dass sich beachtliche Regulierungserfolge erzielen lassen und der Mais das kräftige Häufeln gut verträgt. Zudem bewirkt das Häufeln eine bessere Erwärmung des Bodens, was wiederum zur Nährstoffmobilisierung und somit auch das Maiswachstum verbessern kann.

Zu beachten ist, dass die Beikräuter innerhalb der Maisreihen durch das Häufeln auch vollständig verschüttet werden. Kann das nicht gewährleistet werden, weil die Beikräuter schon zu groß sind, besteht besonders beim häufig vorhandenen Weißen Gänsefuß die Gefahr, dass er im Wachstum begünstigt wird und so den Mais zügig überwachsen kann.

Fazit
  • Für einen zügigen Aufgang muss die Maisaussaat in einem ausreichend erwärmten Boden erfolgen.
  • Zur Beikrautunterdrückung sind frohwüchsige Sorten mit planophiler Blattstellung zu bevorzugen.
  • Eine sorgfältige Saatbettbereitung mit guter Einebnung und Rückverfestigung ist wichtig, damit Striegel- und Hackwerkzeuge präzise arbeiten können.
  • Die Säaggregate sind exakt auf den Reihenabstand einzustellen, damit die Hacke störungsfrei arbeiten kann
  • Flankierend zur Scharhacke unterstützt der Zinkenstriegel maßgeblich den Regulierungserfolg, da sich der Beikrautbesatz so schon frühzeitig nach der Saat und dem Aufgang deutlich reduzieren lässt
  • Zur Beikrautregulierung innerhalb der Maisreihen kann der Striegel diagonal oder quer zur Särichtung eingesetzt werden.
  • Zusatzwerkzeuge an der Scharhacke, wie Fingerhacke, Torsionszinken oder Flachhäufler, können den Regulierungserfolg innerhalb der Maisreihen verbessern
  • Als Abschlussmaßnahme hat sich das Anhäufeln mit Kartoffelhäufeltechnik oder der Rollhacke bewährt.

Markus Mücke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen

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