Aktuell sind es vornehmlich die politischen Diskussionen rund um die Themen Düngung, Biodiversität und Pflanzenschutz, die den Pflanzenbau beschäftigen. Insbesondere der Pflanzenschutz ist ein intensiv diskutiertes Thema. Deshalb wurde das Thema Pflanzenschutzmittelreduktion in Maschinenvorführungen aufgegriffen. In Zuckerrüben wurde demonstriert, welche Hebel aktuell in der breiten Praxis verfügbar sind und angewendet werden, um bei Herbiziden Einsparungen möglich zu machen. Insgesamt sechs Maschinen wurden vorgeführt.
Als klassische Hackkultur bietet die Zuckerrübe wegen ihres weiten Reihenabstandes von Grund auf ein hohes Einsparpotenzial, sofern die Unkrautunterdrückung ausreichend in den Griff zu bekommen ist. Dazu kommt, dass die Zulassung wichtiger Wirkstoffe und Mittel für den Zuckerrübenanbau, auch bei den Herbiziden, immer wieder in der Diskussion steht und der finanzielle Aufwand pro Hektar im Verhältnis zu anderen Kulturen relativ hoch ist.
Moderne Striegel lassen sich über in und an der Maschine verbaute Tiefenführungsräder präzise einstellen. Striegeln ist nur dann sinnvoll, wenn das Unkraut noch nicht zu groß ist. Der erste Striegelgang erfolgt häufig schon vor dem Auflauf als sogenanntes Blindstriegeln.
Der größte Wirkungsgrad des Striegels beruht auf dem Verschütten von Unkräutern. Zum Teil werden aber auch Pflanzen herausgerissen und oberflächlich abgelegt, wo sie dann vertrocknen sollen.
Gezeigt wurde die Gesamtheit der möglichen Lösungen. Angefangen mit Maschinen, die eher vom ökologischen Landbau her bekannt sind: Striegel und Hacken. Striegel werden mittlerweile auch immer häufiger von konventionell wirtschaften Betrieben eingesetzt, um die erste Unkrautwelle in den unterschiedlichsten Kulturen erwischen zu können. Die Geräte arbeiten unabhängig von der Reihenweite, weshalb sie für viele Kulturen grundsätzlich geeignet sind. Gleichzeitig ist der Einsatz der Maschinen erheblich von den Witterungsbedingungen abhängig. Ihre Wirkung beruht unterschiedlichsten Quellen nach zu gut 70 % auf dem Verschütten und nur zu etwa 30 % auf dem gezielten Herausreißen.
Moderne Maschinen zeichnen sich dadurch aus, dass sie einfach einzustellen sind und eine gute Tiefenführung haben, die bei entsprechenden Arbeitsbreiten von 6 m und mehr auch notwendig ist. Der Druck und Anstellwinkel der einzelnen Striegelzinken sollte sich exakt einstellen lassen.
Die vorgeführte Hacke ist nicht zu vergleichen mit Geräten aus der Zeit, in der der chemische Pflanzenschutz noch in der Entwicklung steckte. Mittlerweile beinahe zum Standard der Technik geworden sind Maschinen, die mit kameragestützten Verschieberahmen arbeiten und so den Reihen exakt folgen. Diese digitalen Werkzeuge ergänzen die Maschinen und führen zu einer Steigerung an Präzision. Wenngleich auch manuell über einen gewissen Zeitraum sehr exakt gefahren werden kann, liegen die Vorteile in der Konstanz über längere Zeiträume, ohne dass der Anwender überlastet wird.
Die Vielseitig von Hackmaschinen ist enorm und keinesfalls einfach zu standardisieren. Je nach Einsatzzweck, lassen sich die Maschinen über Werkezuge, wie beispielsweise Fingerhacken oder Schutzrollen, erweitern und so an die jeweiligen Bedingungen im Feld optimal anpassen.
Hacken kann auch dann noch erfolgreich sein, wenn die Unkräuter etwas größer sind. Die Oberfläche wird gebrochen, hierdurch wird die Mineralisation angeregt und der Gasaustausch gefördert.
Wer Hacken möchte, muss bei der Aussaat darauf achten, dass mit derselben Anzahl an Reihen (oder einem Vielfachen dessen) gelegt wird. Fingerhacken können einen Teil der Unkräuter innerhalb der Reihen rausdrücken. Bei modernen Hacken mittlerweile nahezu Standard: Kameragestützte Verschieberahmen lassen den Reihen so nah wie möglich folgen.
Hacken und Spritzen zu kombinieren, ist keinesfalls eine Neuheit. Schon früher gab es dieses Verfahren, wenngleich sich die flächige Ausbringung aufgrund der Einsatzsicherheit und höheren Schlagkraft durchgesetzt hat. Die Vorteile, die Arbeitsschritte zu optimieren, liegen nicht nur im Einsparpotenzial der Aufwandmengen, sondern auch in der Genauigkeit der kombinierten Verfahren, da die Düsen hochpräzise über den Reihen laufen. Noch zur Diskussion steht, bei welcher Bodenfeuchte man die Maschinen optimalerweise einsetzt. Während die Bodenfeuchtigkeit für die Ausbringung von Bodenherbiziden erhöht sein sollte, ist für das Hacken eine ausreichend abgetrocknete Oberfläche eher geeignet. Feuchte Frühjahre wie 2023 sind in puncto Befahrbarkeit vielerorts herausfordernd.
Eine Möglichkeit, die angesprochene Problematik zu umgehen, ist die Trennung der Arbeitsschritte Hacken und Bandspritzen, um jeweils zum optimalen Zeitpunkt behandeln zu können. Herkömmliche Spritzen arbeiten mit einem Düsenabstand von 50 oder 25 cm, der sich nicht für die Bandbehandlung von Kulturen mit 45 cm Reihenabstand eignen. Die Landtechnikindustrie hat das erkannt und zwei Lösungsansätze hierfür entwickelt. Zum einen besteht die Möglichkeit, über Verlagerungssätze die Düsenpositionen an die zu behandelnden Kulturen anzupassen, zum anderen gibt es für Spritzen mit 25 cm Düsenabstand speziell angewinkelte Düsen, die den Spritzkegel genau auf die zu behandelnde Reihe verschieben können. Beide Verfahren wurden bei der Maschinenvorführung vorgestellt.
Hybridlandwirtschaft ist zum Inbegriff geworden, das Beste aus beiden Welten zu kombinieren: ökologisch (Hacken) und konventionell (Chemie). Hacken und Bandspritzen können in einem Arbeitsgang erfolgen. Der hier abgebildete Reihentaster ist für Kulturen wie Mais gut geeignet und kann die Kamerasignale übersteuern.
Als einen möglichen weiteren Baustein des integrierten Pflanzenschutzes kann mittlerweile auch die Digitalisierung genannt werden. Autonome Einheiten, die selbstständig über den Acker fahren, Saatgut ablegen oder die Kultur hacken, sind bis vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Für viel Aufsehen hat der FarmDroid FD 20 bei seiner Vorstellung gesorgt, der genau dies können soll.
Roboter, die neben der Aussaat auch die Pflege übernehmen, sind durchaus revolutionär. Vornehmlich ökologisch wirtschaftende Betriebe setzen aufgrund der hohen Personalkosten für die Pflege von Bio-Zuckerrüben mittlerweile vermehrt auf Roboter. Antworten zu Fragen bezüglich der Sicherheit, Genauigkeit, Wartung und Transport sind weitestgehend erarbeitet, sie konnten auf dem Feldtag in Kontakt mit den Herstellern im Detail erläutert werden.
Wird der Pflanzenschutzmitteleinsatz in Zukunft in erheblichem Maße reduziert, stellt sich auf vielen Betrieben die Frage, wo Einsparpotenziale liegen. Voraussichtlich werden viele Betriebe zunächst bei den Herbiziden in Hackkulturen erste Erfahrungen sammeln. Bereits heute sind viele Lösungen der Industrie verfügbar und im praktischen Einsatz. Da jeder Betrieb individuell ist, sind auch die Lösungen in puncto Pflanzenschutzreduktion individuell zu betrachten.
Digitale, autonome Pflege und Aussaat von Kulturen sind mit dem Farmdroid möglich. Der Robotor ist dank des großen Solarpanels unabhängig von fossilen Kraftstoffen.
Der Farmdroid arbeitet mit hochgenauem RTK. Er hat keine Kamera, sondern arbeitet nur mit Positionsdaten, das heißt, er kann die Kultur nicht erkennen, sondern weiß, dass an Koordinate X Y eine Pflanze stehen muss und hackt dementsprechend um die Pflanze herum - dabei kann der Roboter nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der Reihe hacken. Seine Höchstgeschwindigkeit im Feldeinsatz liegt bei 0,9 km/h.
Alexander Czech,
Landwirtschaftskammer NRW