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Organische Düngetechnik im Blickpunkt

01.03.2024

Die Aussaatbedingungen von Wintergetreide, insbesondere Winterweizen im vergangenen Herbst, waren oft nicht gut. Besonders nach den späträumenden Kulturen wie Kartoffeln und Zuckerrüben war der Boden oftmals bereits zur Aussaat wassergesättigt. Die Aussaat und das Auflaufverhalten hat darunter teils massiv gelitten. Daher sind in diesem Frühjahr verhältnismäßig viele schwach entwickelte, vorwiegend Winterweizenbestände, im Rheinland und am Niederrhein vorzufinden.

Um bis zur Ernte ausreichend viele ährentragende Halme hinzustellen, sollte zeitnah die Bestockung angeregt werden. Gülle und Gärreste sind hierfür ein wertvoller Nährstofflieferant und Getreide eine dankbare Kultur. Aufgrund der notwendigen, temperaturabhängigen Umwandlungsprozesse der Nährstoffe im Boden, kann der in der Gülle und den Gärresten enthaltene Stickstoff einige Zeit zur Entfaltung seiner Wirkung in Anspruch nehmen. Dies sollte bei der zeitnahen Düngung mit flüssigen Wirtschaftsdüngern berücksichtigt werden.

Auf vielen Flächen und Betrieben stellt die Befahrbarkeit der Flächen in diesem Frühjahr eine große Herausforderung dar. Nahezu landesweit hat es vergangenen Herbst und Winter reichlich Niederschlag gegeben. Dieser ist oftmals noch nicht ausreichend abgezogen oder versickert, um mit schweren Fahrzeugen befahren zu werden. Das Risiko ist hoch, erhebliche Strukturschäden im Boden zu verursachen oder stecken zu bleiben. Ist absehbar, dass die Flächen langfristig nicht befahrbar sind, sollte auf einen Mineraldünger zurückgegriffen werden und die nachfolgende Düngergabe mit Gülle erfolgen.

Problematisch ist allerdings, dass die Lagerkapazitäten auf einigen Betrieben nahezu vollständig ausgeschöpft sind und ein Überlaufen droht. Die vor wenigen Wochen auf den Weg gebrachte Ausnahme zur Not-Ausbringung bei akuter Gefahr unter der Berücksichtigung von Vorschriften und Anzeige, verdeutlicht die missliche Lage.

Mit Spatenprobe Befahrbarkeit prüfen

Um zu überprüfen, ob der Boden so früh im Jahr bereits befahrbar ist, sollte zum Start in die Güllesaison auf jedem Schlepper ein Spaten mitgeführt werden. Gleitet der Spaten zu leicht in den Boden, sollte gewartet werden, bis die Flächen ausreichend abgetrocknet sind. Oftmals sind Äcker und Grünland begehbar, im Unterboden unterhalb von 10 cm aber noch sehr feucht. Durch zu frühes Befahren mit schweren Gespannen kann es schnell zu Verdichtungen und Störungen im Bodengefüge kommen, die sich negativ auf die nachfolgenden Bearbeitungsschritte ausüben können.

Grundsätzlich sind Grünlandbestände tendenziell früher befahrbar als Flächen mit Ackerkulturen, da die dichte Grasnarbe und das darunterliegende Bodengefüge stabil sind. Bei den nennenswerten Niederschlägen der vergangenen Wochen und Monate ist jedoch auch hier Vorsicht geboten. Im letzten Jahr, in dem die Breitverteilung mit dem Prallteller auf Grünland noch erlaubt ist, könnte dieser seine Stärken durch die leichte Technik ein vorerst letztes Mal ausspielen.

Im Ackerbau ist der Einsatz von Technik mit streifenförmiger Ablage in bewachsenen Kulturen vorgeschrieben. Diese Technik ist schwerer. Schleppschuh- oder Schlitztechnik werden Landwirte aufgrund des höheren Eigengewichts sowie dem Bodeneingriff bei der hohen Wassersättigung auf vielen Flächen, trotz der höheren Stickstoffnutzungseffizienz und wurzelnäheren Platzierung, erst verspätet einsetzen können.

Frühe Befahrbarkeit möglich

Eine gute Möglichkeit, um mit möglichst leichten Fahrzeugen mit hoher Aufstandsfläche Gülle und Gärreste auszubringen, ist das Verschlauchen. Hierbei wird der Transport und die Ausbringung räumlich und zeitlich voneinander getrennt. Das ausbringende Fahrzeug zieht lediglich einen Zuführschlauch hinter sich und trägt in der Dreipunkthydraulik das entsprechende Verteilgestänge. Betriebe und Lohnunternehmen erwähnen in diesem Zusammenhang häufig die frühere Befahrbarkeit von Flächen und Schonung des Oberbodens als zentrale Vorteile bei der Ausbringung im Frühjahr. Aufgrund des höheren technischen Aufwands und Anforderungen an die Logistik sowie Flächenstruktur ist das Verfahren im südlichen Nordrhein-Westfalen noch wenig verbreitet. Nasse Frühjahre und kurze Ausbringfenster werden zukünftig sicherlich ihren Beitrag dazu leisten, dass die Technik auch im südlichen Rheinland und am Niederrhein Verbreitung findet.

Besteht keine Möglichkeit der Verschlauchung, sollten, wenn möglich, dennoch einige grundlegende Dinge beachtet werden. Die Lasten, die bei der Gülle- und Gärrestausbringung über den Acker befördert werden, sind teilweise sehr hoch. Daraus ergeben sich zwangsläufig hohe Achs- und Radlasten, welche zu schadhaften Druckbelastungen im Boden führen können. Empfehlenswert ist es, die Radlasten auf einen möglichst großen Reifenlatsch, so nennt sich die Reifenaufstandsfläche, zu verteilen. Im Unterschied zu vielen älteren Güllefässern verfügen moderne Geräte unter anderem auch deshalb oftmals über eine entsprechend großdimensionierte Bereifung.

Reifeninnendruck anpassen

Eine Anpassung des Reifeninnendrucks beim Zugfahrzeug kann ebenso eine sinnvolle Maßnahme sein. Besonders auf der Hinterachse lasten aufgrund der häufig verwendeten Anhängevorrichtung K80 bis zu 4 t Stützlast, welche es möglichst bodenschonend zu verteilen gilt. In den vergangenen Jahren haben viele Betriebe und Lohnunternehmer bereits in entsprechende Anlagen zur Reifendruckregelung investiert. Diese Investition macht sich bei feuchten Bedingungen wie in diesem Jahr bezahlt.

Kombiniert mit Güllefässern, die mit entsprechender Reifendruckregeltechnik ausgestattet sind, ergeben sich Gespanne, die aus bodenschonender Sicht deutlich zu bevorzugen sind. Im Optimalfall sind großvolumige IF- oder VF-Reifen auf dem Ausbringfass montiert. Diese Art Reifen hat gegenüber Standard-Radialreifen eine um etwa 20 % bei IF-Reifen bis 40 % bei VF-Reifen höhere Traglast bei gleichem Reifeninnendruck. Dementsprechend niedriger kann der Reifeninnendruck bei gleicher Last gewählt werden. Niedrigerer Reifendruck führt dazu, dass die Kontaktflächen zwischen Reifen und Boden vergrößert ist und so weniger Druck auf den Boden ausgeübt wird. Als Faustzahl gilt, dass der Reifeninnendruck im Boden in etwa 10 cm Tiefe wiedergefunden werden kann. Daher sollte der Druck im Reifen soweit wie möglich und technisch zulässig reduziert werden.

Anpassungsfähige Gestänge

Im Trend der Zeit liegt ganz eindeutig schlagkräftige Technik mit entsprechend hohen Arbeitsbreiten. Das Befahren zwischen Fahrgassen wird von vielen Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern zunehmend weniger gewünscht. Vorverdichtete Fahrgassen von Befahrungen aus dem vergangenen Herbst bieten mehr Standfestigkeit als der lockere, bestellte Boden. Um auch für unterschiedliche Fahrgassenbreiten ausgerüstet zu sein, gibt es von Seiten der Verteiltechnikhersteller mittlerweile Gestänge, bei denen unterschiedliche Arbeitsbreiten durch ein- oder ausklappen bearbeitet werden können, um auf verschiedene Fahrgassenrhythmen reagieren zu können.

Das Jahr startet stellenweise ackerbaulich herausfordernd. Die vielen Niederschläge der vergangenen Wochen haben die Böden vielfach wassergesättigt, wodurch eine erste organische Düngung mit schweren Gespannen zeitnah noch nicht möglich ist. Dort, wo Flächen befahrbar sind, hat die Güllesaison womöglich schon gestartet. Schwach entwickelte Getreidebestände bedürfen einer hinreichenden Bestockung, um bis zur Ernte einen ausreichend dichten Bestand mit ährentragenden Halmen hinzustellen. Bei durchfeuchteten und druckempfindlichen Böden sollten die erwähnten Hinweise bei der Gülle- und Gärrestausbringung berücksichtigt werden.


Alexander Czech, Landwirtschaftskammer NRW

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