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Demonetzwerk ErbseBohne: Auf kurzem Weg von Landwirt zu Landwirt (Teil 2)

11.11.2020

Der Handel mit heimischen Leguminosen und deren Verwertung in der Tier- und Humanernährung standen im zweiten Teil der Veranstaltung des Demonetzwerks ErbseBohne im Fokus. Annegret Keulen hat die Themen zusammengefasst. 

Damit diejenigen Landwirte, die ihre Ernte verkaufen wollen, mit potenziellen Käufern aus der Gruppe ihrer Berufskollegen in Kontakt treten können, hat die  Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Niedersachsen e.V. den online Marktplatz www.leguminosenmarkt.de auf den Weg gebracht. „Weil Landwirte dort direkt von Landwirten kaufen, können die hohen Anforderungen umgangen werden, die Landhandel und Mischfutterwerke in der Regel an die Leguminosenpartien stellen“, begründete AbL-Mitarbeiter Andreas Huhn die Intention des online-Marktplatzes. Ziel sei außerdem, dass die landwirtschaftlichen Verkäufer höhere Preise für ihre Chargen erzielten, als dies beim Verkauf an den Landhandel möglich sei. Leguminosenmarkt.de ist ein Teilprojekt des bundesweiten Demonstrationsnetzwerkes ErbseBohne und aus der Warenbörse für heimische Eiweißfuttermittel des Landesprojekts Eiweißfutter aus Niedersachsen (EFN) entstanden.

Auch die praktische Verwertung der heimischen Leguminosen in der Fütterung haben die EFN-Akteure vorangetrieben und in Zusammenarbeit mit der Futtermühle Stelter im niedersächsischen Scholen ein Legehennenalleinfutter entwickelt. Dieses Futter, enthält 12 % Erbsen, 9 % Ackerbohnen der vicinarmen Sorte Tiffany und 14,3 % Sojaschrot. Alle eingesetzten Leguminosen stammen von Flächen, die maximal 150 km von der Futtermühle entfernt liegen. Geordert werde das Futter vor allem von Geflügelhöfen mit Eierdirektvermarktung sowie von privaten Legehennenhaltern. „Nach bisher einjährigem Vertrieb dieses Futtermittels mit heimischen Eiweißkomponenten ist die Resonanz der Tierhalter positiv“, berichtete Andreas Huhn.

20 % sind möglich

Wissenschaftlich exakt untersuchte Dr. Reza Sharifi von der Universität Göttingen den Einfluss des Einsatzes von heimischen Ackerbohnen auf die Leistungsparameter von Legehennen. Weil zunehmend auch männliche Küken von Legerassen aufgezogen und gemästet werden, verglich er auch die Mast- und Schlachtleistung von männlichen Tieren, die mit unterschiedlichen Eiweißträgern in der Mischung gefüttert wurden.

In Zusammenhang mit dem Einsatz heimischer Proteinfuttermittel wird häufig auch die Erhaltung der biologischen Vielfalt innerhalb von Tierarten diskutiert und lokale, nicht leistungsoptimierte Rassen, ins Spiel gebracht. Daher überprüften die Versuchsansteller den Einfluss des Futters auf die Mast- und Schlachtleistung der Hähne an den folgenden sechs Genetiken: 1. Bresse Gauloise, 2. Vorwerkhuhn, 3. White Rock, 4. Kreuzung aus Vorwerkhahn mal Bresse Gauloise-Henne, 5. Kreuzung aus Vorwerkhahn mal White Rock-Henne, Kreuzung aus Bresse Gauloise-Hahn mal White Rock-Henne.

Die Tiere jeder Genetik wurden in drei Fütterungsgruppen unterteilt. Gruppe A erhielt ein Futter mit rund 24 % Sojaextraktionsschrot. Bei Gruppe B wurde Sojaextraktionsschrot durch rund 20 % Ackerbohnen der vicinarmen Sorte Tiffany, in Kombination mit rund 10 % Erbsen und rund 30 % Blauer Süßlupine ersetzt. Bei Gruppe C ersetzten die Wissenschaftler die vicinarme Ackerbohnensorte Tiffany durch die vicinreiche Sorte Fuego. "Die Fütterungsvarianten hatten weder einen Einfluss auf die Gewichtsentwicklung der Hähne, noch auf Futterverwertung, Schlachtausbeute oder Fleischqualität der Hähne", nannte Dr. Sharifi die Ergebnisse der Untersuchungen.

Auf Vicin-Gehalt achten

Um zu testen, wie die unterschiedlichen Proteinträger die Legeleistung und Eiqualität der Hennen beeinflussen, wurden Tiere der sechs genetischen Herkünfte in folgende drei Fütterungsgruppen unterteilt: Die Kontrollgruppe A erhielt eine Einzelfuttermittel mit rund 12 % Sojaextraktionsschrot und rund 20 % Blaue Süßlupine. Bei Gruppe B wurde Sojaextraktionsschrot durch rund 20 % Ackerbohn der vicinarmen Sorte Tiffany ersetzt, und in Gruppe C durch 20 % Ackerbohnen der vicinreichen Sorte Fuego.

Auch bei den Hennen zeigte die Fütterungsvariante nahezu keinen Einfluss auf die Leistungsparameter. Lediglich die Eigewichte lagen in den Ackerbohnengruppen B und C rund 1 g unter den Eigewichten derjenigen Tiere, die mit Sojaextraktionsschrot versorgt wurden. "Diese geringe Differenz ist allerdings in den Praxisbetrieben nicht spürbar", meinte der Wissenschaftler.

Darüber hinaus legten die Hennen, die Futter mit vicinreichen Ackerbohnen erhielten, Eier mit einer verminderten Eischalenqualität. "Die Fütterung von 20 % Ackerbohnen in der Ration stelle eine geeignete Alternative zur Fütterung mit Soja dar. Allerdings ist der Einsatz vicinarmer Sorten zu bevorzugen", lautete das Fazit des Referenten.

Wissen, was drin ist

Immer mehr Untersuchungen belegen, dass heimische Ackerbohnen, Erbsen und Co. gut in der Geflügel- und Schweinefütterung eingesetzt werden können. Allerdings gibt es noch einen Hemmschuh auf dem Weg zum Durchbruch der heimischen Körnerleguminosen als Bestandteil von bedarfsgerechten und ökonomisch sinnvollen Fütterungsstrategien: Es sind die großen Qualitätsunterschiede zwischen einzelnen Partien. So stellten Leonie Blume und ihre Kollegen von der Universität Kassel zum Beispiel bei Erbsenpartien Rohproteingehalte zwischen 12,5 % und rund 23 % fest. "Häufig waren die Landwirte geschockt, dass die Werte in ihren Partien so weit von den erwarteten Ergebnissen entfernt lagen", berichtete die Referentin.

Die Wissenschaftler der Uni Kassel arbeiten bei ihrer Studie zum Potenzial heimischer Proteinträger in ökologischen Tierhaltungen mit 56 Biobetrieben zusammen, darunter Schweine- und Geflügelhaltungen. Die falschen Annahmen der Landwirte über die Inhaltsstoffe ihrer Körnerleguminosen führten häufig zu erheblichen Abweichungen zwischen Nährstoffversorgung und Nährstoffbedarf der Tiere, mit großen negativen Folgen auf die Wirtschaftlichkeit der Tierhaltung. Landwirte sollten sich daher nicht auf Standardtabellenwerte verlassen, sondern ihre Futtermittelpartien analysieren lassen. "Relativ preisgünstig ist dies mit dem NIRS-Verfahren möglich", erläuterte Leonie Blume.

Quelle: Annegret Keulen, LZ Rheinland, Ausgabe 45/2020, 05. November 2020

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