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Stellschrauben zum Dieselsparen

24.04.2024

Der Anstieg der Energiekosten in den vergangenen Jahren hat zu deutlich erhöhten Produktionskosten geführt. Spürbar war dies für die Landwirtschaft unter anderem bei Maschinenpreisen und an der Zapfsäule.

Zwar sind die Energiekosten in den vergangenen Monaten wieder leicht gesunken, dennoch ist das Niveau deutlich höher als zu Beginn des Jahrzehnts. Umso wichtiger ist es, sich auf betrieblicher Ebene mit der Thematik einer effizienten Bewirtschaftung auseinanderzusetzen und Optimierungsmöglichkeiten zu erkennen und umzusetzen.

Diesel als Kostenfaktor

Bei Maschineneinsätzen ist der Dieselverbrauch einer der größten Kostenfaktoren. Der durchschnittliche Haupterwerbsbetrieb in Nordrhein-Westfalen bewirtschaftet laut Landwirtschaftszählung aus 2020 rund 63 ha. Hierfür sind in etwa 120 l Diesel pro Hektar notwendig. Insgesamt ergibt sich ein Jahresbedarf von rund 7 500 l Diesel. Betriebe mit Viehhaltung oder intensiven Gemüse- oder Sonderkulturen können deutlich höhere Kraftstoffverbräuche haben. Grundsätzlich gibt es viele Maßnahmen zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs, die in kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen eingeteilt werden können.

Unter langfristigen Maßnahmen sind eine günstige innerbetriebliche Verkehrslage, effiziente Schlagformen und größere Schläge zu verstehen. Diese erhöhen die grundsätzliche Effizienz der Bewirtschaftung, lassen sich allerdings nur schwer oder langfristig umsetzen.

Mittelfristige Möglichkeiten zur Einsparung von Diesel sind die Anschaffung sparsamer Traktoren und Erntemaschinen oder die Umstellung der Bewirtschaftung auf Mulch- oder Direktsaatverfahren. Zum Vergleich verschiedener Traktoren und deren Verbräuche kann der herstellerneutrale DLG-PowerMix herangezogen werden. Die Verbrauchsmessungen wurden bereits für eine Vielzahl an Traktoren unter standardisierten Bedingungen durchgeführt und sind über die Webseite der DLG abrufbar.

Kurzfristige Maßnahmen sind effektiv und können sofort Anwendung finden. Viele der Maßnahmen sind grundsätzlich bekannt, ihre Auswirkungen werden jedoch häufig unterschätzt oder aus Arbeits- und Zeitgründen nicht konsequent umgesetzt. Nachfolgend werden einige Energiesparmaßnahmen beschrieben.

Einstellung der Arbeitsgeräte

Die Bodenbearbeitung gehört neben der Ernte zweifellos zu den energieintensivsten Arbeiten im Pflanzenbau. Falsche Einstellungen von Arbeitsgeräten, insbesondere bei der Bodenbearbeitung, führen zu einem erhöhten Verbrauch. Mit jedem zusätzlichen Zentimeter Arbeitstiefe wird bis zu 1 l Diesel pro Hektar mehr verbraucht. Daher sollte regelmäßig auf die korrekte Einstellung der Arbeitstiefe geachtet werden. In Praxisversuchen konnte der Kraftstoffverbrauch beim Pflügen durch optimierte Einstellungen um über 30 % reduziert werden. Entscheidend ist, dass der Vorschäler passend auf ein Drittel der Arbeitstiefe eingestellt ist und der Oberlenker, der Zugpunkt, die Neigung und die Arbeitsbreite optimal auf einander abgestimmt sind.

Reifeninnendruck anpassen

Eine wichtige und sehr wirksame Maßnahme zur Optimierung des Maschineneinsatzes ist die Anpassung des Reifeninnendrucks. Das Fahren mit konstantem Reifendruck ist nur ein Kompromiss zwischen den verschiedenen Einsatzbereichen und führt dazu, dass häufig mit einem für die zu erledigende Arbeit unangepasstem Druck gefahren wird. Die Möglichkeiten zur Anpassung des Reifeninnendrucks reichen von einfachen und kostengünstigen Einstellsets mit manueller Bedienung am Feld bis hin zu ISOBUS-integrierten Reifendruckregelanlage im Schlepper, bei denen der Fahrer den Reifeninnendruck aus der Kabine ohne Absteigen und während der Fahrt oder der Arbeit einstellen kann. Bis zu 12 % Einsparung durch Regeldruckanpassungen sind realistische Praxiswerte.

Lenksysteme nutzen

In den letzten 20 Jahren haben GNSS-gestützte Parallelfahrsysteme die Landwirtschaft erobert. Landtechnikhändler und Firmen sprechen davon, dass Schlepper über 180 PS heute zu über 80 % mit automatischen Lenksystemen ausgeliefert werden. Neben dem Komfortgewinn und der Möglichkeit, sich als Fahrer nahezu vollständig auf die Arbeitsvorgänge konzentrieren zu können, haben Parallelfahrsysteme auch den Vorteil, durch die Vermeidung von Überlappungen zur Kraftstoffeinsparung beizutragen. In erster Linie nimmt der Effekt mit der Breite der Arbeitsgeräte zu, aber auch die Flächenstruktur spielt eine entscheidende Rolle für die Einsparung. Bis zu 5 % Dieselersparnis sind durch hochpräzises Fahren realistisch.

Unnötiges Gewicht vermeiden

Front- und Reifengewichte sowie Frontlader sind eine gute Möglichkeit, zusätzliches Gewicht für Arbeiten einzusetzen, bei denen eine gute Zugkraftübertragung wichtig ist. Bei der Bodenbearbeitung kann durch eine angepasste Ballastierung die Leistung gesteigert und durch weniger Schlupf der Kraftstoffverbrauch gesenkt werden. Bei Transporten oder Arbeiten, bei denen zusätzliches Gewicht überflüssig ist, sollte unbedingt darauf geachtet werden, dieses zu reduzieren, da es den Verbrauch und den Verschleiß von Reifen und anderen Bauteilen unnötig erhöht.

Auf die passende Bereifung achten

Gerade wenn Fahrzeuge viel oder fast ausschließlich auf der Straße fahren, zahlt sich die richtige Bereifung aus. Straßenreifen für Schlepper können mit ihrem optimierten Profil bis zu 11 % Kraftstoff gegenüber herkömmlichen Ackerstollenprofilen einsparen. Bei Anhängern sind LKW-Reifen mit hohem Innendruck und schmaler Lauffläche im Straßentransport kraftstoffsparender als Breitreifen. Die Einsparungen, die durch den Einsatz von schmaler Bereifung bei Anhängern erzielt werden können, betragen bis zu 3 %. Auf dem Feld hingegen ist der Effekt genau umgekehrt, weshalb Überlegungen zur Trennung von Straßen- und Feldtransporten je nach Betriebsstruktur durchaus sinnvoll sind.

Vorausschauendes Fahren

Ein häufig vernachlässigter Punkt ist die Ausbildung in kraftstoffsparender Fahrweise in Fahrschulen oder Betrieben. Bei häufigen und schweren Transporten ist dies besonders wichtig. Frühzeitiges Erkennen von Verkehrssituationen, angepasstes Beschleunigen oder Verzögern bieten vor allem bei hohen Fahrzeuggewichten ein großes, wenn auch nicht ohne weiteres quantifizierbares Einsparpotenzial.

Maßnahmen und deren Dieseleinsparpotenzial

Neben den bisher beschriebenen Maßnahmen gibt es weitere Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung. In der Tabelle sind einige Maßnahmen aus Praxisuntersuchungen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen aufgeführt:

Maßnahme

Einsparpotenzial

Kühler reinigen

Bis 7 %

Luftfilter austauschen

Bis 5 %

Leichtlauföl verwenden

Bis 2 %

Leerlaufdrehzahl einstellen

Bis 1 %

Druckluftanlage dicht halten

Bis 3 %

 

Fazit

Es gibt eine Vielzahl von kleinen und großen Stellschrauben, mit denen der Maschineneinsatz effizienter gestaltet und der Dieselverbrauch gesenkt werden kann. Nicht alle Maßnahmen lassen sich unmittelbar auf dem eigenen Betrieb umsetzen. Einfache Stellschrauben, wie Wartung und Pflege oder die Kontrolle der Arbeitstiefe, sind jedoch auf jedem Betrieb mögliche Stellschrauben zur Kostenoptimierung. Das Drehen an vielen kleinen Stellschrauben kann in der Summe viel bewegen.


Alexander Czech, Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Technik regelmäßig warten

Für eine effiziente Flächenleistung ist es sinnvoller, die Maschinenbreite zu erhöhen als die Geschwindigkeit. Die Erhöhung der Geschwindigkeit geht mit einem überproportionalen Anstieg des Kraftstoffverbrauchs und des Materialverschleißes einher. Es ist sinnvoll, Überfahrten zu kombinieren, wie beispielsweise beim Pressen und Wickeln von Silageballen. So entfallen die Anfahrt und das separate Wickeln mit einem weiteren Schlepper.

Ein wichtiges Thema ist zudem Wartung und Pflege. Bei der Pflege fallen oft Dinge auf, die überarbeitet oder repariert werden können. Messeraustausch oder -schärfen ist ein klassisches Beispiel. Stumpfe Messer an der Presse, am Ladewagen oder am Mähdrescher können den Kraftstoffverbrauch um bis zu 10 % erhöhen. Außerdem leidet auch das Arbeitsergebnis.

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