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Verschlämmungen und Verkrustungen gezielt aufbrechen

13.03.2024

Laut dem Deutschen Wetterdienst war es der niederschlagsreichste Herbst seit dem Jahr 2002 (DWD, 2023). In vereinzelten trockenen Phasen gelang regional noch eine Aussaat von Wintergetreide. Auf anderen Standorten war an eine Befahrbarkeit der Böden nicht mehr zu denken. Zur Bodenlockerung der verschlämmten, verkrusteten Getreideflächen können reihenunabhängig und ganzflächig arbeitende Zinkenstriegel, Sternrollhacken, oder Rollstriegel eingesetzt werden.

Auf Wintergetreideflächen, die zumindest noch befriedigende bis gute Bestandsdichten aufweisen und nicht umgebrochen werden müssen, ist absehbar, dass die Verschlämmungen und damit einhergehenden Verkrustungen das Wachstum zum Vegetationsbeginn beeinträchtigen. Bereits jetzt lassen sich durch den eingeschränkten Gasaustausch in den Böden Aufhellungen an den Getreidepflanzen und auch Pilzbefall an den Wurzeln erkennen. Um diese suboptimalen Wachstumsbedingungen für das Getreide zu reduzieren, dürfte in diesem Frühjahr eine mechanische Bodenlockerung und -belüftung der Getreideflächen vorteilhaft sein. Grundvoraussetzung dafür ist selbstverständlich eine Befahrbarkeit und Bearbeitbarkeit der Flächen, die gegenwärtig leider noch nicht absehbar ist.

Wirkungsweise des Zinkenstriegels

Zinkenstriegel kommen - als universelle Technik zur Beikrautregulierung -vorzugsweise in vielen Halm- und Blattfrüchten zum Einsatz. Die Zinken des Striegels lockern ganzflächig den Boden und verfügen je nach Hersteller häufig über Zinkenabstände zwischen 2,5 und 3,5 cm. Zinkenstriegel arbeiten flach mit einer Arbeitstiefe, die sich in Bereichen von 1 bis 3 cm bewegt. Die Hauptwirkung des Striegels ist das Entwurzeln und Verschütten der noch kleinen Beikräuter. Die höchsten Wirkungsgrade erreicht der Striegel somit im frühen Fädchen- bis Keimblattstadium der monokotylen und dikotylen Beikräuter. Die Bodenoberfläche sollte zum Zeitpunkt des Striegelns leicht abgetrocknet und schüttfähig sein. Die entwurzelnde und verschüttende Wirkung des Striegels nimmt allerdings mit fortschreitender Blattentwicklung und Wurzelausbildung der Beikräuter ab.

Neben der Beikrautregulierung führt die flache Bodenlockerung der Striegelzinken zu weiteren positiven Effekten:

  • Belüftung des Bodens und Förderung des Gasaustausches
  • Verbesserung der Mineralisierung von Nährstoffen,
  • Anregung der Bestockung,
  • Unterbrechung der Kapillarwirkung und damit Reduktion der Wasserverdunstung aus dem Boden.
Grenzen des Zinkenstriegels

Auf gut schüttfähigen und abgetrockneten Böden kann die Bearbeitungsintensität des Striegels über folgende Parameter beeinflusst werden:

  • Veränderung der Federvorspannung bei indirekt gefederten Zinken
  • Veränderung des Anstellwinkels der Zinken bei direkt gefederter Striegeltechnik
  • Arbeitsgeschwindigkeit
  • Arbeitstiefe
  • Veränderung der Fahrtrichtung: diagonal, quer, oder entgegengesetzt Striegeln.

Bei stark verschlämmten und verkrusteten, lehmigen, schluffigen und tonigen Böden kann der Zinkenstriegel allerdings an seine Grenzen kommen. Mit fortschreitender Abtrocknung und Abbindung der Bodenoberfläche im Frühjahr kann sich die Wirkung verschlechtern. Die Zinken des Striegels dringen unter zu festen und trockenen Bedingungen nicht mehr tief genug in den Boden ein und „kratzen“ aufgrund des hohen Eindringwiederstands nur oberflächlich über den Boden. Es findet so kaum eine Bodenlockerung statt und das Entwurzeln sowie Verschütten von Beikräutern verschlechtert sich deutlich.

Eine Erhöhung der Striegelintensität durch eine entsprechende Veränderung der oben genannten Faktoren kann aber zulasten der Kulturverträglichkeit gehen. Gerade in schwach entwickelten Getreidebeständen mit geringer Wurzelausbildung kann eine zu aggressive Arbeitsweise mit dem Zinkenstriegel zu erhöhten Kulturpflanzenverlusten führen.

Hersteller bieten unterschiedliche Zinkendurchmesser und neuerdings auch Zinken mit Hartmetallbeschichtung an den Zinkenenden an. Durch die Beschichtung kann das Aufbrechen von leichten Bodenverkrustungen sowie der Verschüttungseffekt, bei gleichzeitig guter Kulturschonung verbessert werden.

Sternrollhacke als Krustenbrecher

Unter massiv verschlämmten und verkrusteten Bodenverhältnissen kann die Sternrollhacke gegenüber dem Zinkenstriegel eine bessere Bodenlockerung erreichen. Dieses Gerät - auch Rotorhacke oder Rotary Hoe genannt - wird in den USA bereits seit Jahrzehnten in erster Linie als Krustenbrecher eingesetzt. In Niedersachsen wurden die ersten Sternrollhacken bereits vor rund 15 Jahren von Ökobetrieben eingesetzt, da sie eine positive Nebenwirkung auf die Beikrautregulierung zeigten. Inzwischen bieten zahlreiche Hersteller diese Technik mit Arbeitsbreiten zwischen 3 und 15 m an.

Die Sternrollhacke arbeitet ebenfalls wie der Striegel reihenunabhängig. Das heißt, die verwendete Drilltechnik ist bezüglich der Reihenweiten und Arbeitsbreite nicht mit dem Einsatz der späteren Sternrollhacke abzustimmen. Die einzeln aufgehängten und gefederten Rollsterne haben untereinander einen Abstand von etwa 10 cm. Die abrollenden Werkzeuge mit löffelartigen Spitzen stechen senkrecht in den Boden ein oder üben Druck mit der Spitze auf das Bodengefüge, je nachdem, wie sie herstellerseitig verbaut werden. Dabei brechen sie die Bodenkruste auf und lockern und belüften den Boden. Folglich spielt die Sternrollhacke ihre Stärke besonders auf verschlämmten, verkrusteten, lehmigen, schluffigen und tonigen Böden aus.

Einige Hersteller haben ihre Sternrollhacke auch mit einer hydraulischen Druckverstellung ausgestattet, um die Rollsterne je nach Bodenbeschaffenheit hydraulisch zu be- oder entlasten. Die Sternrollhacke muss mit vergleichsweise hohen Arbeitsgeschwindigkeiten von mindestens 15 bis über 20 km/h gefahren werden. Dadurch arbeitet sie vergleichsweise kulturschonend, da die Zinken senkrecht in den Boden einstechen und nicht durch den Boden gezogen werden. Das setzt aber voraus, dass die Kulturpflanzen bereits fest verwurzelt sind und der Boden nicht zu locker ist. Zur Begrenzung der Arbeitstiefe sollten Stützräder zur Ausstattung gehören. Andernfalls arbeitet die Maschine besonders bei einer wiederholten Überfahrt im gelockerten Boden zu tief und verursacht Kulturschäden.

Einschränkungen auf Sandböden

Auf Sandböden mit lockerer Bodenoberfläche ist die Sternrollhacke deshalb weniger geeignet, da kaum zusammenhängende Bodenteile herausgebrochen werden und die Maschine schnell zu tief arbeitet und dieses zu Kulturschäden führen kann. Auf sandigeren Flächen mit fester Bodenoberfläche wie sie jetzt zu Vegetationsbeginn zu erwarten ist, ist die Sternrollhacke aber auch einsetzbar. Erst mit einer wiederholten Überfahrt steigt das Risiko von Kulturschäden an.

Zu beachten ist, dass die Sternrollhacke unbedingt mit einem Steinschlagschutzgitter hinter dem Schlepper ausgestattet sein sollte. Durch die hohe Arbeitsgeschwindigkeit ist das Risiko von Steinschlag und zerstörten Heckscheiben am Schlepper ausgesprochen hoch.

Nebeneffekt Beikrautregulierung

Durch die Arbeitsweise der Sternrollhacke werden Beikräuter vorrangig gelockert, teilweise beim Herausbrechen von Verkrustungen und Kluten auch entwurzelt. Der Regulierungserfolg ist allerdings nicht mit dem eines Zinkenstriegels vergleichbar. Die Sternrollhacke leistet jedoch eine gute Vorarbeit, um in einem zweiten Arbeitsgang mit dem Zinkenstriegel die gelockerten Beikräuter aus dem Boden herauszuarbeiten, damit sie zügig vertrocknen können. Mit dieser Geräteabfolge lassen sich auch bereits weiterentwickelte mono- und dikotyle Beikräuter, wie beispielsweise Kamille- oder Ackerfuchsschwanzpflanzen, regulieren.

Es ist aber zu beachten, den nachfolgenden Zinkenstriegel nicht mit einer zu aggressiven Einstellung zu fahren, da sonst die Getreideverluste deutlich ansteigen können.

Mehrjährige Versuche der Landwirtschaftskammer Niedersachen in Öko-Winterweizen haben gezeigt, dass mit der Kombination von Sternrollhacke und Zinkenstriegel die Beikrautdeckungsgrade besonders in der Variante mit Einsatz von Wirtschaftsdünger deutlich reduziert wurden. Damit erreichte das Zusammenspiel der beiden Geräte einen höheren Regulierungserfolg als mit dem alleinigen Einsatz der Sternrollhacke oder des Zinkenstriegels. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass die Sternrollhacke im Soloeinsatz nicht an den Regulierungserfolg eines Zinkenstriegels herankommt.

Weitere Vorteile der Sternrollhacke
  • Mit der Sternrollhacke lassen sich Wirtschaftsdünger und Untersaaten in den Boden einarbeiten. Dieser Einmischeffekt lässt sich verbessern, wenn in einem zweiten Arbeitsgang mit dem Zinkenstriegel nachgearbeitet wird.
  • Die Sternrollhacke gewährleistet eine verstopfungsfreie Arbeit auf Mulchsaatflächen.
  • Es lassen sich mit der Sternrollhacke hohe Flächenleistungen realisieren, welches wiederum einen überbetrieblichen Einsatz ermöglicht.
  • Die Sternrollhacke lässt sich in vielen weiteren Kulturen, wie Zuckerrüben, Körnerleguminosen, Mais und Raps, einsetzen.
Rollstriegel einsetzen?

Der Rollstriegel ist eine weitere reihenunabhängig arbeitende Technik zur Beikrautregulierung und flachen Bodenlockerung mit abrollenden und einzeln aufgehängten sowie gefederten Werkzeugen. Dabei sind die Zinken sternförmig in eine Kunststoffscheibe gegossen. Diese sternförmigen Arbeitswerkzeuge sind im Gegensatz zur Sternrollhacke diagonal zur Fahrtrichtung angebracht. Beim Fahren werden sie in Rotation versetzt und bearbeiten den Boden ganzflächig. Durch diese Arbeitsweise lassen sich Bodenverkrustungen ebenfalls gut aufbrechen. Beikräuter werden entwurzelt und teilweise auf dem Boden abgelegt. Kleinere Pflanzen werden auch verschüttet.

Angeboten werden Arbeitsbreiten zwischen 6 und 12 m. Bei einigen Herstellern können die einzelnen Rollstriegelwerkzeuge auch im Winkel verstellt werden. Das ermöglicht eine exaktere Einstellung und Anpassung an die Kultur, wodurch die Kulturverträglichkeit verbessert werden kann. Weiterhin kann zur optimaleren Anpassung an Kultur und Bodenzustand hydraulisch Druck auf die Rollstriegelelemente gegeben werden. In empfindlichen Kulturen, oder bei jungen Kulturpflanzen mit noch schwach ausgeprägter Bewurzelung kann der Rollstriegel jedoch schneller an die Grenzen der Verträglichkeit kommen. Die Arbeitsgeschwindigkeit muss in der Regel an die Kulturverträglichkeit angepasst werden. Die optimalen Geschwindigkeiten liegen in Bereichen von etwa 3 bis 8 km/h. In Getreide oder Ackerbohnen ist der Rollstriegel gut einsetzbar. Zudem kann der Rollstriegel ebenfalls gut auf Mulchsaatflächen weitestgehend verstopfungsfrei betrieben werden.

Nicht zu lange warten

Ist die Bodenoberfläche bereits zu stark abgetrocknet und die Bodenkruste schon zu fest, können auch die Sternrollhacke und der Rollstriegel an ihre Grenzen der Bodenlockerung kommen. Beide Maschinen können aber bereits früher, unter etwas feuchteren Bodenverhältnissen, als der Zinkenstriegel eingesetzt werden. Die Befahrbarkeit des Bodens muss aber gegeben sein. Dazu sind Schlag- und Wetterbeobachtungen durchzuführen, um den optimalen Einsatzpunkt nicht zu verpassen.

Weniger ist oft mehr

Vor allem Neueinsteiger setzen im Wintergetreide im Frühjahr den Striegel zu häufig ein, weil Bedenken bezüglich hoher Restverkrautung bestehen. Ein zu häufiger Striegeleinsatz kann zu ertragswirksamen Wachstumsbeeinträchtigungen führen. Außerdem ist es ökologisch und ökonomisch fraglich, beispielsweise die letzte Taubnessel oder das letzte Stiefmütterchen aus dem Bestand zu striegeln. Ein weiterer sehr wichtiger Grund, die mechanische Beikrautregulierung im Frühjahr zu verringern, ist der Schutz von Niederwild, wie Feldhase oder Bodenbrüter. Dieser erfordert einen umsichtigen Einsatz von Zinkenstriegel, Sternrollhacke und Rollstriegel. 


Markus Mücke und Volker Graß,

Landwirtschaftskammer Niedersachsen

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