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Biologische Pflanzenzüchtung: Wo beginnt Bio?

15.03.2024

Mehr Gemüse und ackerbauliche Kulturen aus biologischer Züchtung, das ist es, was der Verein bioverita für die Erzeuger ebenso wie für die Verbraucher erreichen möchte. Denn: Selbst überzeugte Biokunden wissen häufig nicht, dass ihren Möhren oder dem Brotgetreide konventionell gezüchtete Sorten zugrunde liegen.

„Was bedeutet Bio von Anfang an?“ Diese Frage haben Vertreterinnen und Vertreter von bioverita und seinen Mitgliedern (Bio-Züchter, Saatguthändler und Marktpartner) bei einem Rundgang über ihren Gemeinschaftsstand auf der Biofach in Nürnberg erörtert. „Wenn das Saatgut nicht nur biologisch vermehrt wurde, sondern die Sorte bereits unter biologischen Bedingungen gezüchtet worden ist, sprechen wir von Bio von Anfang an“, so die Definition, die Justine Lipke für die Interessierten parat hatte. Sie ist eine derjenigen, die die Bio-Züchtung mithilfe von bioverita bekanntmachen möchte.

Bio-Züchtung sichtbar machen

Anlass für die Gründung von bioverita im Jahr 2011 sei die fehlende Bekanntheit der neuen samenfesten, also nachbaufähigen Sorten aus Bio-Züchtung gewesen. „Wir legen als Verein den Fokus darauf, die neuen Bio-Sorten nach strengen Richtlinien zu zertifizieren und sie bekannt zu machen“, so Lipke, die bei bioverita für Kommunikation und Projektmanagement zuständig ist. „Die Bioanbauverbände haben sich dieses Themas noch nicht angenommen. Also haben sich die organisierten Unternehmen und Vereine, die sich für die biologische Züchtung einsetzen, diese Aufgabe zu eigen gemacht.“ bioverita wiederum züchte nicht selber, sondern kümmere sich vielmehr darum, dass Kooperationen von Anbauern und Vermarktern entstehen, damit die Sorten aus Bio-Züchtung vermehrt in den Anbau und die Vermarktung kommen. So engagieren sich unter anderem der Kultursaat e.V., die Bingenheimer Saatgut AG oder die Bioland-Handelsgesellschaft Baden-Württemberg mbH bei bioverita.

On field und on farm

Arne von Schulz vom Kultursaat e.V. erläuterte, dass es vor allem darum gehe, nachbaufähige Sorten zu erhalten und neue Sorten zu züchten, die den heutigen Ansprüchen des Erwerbsanbaus genügen. „Dabei findet die Bio-Züchtung ausschließlich mit natürlichen, phänomenologischen Methoden „on field“ oder „on farm“ statt, Labortechniken sind dabei ausgeschlossen und auch Hybride sind tabu“, so der Landwirt.

Ein Problem könne nach von Schulz‘ Meinung die Deregulierung des europäischen Gentechnikrechts werden, der geplante Wegfall der Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Pflanzen sei schlecht für die Bio-Züchtung. Auch ein Kontrollsystem, das mögliche Veränderungen in den Pflanzen nachweisen könne und eine Rückverfolgbarkeit des Anbaus ermögliche, sei in den Plänen der EU bisher nicht geplant, meinte er. Die Ziele seien ähnlich wie in den EU-Kontrollen formuliert und basierten auf Vertrauen. „Alle Kulturen und Produkte, ob nun Blumen, Kräuter oder Kohlrabi, sind idealer Weise auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette mit dem bioverita-Label gekennzeichnet“, ergänzte Justine Lipke. Sollte sich die geplante Deregulierung der Neuen Gentechniken nicht mehr abwenden lassen, hofft sie zumindest, dass die Bio-Züchtung dadurch mehr Aufmerksamkeit erfährt. „Bio braucht eigene Sorten!“, so der Appell am Gemeinschaftsstand, dem die beruhigende Erkenntnis folgte: Als Züchter hat man einen langen Atem.

 


Meike Siebel,

Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Mehr zu biologisch erzeugtem Saatgut gefällig?

Listen der zertifizierten Sorten und weitere Informationen zur Bio-Züchtung finden Sie unter bioverita.ch. Ein kurzer Erklärfilm erläutert in verständlicher Sprache samenfeste Sorten und die Mehrwerte der Bio-Züchtung. Hier der Link zum Film: https://www.youtube.com/watch?v=et3XeyW4NSo

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