Die Effekte einer Unterfußdüngung sind gerade bei der Ausbringung von Wirtschaftsdüngern bekannt, wie die Berichte aus den Modellbetrieben der letzten Jahre unter anderem zu Mais und Weißkohl zeigen.
Im intensiven (Öko-)Gemüsebau werden beachtliche Mengen an Handelsdüngemitteln, vorwiegend Keratine, wie Haarmehlpellets, zu den Kulturen mit hohem oder schnellem Bedarf an Stickstoff gedüngt. Gerade in den frühen Sätzen zeigt sich aber eine verzögerte Wirkung, die mit der vorherrschenden Bodentemperatur zu begründen ist. Die Pellets müssen vom Bodenwasser gelöst, vom -leben zerlegt und durch Bakterien zu Nitrat umgebaut werden. Dieser Prozess geht bei niedrigen Temperaturen nur langsam vonstatten. Eine Erhöhung der N-Menge ist oftmals die Folge, dies kann zwar den für die Pflanzen verfügbaren Stickstoff während der Kulturzeit kurzfristig erhöhen, die Überschüsse nach Kultur steigen jedoch und sind verlustgefährdet. Gerade in den frühen Satzkulturen ab März ist auf den leichten Standorten eine Sickerbewegung bis in den April und Mai hinein zu beobachten, das Verlagern von überschüssigem Stickstoff ist bis dahin jederzeit möglich.
Den Anteil von Handelsdüngemitteln im Betrieb auf ein Mindestmaß zu reduzieren und den eingesetzten Stickstoff so effizient wie möglich zu nutzen sollte das oberste Ziel sein, auch, da die Handelsdüngemittel mit Preisen von 6 bis 15 €/kg N sehr teuer sind. Im Biobetrieb von Familie Finke im Kreis Borken wurde dieses Thema 2019 aufgegriffen und die Düngetechnik verbessert. Der Standard ist ein Tellerstreuer, hiermit ließen sich die Pellets nur großflächig ausbringen. Tellerstreuer und der verbesserte Kastenstreuer, der aber teilweise nur begrenzt für die größeren Pellets im ökologischen Gartenbau einsetzbar ist, stellen die gängige Praxis dar. Im Modellbetrieb konnten keine Breiten ausgelassen und unterschiedliche Mengen ausgebracht werden. Der Dünger musste nachträglich eingefräst werden. Nur ein sehr kleiner Teil liegt letztendlich an der Kultur; bei einem Pflanzabstand von 0,75 m können die Wuzeln einen Großteil der ausgebrachten Nährstoffe nicht erreichen.
Die nun konzipierte Maschine besitzt alle 0,75 m ein Schar, mit dem die Pellets direkt auf 10 bis 15 cm in den Boden eingeschlitzt werden, hier wird im Anschluss direkt auf das Düngeband gepflanzt. Dabei werden einzelne Pellets an die Seite gedrückt, sie liegen aber immer in der Nähe des Pflanzballens, von Wurzeln erreichbar. Nach Pflanzung kann mit der Maschine auch gedüngt werden, indem das Schar hochgeklappt und über zwei Prallteller jeweils von beiden Seiten an die Pflanze gedüngt wird. Der folgende Hackgang sorgt dafür, dass die Pellets bedeckt werden und sich schneller und verlustarm umsetzten. Die Maschine besitzt drei Teilbreiten zu je 3 m, so dass unterschiedlich hohe Mengen satzweise ausgebracht oder Streifen, wie zum Beispiel Erntegassen, ausgelassen werden können.
Der Effekt, den man sich von der Unterfuß-Ablage erhofft, nämlich eine erhöhte Ausnutzung des Düngemittels, verringerte Überschüsse, schnellere Entwicklung und bessere Qualitäten, galt es nun zu überprüfen. In den Jahren 2020 bis 2022 legten die Wasserrahmenrichtlinienberater deshalb folgende Demoanlagen mit vierfach wiederholter Beerntung und Auswertung in den Varianten 100% (vom Düngebedarf) breit, 80% Unterfuß , 60 % Unterfuß und eine Kontrolle ( keine Düngung) an:
Aufgrund der kürzeren Standzeit, erhöhten Mineralisierungsraten beim später gepflanzten grünen Blumenkohl und der Vorfrucht Winterackerbohne wurde 2020 nur ein Drittel vorab gelegt und zwei Drittel der Menge 30 Tage nach Pflanzung. Der Nmin-Wert in der 0-Variante (ohne Düngung) lag 14 Tage nach Pflanzung bereits bei 150 kg/ha in 0 bis 60 cm Tiefe. In den Jahren 2021 und 2022 folgte ein zweiter Satz Kohl, Überschüsse wurden verwertet und bei der nachfolgenden Zudüngung berücksichtigt. Es wurden zwei Drittel des errechneten Bedarfs vorab Unterfuß gegeben, der Rest in den Bestand per Prallblech an die Pflanze mit anschließendem Einhacken etwa 60 Tage nach Pflanzung. In beiden Jahren lag der Nmin-Wert 30 Tage nach Pflanzung in der 0-Variante bei 120 bis 130 kg/ha Nmin in 0 bis 60 cm.
In allen drei Jahren ließ sich mit 80 % der Düngemenge mindestens der gleiche Ertrag erzeugen, wie wenn der Dünger zur Pflanzung unter die Reihe gegeben wird. Im Jahr 2022 gelang dies auch beim frühen Satz in der 60er-Variante, wobei hier die Abernterate wie in der 100er-Variante verspätet war, viele Pflanzen in ihrer Entwicklung zurück waren und erst später aufholten.
Die besten Ergebnisse, was Abernterate, Erntebeginn und vermarktungsfähige Ware angeht, ist die 80%-Variante bei den frühen Sätzen. Eventuell lässt sich die Düngemenge noch weiter bis auf maximal 70 bis 75 % reduzieren. Anders verhält es sich bei späten Sätzen und hohen Mineralisierungsraten aufgrund ausreichender Bodentemperatur, hier kann auch mit weiter reduzierter Düngung eine frühe und gute Ernte erfolgen, da vom Boden ausreichend nachgeliefert wird. Diese Demo-Ergebnisse wurden in den Versuchsauschuss des ökologischen Gemüsebaus am Standort Auweiler der Landwirtschaftskammer NRW getragen, wo nach diesem Vorbild seit 2023 Exaktversuche angelegt werden, um diese Beobachtungen zu bestätigen.
Gerade, wenn die Böden noch kalt sind, scheint die Depotablage im Wurzelraum der Pflanze einen weitaus größeren Effekt zu haben als die alleinige Erhöhung der Düngermenge; die Ablageart und Erreichbarkeit sind für die Pflanze entscheidend. Nach der Bodenbearbeitung im Juli verblieben in den Versuchen auch die höchsten Rest- Nmin-Werte dort, wo der Dünger breit verteilt ausgebracht wurde - das Plus an Dünger wurde in keiner Weise genutzt und ist im Herbst von der Auswaschung bedroht.
Neben dem rein wirtschaftlichen Vorteil des Betriebes, mindestens 20 % des Düngers einzusparen, bessere Qualitäten zu erzeugen, in wenigen Ernteterminen alle Blumen geschnitten zu haben und früh am Markt zu sein, um gute Preise zu erzielen, stechen besonders die Vorteile hinsichtlich des Wasserschutzes hervor:
Neben der Verminderung des Rest-Nmin-Wertes bleiben weniger Erntereste auf dem Feld (hohe Abernterate), die Nachfrucht kann früher folgen und die Gefahr einer Auswaschung ist im Vergleich zur breiten Ausbringung wegen der großen Angriffsfläche für das Bodenleben bei gleichzeitig geringer Durchwurzelung geringer.
Die Unterfußtechnik bringt gerade für die frühen Sätze einen entscheidenden Vorteil hinsichtlich Effizienz und Ertrag. Bei späten Sätzen sind die Vorteile hinsichtlich der Effizienz da; optisch werden diese Varianten aber nicht hervortreten und bei den Qualitäten und Erträgen überzeugen, da die Nachlieferung aus dem Bodenvorrat meist ausreicht.
Uwe Kalthoff und Pascal Gerbaulet,
Landwirtschaftskammer NRW
Pascal Gerbaulet
Fachbereich 53 — Ökologischer Land- und Gartenbau
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