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Agri-PV im Obstanbau: Die Kultur steht im Fokus

15.08.2022

 

Gut 15 Monate sind es her, dass auf einer Fläche des Naturland-Obsthofes Nachtwey in Grafschaft-Gelsdorf insgesamt 1 200 Bäume mit acht Apfelsorten gepflanzt wurden (lesen Sie dazu auch den Beitrag unter Ökolandbau NRW: Solarmodule gegen Wind und Wetter). Die Besonderheit: Sie stehen unter der ersten Agri-PV-Anlage Deutschlands. Demnächst werden Äpfel und Strom geerntet.

Aus diesem Anlass waren am Donnerstag vergangener Woche rund 100 Gäste zu einem Fest auf den Bio-Obsthof von Familie Nachtwey gekommen. Unter ihnen war auch Katrin Eder, Ministerin für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität des Landes Rheinland-Pfalz (MKUEM), das das Forschungsprojekt „Agri-Photovoltaik als Resilienzkonzept zur Anpassung an den Klimawandel im Obstbau“ ebenso fördert, wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).

„Ich sehe in diesem Projekt eine Lösung für viele Probleme, denen Landwirtschaft, Garten- und Obstbau zunehmend ausgesetzt sind. Vor allem die Konsequenzen des Klimawandels mit den Wetterextremen sind deutlich spürbar - in den Betrieben ebenso wie für die Ökosysteme, die sichtbar in der Krise stecken“, so Ministerin Eder einleitend in ihrem Grußwort. Der Obstbau in Deutschland sei bereits heftig von den Folgen des Klimawandels betroffen, steigende Temperaturen und Sonneneinstrahlung, veränderte Niederschlagsverteilung und immer häufiger eintretende Wetterextreme mit Hagel und Starkregen würden die Landwirtschaft unter Druck setzen. „Weil gleichzeitig der Druck auf die Flächen zunimmt, sehe ich die Agri-Photovoltaik als eine praktikable Idee mit dem Versprechen, die Flächen für Landwirtschaft und Gartenbau mehrfach zu nutzen“, so Katrin Eder weiter. Durch diese doppelte Landnutzung lasse sich auch die Nutzungskonkurrenz zwischen dem Ausbau der Erneuerbaren Energien und der Landwirtschaft entschärfen, hofft die Ministerin.

Katrin Eder versprach außerdem, sich für beschleunigte Gesetzgebungsverfahren im Erneuerbaren Energiengesetz stark zu machen, damit es nicht bei diesem Pilotprojekt bleibe. „Wir haben schon eine Reihe von Anfragen für Förderung von Agri-PV erhalten, unter anderem aus den Gemüsebaugebieten in der Südpfalz oder gar für einzelne Weinbauflächen im Steillagenanbau an der Mosel. Das Interesse ist riesig!“, freute sich die Ministerin über diesen Trend.


Biodiversität im Blick

Das Biodiversitätsmonitoring ist ein weiterer Aspekt des Forschungsprojektes, Nisthilfen für Insekten und Vögel sind überall in der Anlage zu finden.

Es geht aber auch ohne Nistkasten (Bilder rechts): In einer Ecke hat es sich ein Brutpaar in diesem Frühjahr ganz eigenständig bequem gemacht - Ministerin Katrin Eder, hier mit Jürgen Zimmer, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz, ist begeistert.


Apfelernte vor Stromernte

Christian Nachtwey führte die Besucher durch die Anlage. „Eine Agri-PV-Anlage kann die Perspektive eröffnen, bäuerliche Landwirtschaft und Obstbau in unserer Region zu erhalten. Wenn eine solche Anlage gewollt ist, muss aber der Fokus auf der Kultur liegen!“, betonte der Junior-Chef des Bio-Obstbetriebes Nachtwey. Sprich: Die Stromerzeugung dürfe nicht von der landwirtschaftlichen Produktion entkoppelt werden. „Der Schwerpunkt muss auf dem Ertrag der Kulturen und nicht dem Energieertrag liegen. Ein wirtschaftlicher Anlagenbetrieb ist erst ab einem bestimmten Ertragsniveau möglich.“


Meike Siebel, Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Technische Eckdaten und Projektpartner

  • Leistung des Solargenerators: 258,3 kWpeak
  • Erwartete Energieerzeugung pro Jahr: 276 MWh
  • Anzahl und Leistung der Solarmodule: 1 148 x 225 Wpeak
  • Lichtdurchlässigkeit der Module: 54 %
  • Modulausrichtung: 43° Süd-West
  • Modulreihenabstand: 3 m
  • Modulstellwinkel: acht Reihen mit festem Anstellwinkel von 12° und drei Reihen von Ost nach West mit der Sonne nachgeführten Modulen
Projektpartner:
  • Bio-Obsthof Nachtwey
  • Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE
  • BayWa r.e.
  • EWS Schönau
  • Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz
  • Fendt

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