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Öko-Winterweizen 2023 mit stabilen Erträgen

08.09.2023

Trotz eines wechselhaften Jahres und erheblichen Ernteschwierigkeiten können sich die Ergebnisse aus den Landessortenversuchen mir Öko-Winterweizen sehen lassen.

Das Frühjahr 2023 war lange kalt und nass, sodass bei einigen Sorten und Beständen in der Praxis Vergilbungen der älteren unteren Blätter zu beobachten waren. Hier mangelte es offenbar an der nötigen Mineralisation, die im Ökolandbau kaum durch schnell verfügbare N-Dünger ausgeglichen werden kann. Diese N-Lücke im Frühjahr war in diesem Jahr besonders deutlich und die Sorten reagieren unterschiedlich darauf. Überdies war das Jahr 2023 durch mehr Nässe und Niederschläge gekennzeichnet, was im Frühjahr das Wachstum begünstigte, zur Ernte aber zunehmend für Schwierigkeiten sorgte. Viele Bestände standen zu lange, gingen je nach Sorte auch ins Lager und es sind Qualitätsverluste zu befürchten.

Gelbrost ist kein großes Thema mehr; dennoch sollten die wichtigsten Gegenmaßnahmen beachtet werden: die Beseitigung des Ausfallgetreides, eine intensive Stoppelbearbeitung und die richtige Sortenwahl inklusive des Anbaus von mindestens zwei als gelbrostgesund eingestuften Sorten zur Risikostreuung im Betrieb. Braunrost, Blattseptoria und DTR werden dagegen mehr in den Öko-Landessortenversuchen bei Winterweizen beobachtet. Auf Ährenfusariosen sollte mehr geachtet werden.

Erträge der Standorte und Sorten

In NRW erzielte der Weizen am Standort Warstein-Belecke in 2023 im Mittel aller Sorten mit 50,0 dt/ha einen mittleren Weizenertrag, der damit mit 20,7 dt/ha geringer als im vergangenen Jahr ausfiel. Der neue Standort in Bad Sassendorf kam ebenso auf mittlere 50,1 dt/ha im Mittel aller Sorten ein und lag damit auch deutlich um 24,4 dt/ha geringerem Ertrag unter dem Vorjahr. In Wendlinghausen lag der Weizenertrag im Mittel bei 59,4 dt/ha genau wie Vorjahr.

Auch auf den guten Ertragsstandorten in Hessen und Niedersachsen wurden zwischen 53,7 dt/ha (Alsfeld) und 77,7 dt/ha (Frankenhausen) im Mittel aller Sorten gute bis sehr gute Weizenerträge geerntet. In Alsfeld machte sich das schwierige Jahr bemerkbar und Wiebrechtshausen in Niedersachsen war nicht auswertbar aufgrund von Lager und Auswuchs. Im Mittel aller Standorte (58,2 dt/ha) war das Jahr 2023 etwas schlechter als die Jahre davor (dreijähriges Mittel 58,9 dt/ha).

Bei den Sorten überzeugten in diesem Jahr hinsichtlich des Ertrages die E-Weizensorte Wendelin (101 %), die A-Weizensorten Rübezahl (101 %) und SU Tarroca (104 %), die B-Weizensorten Chevingnon (112 %), Informer (113 %), Gentleman (106 %), Knut (119 %), Obiwan (112 %), Debian (111 %) und FU Fiete (110 %) sowie alle C-Weizensorten: KWS Keitum (118 %) und Revolver (125 %). Die Übersicht über sämtliche Ertragsleistungen finden Sie unter www.oekolandbau.nrw.de unter Fachinfo/Pflanzenbau/Ackerbau.


Mehrjährig geprüfte E-Weizen-Sorten

Aristaro E: Aristaro steht seit sechs Jahren im Sortiment und stammt über die bundesweiten Wertprüfungen aus der Ökozüchtung. Diese Sorte ist laut Züchterangabe Steinbrand- und Zwergsteinbrand-resistent, hat eine geringe Flugbrand-Anfälligkeit und ist winterhart. Aristaro erreichte im Mittel 89 % Relativertrag. Die Proteingehalte lagen bei guten 10,7 % und auch die Feuchtglutengehalte sind mit 22,8 % vergleichsweise hoch. Aristaro ist begrannt und daher auch zur Wildabwehr (Wildschweine) interessant. Im Bestand zeigte sie sich lang bis sehr lang bei mittlerer bis dichter Bestandesdichte und planophiler Blatthaltung. Daher war die Unkrautunterdrückung sehr gut, da auch eine gute Bodenbedeckung im Frühjahr vorliegt. In 2023 stand die Sorte auf allen Standorten in NRW wieder ganz ausgezeichnet, allerdings fiel sie mit mehr Lager zur Ernte auf den lehmigen Standorten auf (Boniturnoten 4 bis 6). Sie ist für einen Anbau im Ökolandbau zu empfehlen.

Moschus E: Eine weiterhin sechsjährig geprüfte Sorte im Prüfsortiment ist Moschus. Sie kommt auf gute 101 % Relativertrag, mittlere Proteingehalte (10,3 %) und mittlere Kleberwerte (20,0 %). Moschus erscheint im Bestand zunächst etwas dünner und ist auch kleiner im Wuchs, daher kommt sie auf Problemstandorten mit starkem Unkrautbesatz, wie Fuchsschwanz, nicht so zurecht. Die Blattstellung ist aufrecht. Auf anderen Standorten kann sie mit mittlerer bis dichter Bestandesdichte gut aussehen. Auffällig war, dass das Blatt lange grün und gesund war. Auch 2023 zeigte sie ein ähnliches Bild: geringe bis mittlere Länge und Bestandesdichte, anfänglich im Frühjahr besser mit teilweise mehr Unkraut und ungleich. Bundesweit ist sie als kürzere Sorte gar nicht so schlecht und kann bei genug Stickstoff und wenig Unkrautdruck angebaut werden.

Wendelin E: Eine Sorte aus der Öko-WP bis 2018 ist Wendelin. Sie kommt in drei Jahren auf 99 % (2023: 101 %) Relativertrag. Die Proteingehalte sind mit 10,9 % vielversprechend. Der Feuchtglutengehalt liegt mit 23,2 % sehr gut. Im Bestand sah Wendelin sehr schön aus: dicht und gleichmäßig mit geringem Unkrautbesatz, länger im Bestand, lange grün, also blattgesund und planophile Blattstellung. In 2023 war Wendelin mittelgut im Bestandesbild, teilweise auch dünner im Frühjahr, später besser, gleichmäßiger und dichter. Bundesweit macht sie einen guten Eindruck und ist als Verrechnungssorte aufgestiegen. Diese Sorte ist in der Abbauempfehlung.

Adamus E: Diese begrannte Sorte ist seit vier Jahren im Sortiment. Sie kommt auf 93 % Relativertrag bei schwankenden Erträgen. Die Proteingehalte liegen bei sehr guten 11,4 %. Auch der Feuchtklebergehalt ist mit 22,5 % gut. Die Fallzahl scheint mit 276 s recht niedrig. Im Bestand sah Adamus schön aus: mittlere bis höhere Pflanzenlänge, mittlere bis höhere Bestandesdichte, geringer bis mittlerer Unkrautbesatz. Die Bodenbedeckung im Frühjahr ist sehr gut. In 2023 stand diese Sorte anfänglich dennoch eher mitteldicht mit mehr Unkraut, später dann besser, dichter und gleichmäßiger. Wer hohe Qualitäten wünscht und die Vorteile der Begrannung mitnehmen möchte, kann diese Sorte ausprobieren.

Grannosos E: Seit drei Jahren im Sortiment aus der Öko-WP bis 2020 ist Grannosos, eine begrannte Sorte. Diese Sorte steht im Mittel dreier Jahre mit 95 % Relativertrag bei etwas schwankenden Erträgen in der Prüfung. Die Proteingehalte liegen bei mittleren 10,8 %, der Feuchtklebergehalt bei guten 21,4 %. Bundesweit wird diese Sorte als sehr gut eingeschätzt und ist als Vergleichssorte für die Öko-Wertprüfung durch das Bundessortenamt ausgewählt worden. Im Bestand sah Grannosos auf allen Standorten 2023 schön lang, dicht und gleichmäßig aus mit geringem Unkrautaufkommen bei planophiler Blatthaltung, sie ist recht blattgesund. Der Bodenbedeckungsgrad ist sehr gut. Diese Sorte sollte in die engere Wahl bei der Anbauplanung genommen werden.

Wital E: Eine neuere Sorte aus der Schweiz ist Wital. Sie kommt im Mittel dreier Jahre im Sortiment auf 91 % Relativertrag bei stärkeren Schwankungen. Die Proteinwert liegen bei mittleren 10,8 % und auch beim Feuchtkleber startet sie gut mit 22,1 %. Im Bestand sieht Wital ganz gut aus: mittellang bis lang bei mittlerer bis dichter Bestandesdichte und geringem bis mittlerem Unkrautaufkommen auch durch die planophile Blatthaltung. Allerdings ist die Bodenbedeckung nicht so gut. 2023 erschien sie mittelgut und gleichmäßig, an einem Standort aber auch etwas ungleich im Bestand. Außerdem fiel sie in Bad Sassendorf mit gelben Blättern im zeitigen Frühjahr auf und reagierte stärker auf die fehlende Mineralisation und Auswuchs zur Ente bis 26 %. Sie wird nicht weiter geprüft.


Neuere ein- bis zweijährig geprüfte E-Weizen-Sorten

Castado E: Ein weitere neuer Öko-Winterweizen aus 2021 ist Castado. Im Mittel von zwei Jahren kommt er zunächst auf 91 % Relativertrag. Der Proteingehalt liegt bei sehr guten 11,2 %. Erste Feuchtglutengehaltswerte erbringen gute 22,2 %. Die Fallzahl lag etwas niedriger bei 288 s. Castado ist schön mittellang bis lang im Pflanzenwachstum, dicht im Bestand und mit geringem Unkrautaufkommen, dabei gleichmäßig und blattgesund. In Wendlinghausen war sie 2022 etwas dünner und mit Braunrost behaftet. Das gleiche Bild zeigte sich 2023: insgesamt sehr schön im Bestand nur teilweise etwas dünner. Diese Sorte ist auch bundesweit sehr gut und wird als Vergleichssorte mitgeführt. Sie kann angebaut werden.

Montalbano E: Dieser begrannte Weizen steht 2023 neu im Sortiment in Dörentrup. Dort kommt er auf 97 % Relativertrag. Qualitätswerte liegen noch nicht vor. Im Bestand sah er bei geringer bis mittlerer Pflanzenlänge sowie Bestandesdichte mit mittleren bis höherem Unkrautaufkommen etwas dünner und ungleicher aus. Auch waren im zeitigen Frühjahr mehr vergilbte Blätter aufgrund mangelnder Nährstoffverfügbarkeit als bei anderen Sorten zu verzeichnen. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.


Mehrjährig geprüfte A-/B- & C-Weizen-Sorten

Chevignon B: Seit vier Jahren im Sortiment ist Chevignon, eine in Frankreich bereits schon weiter verbreitete Sorte. Auf die Winterfestigkeit muss geachtet werden. Diese Sorte steht in den Versuchen mit sehr guten 116 % Relativertrag. Der Proteingehalt liegt nur bei 9,0 %, der Feuchtgluteingehalt bei 16,9 %. Im Bestand steht sie mittelgut, kurz bis mittelang, teilweise auch schön dicht, grün und gesund, etwas besser als zum Beispiel Campesino oder Informer bei mittlerer Besandesdichte und mittlerem bis hohem Unkrautaufkommen. Sie kann aber auch zu dünn und ungleich stehen. Dennoch eine schöne Sorte, wenn Ökosaatgut zur Verfügung steht. Diese Sorte wurde teilweise in den Versuchen (Schleswig-Holstein) selektiv vom Wild verbissen und sollte nicht in der Nähe von Wald angebaut werden. Auch etwas Auswuchs bis 13 % war zu verzeichnen.

Fritop B: Eine neuere Sorte aus 2021 ist Fritop, eine begrannte Öko-Sorte. Im Mittel von drei Jahren kommt sie auf 98 % Relativertrag bei stärker schwankenden Erträgen zwischen den Jahren und Standorten. Der Proteinwert liegt nur bei 9,5 %, der Feuchtklebergehalt ist besser bei 21,1 %. Im Bestand sah diese Sorte sehr schön aus: sehr lang, dicht, gleichmäßig, kaum Unkraut auch durch die planophile Blatthaltung. Fritop weist eine sehr gute Bodenbedeckung im Frühjahr auf. Bei der Blattgesundheit fiel sie mit mehr Braunrost (Note 4 bis 6) negativ auf. Aufgrund der Länge scheint diese Sorte lageranfälliger zu sein, was 2023 auch teilweise in NRW - aber moderat - zu sehen war (Note 4 bis 5). In Hessen und Niedersachsen auf sehr schweren, lehmigen Standorten lagerte sie sehr stark. Daher wird auch Fritop aus der Prüfung genommen.  

Informer B: Auch diese Sorte ist seit vier Jahren dabei und startet ebenfalls mit sehr guten 113 % Relativertrag. Die Proteingehalte liegen bei 9,0 %, der Feuchtglutengehalt bei 15,8 %. Im Bestand sah sie anfänglich in Belecke und Lichtenau gut aus bei mittlerer Bestandesdichte und wenig Unkraut, in Wendlinghausen eher kürzer und dünner. Das zog sich bis zum Ende auch so hin: in Wendlinghausen eher geringere-mittlere Bestandesdichte und ungleicher Bestand, aber gerade in Belecke sehr lang und schön dicht und hier auch mit sehr guter Bodenbedeckung. 2021 und 2023 stand sie sehr kurz, dünn, ungleich mit viel Unkraut. 2022 war sie auf allen drei Standorten in NRW gleichmäßig und gesund - wie auch in Bad Sassendorf 2023. Auf gut versorgten Standorten kann diese Sorte angebaut werden.

KWS Keitum C: Die Sorte KWS Keitum aus 2020 steht im dritten Jahr im Sortiment. Sie kommt auf hervorragenden 121 % Relativertrag. Die Proteinwerte liegen bei 8,5 %, die Feuchtglutengehalte bei 16,1 %. Aufzupassen ist offenbar bei der Fahllzahl von 227 s. Im Bestand sah sie mittelgut aus: recht kurz bei mittleren Bestandesdichten und mittel bis höherem Unkrautaufkommen. Die Bodenbedeckung im Frühjahr ist sehr gut. Auch 2023 stand sie, wie 2022, etwas ungleich und eher im Mittelfeld. Sie reagiert leicht auf die Frühjahrsmineralisationslücke und hatte auch etwas Auswuchs bis 17 %. Diese Sorte kann angebaut werden.


Neue ein- bis zweijährig geprüfte A-/ B- & C-Weizen-Sorten (ohne Anbauempfehlung)

Illusion A: Neu im Prüfsortiment ist Illusion. Sie startet im Mittel von zwei Jahren mit 100 % Relativertrag. Der Proteingehalt liegt bei mittleren 10,4 % und die Feuchtglutengehalte bei besseren 21,2 %. Die Fallzahl lag nur bei 220 s. Im Bestand 2022 sah sie eher dünner und ungleich aus mit mehr Unkrautaufkommen, da sie auch eine geringere Bodenbedeckung im Frühjahr zeigte. Blattkrank mit etwas Gelbrost war in Wendlinghausen 2022 zu verzeichnen. 2023 stand sie besser: mitteldicht, bei mittlerer bis höherer Pflanzenlänge und Bestandesdichte mit mittlerem Unkrautaufkommen, teilweise etwas ungleichmäßig und dünner. Etwas Auswuchs von 10 bis 12 % war zu verzeichnen. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.

Rübezahl A: Diese Sorte kommt aus der Öko-Wertprüfung und ist als Sorte neu im Sortiment und auch als Vergleichssorte bundesweit aufgestiegen; sie steht nun auf allen gewerteten Prüfstandorten. Der Ertrag liegt bei mittleren 101 % relativ und schwankt stärker, da in Frankenhausen Lager zu verzeichnen war. Die ersten Proteinwerte sind mittelgut bei 10,9 % und mäßigen Feuchtkleberwerten von 21,0 %. Im Bestand sieht Rübezahl sehr schön aus: mittlere Pflanzenlänge, dichter Bestand und kaum Unkraut. In Dörentrup war diese Sorte etwas dünner aber dennoch schön gleichmäßig. Auffällig ist das große, schöne Fahnenblatt. Etwas Gelbrost ist in Niedersachsen schon gesichtet worden, in NRW hat sie maximal die Note 3. Eine für den Ökolandbau interessante Sorte zum Ausprobieren.

Tilsano A: Auch die neue begrannte Sorte Tilsano steht zum erstem Mal im Sortiment. Diese Sorte soll eine Steinbrandresistenz mitbringen. Im Frühjahr hatte diese Sorte in NRW auch größeren Stress mit der fehlenden Mineralisation, daher liegt der Ertrag im ersten Jahr bei nur 92 % relativ in NRW, in anderen Bundesländern besser bei bis 104 %. Erste Proteinwerte liegen bei guten 11,3 % und guten Feuchtklebergehalten von 22,1 %. Später im Jahr war sie im Bestand recht dicht bei mittlerer bis hoher Pflanzenlänge, mittlerer Bestandesdichte und geringem bis mittlerem Unkrautaufkommen. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.

Absolut A: Eine weitere neue Sorte ist Absolut, die erst einmal nur in Dörentrup geprüft wird. Sie kommt dort auf nur 91 % Relativertrag, in Hilligsfeld au 101 %. Ein erster Proteinwert liegt bei 10,1 %. Im Bestand steht Absolut recht kurz bei geringer bis mittlerer Pflanzenlänge sowie Bestandesdichte bei mittlerem bis hohem Unkrautdruck. Insgesamt ist diese Sorte recht dünn und ungleich im Erscheinungsbild. In Niedersachsen trat Gelbrost mit Boniturnote 5 bis 6 auf, daher wird diese Sorte nicht weiter geprüft.

Mandarin A: Ebenfalls neu im Sortiment ist Mandarin, eine begrannte Sorte. Die Bodenbedeckung im Frühjahr ist sehr gut. Sie ist offenbar eine schnellere Sorte, hatte anfänglich mit der fehlenden Mineralisation zu kämpfen und die Ähren sehr schnell geschoben. Sie kommt in diesem Jahr zunächst nur auf 93 % Relativertrag. Die ersten Proteinwerte liegen bei sehr guten 12,1 %, wie auch der Feuchtklebergehalt mit 23,7 %. Im Bestand war sie anfänglich dünner, später aber schön gleichmäßig. Die Pflanzenlänge ist mittel, Lager bei Note 4 im Auge zu behalten und etwas Unkraut kommt durch. In Niedersachen und Schleswig-Holstein ist schon Gelbrost bis Note 4 beobachtet worden. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.

SU Tarroca A: Diese neue EU-Sorte mit Halmbruchstabilität wird zunächst aus Platzgründen nur in Belecke geprüft. Dort kommt sie auf gute 104 % Relativertrag. Mit 11,4 % ist der erste Proteinwert gut. Der erste Feuchtkleberwert erreichte 21,7 %. Sie hat offenbar eine geringe Pflanzenlänge, geringe Bestandesdichte und hohes bis sehr hohes Unkrautaufkommen. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.

Gentleman B: Neu aus 2020 ist Gentleman in der Sortenprüfung. Diese Sorte erreicht im Mittel zweier Jahre sehr gute 109 % Relativertrag. Der Proteingehalt liegt bei 9,8 %, die Feuchtglutengehalte bei 18,9 %. Im Bestand präsentierte sich diese Sorte 2022 sehr kurz, dünner, ungleich mit auch eher schlechterer Bodenbedeckung im Frühjahr, aber blattgesund. In Bad Sassendorf war sie sehr dicht. Auch 2023 war sie sehr dünn im Bestand, kurz, ungleich mit viel Unkraut. Aufgrund des sehr hohen Unkrautbesatzes wird diese Sorte aus dem Prüfsortiment herausgenommen.

Obiwan B: Neu in der Prüfung in Bad Sassendorf ist Obiwan, eine weitere begrannte Sorte. Der erste Ertragswert lag bei sehr guten 112 %. Der Proteinwert liegt zunächst mit 10,3 im Mittel, der Feuchtklebergehalt mit 19,7 % unter dem Mittel. Die Pflanzenlänge ist sehr gering, dennoch ist die Bestandesdichte mittelgut, bei geringem bis mittlerem Unkrautdruck, insgesamt etwas ungleich im Erscheinungsbild. Diese Sorte scheint recht schnell zu sein und zeigte etwas Nährstoffstress im Frühjahr. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.

Debian B: ist eine weitere neue Sorte im Sortiment. Erste Ertragswerte liegen mit 111 % sehr gut. Der Proteinwert liegt zunächst mit 10,3 im Mittel, der Feuchtklebergehalt mit 19,9 % unter dem Mittel. Anfänglich ist sie im Bestand recht kurz und dünn und ungleich, später dann mitteldicht bei mittlerem Unkrautaufkommen. Debian ist in anderen Bundesländern mit Ährenfusarium-Boniturnote 5 bis 6 negativ aufgefallen. Da auch keine Öko-Vermehrung geplant ist, wird diese Sorte wieder aus dem Sortiment herausgenommen.

Knut B: Die Sorte Knut aus 2021 startet in der Prüfung im Mittel von zwei Jahren mit hervorragenden 119 % Relativertrag. Der Proteinwert liegt bei nur 9,2 % und die Feuchtklebergehalte bei 18,5 %. Im Bestand war Knut in 2022 ganz gut: mittellang und dicht, etwas ungleich, geringes Unkrautaufkommen. 2023 war sie in Dörentrup und Belecke recht dünn und ungleich, in Bad Sassendorf besser, aber eher im schlechteren Mittelfeld. Für gut versorgte Standorte mit geringem Unkrautdruck eine Sorte zum Ausprobieren.

SU Fiete B: Fiete ist 2023 zum erstem Mal in der Sortimentsprüfung in NRW. Diese Sorte startet mit guten 110 % Relativertrag. Der erste Proteinwert liegt bei mittleren 10,6 %, der Feuchtkleber bei 20,7 %. Hier scheinen sich guter Ertrag mit ausreichend Qualität zu vereinen. Die Pflanzenlänge und auch die Bestandesdichte ist gering bis mittel. Daher muss mit mittleren bis höheren Unkraut gerechnet werden. Die Sorte wirkt auch etwas ungleich und dünn im Bestand. Weitere Ergebnisse bleiben abzuwarten.

LG Exkurs B: Diese Sorte kommt aus der Öko-Züchtung (WP) und steht nun als Sorte im Versuch. Im Ertrag kam sie nur auf 91 %. Der Proteingehalt liegt bei guten 11,7 %, der Feuchtkleber bei 22,8 %. Die Pflanzenlänge ist gering bis mittel bei mittlerer Bestandesdichte und mittlerem Unkrautaufkommen. Der Bestand scheint recht gleichmäßig, aufrecht, aber etwas dünner. Auch LG Exkurs hat ein auffällig schönes, großes Fahnenblatt. Beim Braunrost fiel sie negativ auf mit Boniturnoten von 5 bis 7. Aufgrund der viel zu geringen Erträge für eine B-Weizen-Sorte und der Blattkrankheiten wird sie aus der Prüfung herausgenommen.

Revolver C: Eine weitere neue Sorte aus 2021 ist Revolver. Sie kommt im Mittel von zwei Jahren auf hervorragende 123 % Relativertrag. Die ersten Proteinwerte liegen nur bei 8,9 %, die Feuchtglutenwerte bei 15,6 %. Im Bestand erscheint Revolver mittellang, dicht, mal gleichmäßig, mal nicht gleichmäßig mit geringem Unkrautaufkommen. Auch 2023 sah sie mittelgut aus. Aufgrund der hohen Erträge eine interessante Sorte für bessere Lagen.


Empfehlungen für 2023

Langjährig geprüft und ausgewogen in Ertrag (101 %) und Qualität (10,3 % Protein, 20,0 % Kleber) ist Moschus. Moschus als sehr kurzer Weizen passt auf gut versorgte Standorte oder nach Kleegrasumbruch und wenig Unkrautdruck. Zum Ausprobieren können die neueren begrannten Öko-Sorten Grannosos (E) oder Rübezahl (A) angebaut werden, die ebenfalls ausgewogen erscheinen (95/101 % Ertrag, 10,8/10,9 % Protein, 21,4/21,0 % Kleber). Diese sind dann auch deutlich länger und unterdrücken Unkraut gut.

Anbauwürdig als ertragsbetonte Sorten aus dem B- und C-Weizen-Segment sind Chevignon (116 %), Informer (113 %) sowie KWS Keitum (121 %). Die neueren Sorten Knut (119 %) und Revolver (123 %) können ausprobiert werden. Diese zumeist sehr kurzen Futterweizensorten glänzen mit sehr hohen Erträgen, sind aber oft dünn und ungleich im Bestand und eignen sich vor allem für gut versorgte Standorte nach Umstellung oder Kleegrasumbruch bei geringem Unkrautdruck. Auch gibt es hier Diskussionen um die teilweise sehr geringen Proteinwerte, da in der Fütterung eine gewisse Mindestqualität gefordert wird.

Wer mehr Qualität haben will, kann mit den Öko-Züchtungen qualitätsbetonte Sorten anbauen. Wendelin als neuere Öko-Sorte scheint zudem ebenfalls ausgewogen in Ertrag (100 %) und etwas besser in der Qualität (10,3 % Protein und 23,2 % Kleber) zu sein. Ebenfalls sehr gut in der Qualität sind Aristaro (22,78% Kleber) und Adamus (22,5 % Kleber). Aristaro, Adamus und Grannosos sind überdies auch begrannte und trockenheitstolerantere Weizensorten.


Dr. Claudia Hof-Kautz, Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Kontakt zur Beratung

Dr. Claudia Hof-Kautz
Fachbereich 53 — Ökologischer Land- und Gartenbau
Versuchszentrum Gartenbau in Köln-Auweiler
Gartenstraße 11, 50765 Köln-Auweiler
Tel.: 0221 5340 177
Fax: 0221 5340 299
Mobil: 0171 5562 202
E-Mail: Claudia.Hof-Kautz@lwk.nrw.de

Saatgutbezug

Die Verwendung von ökologisch erzeugtem Saat- und Pflanzgut ist grundsätzlich gemäß EU-Bioverordnung vorgeschrieben. Der Saatgutbezug kann über die Ökosaatgutvermehrer aus NRW, wie die Bioland-Z-Saatgutliste, erhältlich beim Bioland Landesverband NRW, erfolgen. Die Verfügbarkeit einzelner Sorten finden Sie im Überblick unter www.organicXseeds.de. Zu beachten ist auch die Einstufung des Winterweizens in die Kategorie I. Vorhandene Sorten in den Qualitätsstufen Population, A, B, C und E müssen als Öko-Qualitätssaatgut verwendet werden.

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